Schwere Explosion erschüttert Havanna

Eine heftige Explosion hat sich am Freitagmorgen gegen 11 Uhr Ortszeit im Hotel Saratoga in Havannas Altstadt ereignet. Bilder und Videos von Augenzeugen zeigen schwere Beschädigungen an der Fassade des Gebäudes, die über drei Stockwerke hinweg komplett zerstört scheint. Laut Angaben der Behörden starben mindestens 22 Personen bei dem Unglück, 50 werden in Krankenhäusern behandelt.

Das Saratoga am 6. Mai (Quelle: CH)

Update (20 Uhr): Nach jüngsten Informationen der Provinzregierung Havannas ist die Zahl der Todesopfer auf 26 gestiegen. Das Rote Kreuz spricht von 32 Toten und 19 Vermissten. Unter den offiziell bestätigten Toten befinden sich vier Kinder im Alter zwischen 10 und 17 Jahren sowie eine spanische Touristin, die auf der Straße vor dem Hotel unterwegs war und deren Partner noch in Lebensgefahr schwebt. 80 Personen wurden verletzt, davon sind zur Stunde 46 hospitalisiert, die Mehrzahl im Universitäts- und Unfallkrankenhaus „Calixto García“ in Havannas Stadtteil Vedado. 12 Patienten befinden sich dort in kritischem Zustand.

Ursache war laut bisherigen Erkenntnissen ein Unfall beim Entladen von Flüssiggas von einem Lastwagen in die Lager des Hotels, wobei es offenbar zu einem Leck gekommen war. Die dabei entstandene Explosion muss überaus heftig gewesen sein. 23 Gebäude in der Gegend haben Schäden erlitten, darunter das Teatro Martí und eine benachbarte Grundschule, die sofort evakuiert wurde. Neben dem beteiligten LKW wurden mehrere Autos unter den Trümmern begraben. Der staatliche Energiekonzern Cupet kündigte noch am Freitag eine Untersuchung an.

Die Suche nach Verletzten wurde am Abend fortgesetzt und dauert zur Stunde weiter an. Spezialteams mit Hunden haben die ganze Nacht über die Trümmer durchkämmt. Wie lokale Medien berichten, konnte gegen 0:30 Uhr Kontakt mit einer im Erdgeschoss eingeschlossenen Person hergestellt werden. Kurze Zeit darauf wurde eine weitere Person gefunden. Wie Pedro Enriquez Calzadilla von der staatlichen Gaviota-Gruppe am Samstag Nachmittag erklärte, hätten am Tag der Explosion 51 Angestellte und zwei Restauratoren in dem Gebäude Dienst gehabt.

Bergungsarbeiten am frühen Samstagmorgen (Quelle: Cubadebate)

Unmittelbar nach der Explosion machten sich Kubas Präsident Miguel Díaz-Canel und Havannas erster Parteisekretär Antonio Torres Iríbar ein Bild von der Unglücksstelle.

Die Studentenvereinigung FEU rief am gestrigen Nachmittag gemeinsam mit den „Komitees zur Verteidigung der Revolution“ (CDR) zur Blutspende für die Verletzten auf. Innerhalb weniger Stunde bildeten sich lange Schlangen vor den Polikliniken, teilweise wurden Spender:innen mit Bussen befördert. Bis 20 Uhr haben sich mehr als 1500 Personen an der Aktion beteiligt. „Die schönste Schlange Kubas bleibt die Schlange der Solidarität“, kommentierte der ehemalige BBC-Korrespondent Fernando Ravsberg, der seit den 1990er Jahren in Havanna lebt (siehe Tweet).

Das Hotel Saratoga liegt am Rande von Havannas Altstadt, gegenüber des Parque de la Fraternidad in der Nähe des Capitolios. Es wurde 1879 errichtet und 2005 von Investoren umfangreich saniert. Seit 2012 wird das Fünf-Sterne-Hotel vom kubanischen Staat betrieben. Zu seinen berühmtesten Gästen zählen Stars wie Madonna und Beyoncé. Für Besucher war das Saratoga am Freitag noch geschlossen, nach zwei Jahren Coronabedingter Pause hätte die Wiedereröffnung am kommenden Dienstag (10. Mai) stattfinden sollen.

Havanna steht indes noch immer unter Schock. Der staatliche Kulturbetrieb Egrem kündigte am Samstagmorgen an, sämtliche Tanz- und Musikveranstaltungen für das Wochenende abzusagen. Kubas Medien nutzen seither schwarze Trauerbeflaggung auf ihren Webseiten und Social-Media Kanälen. Auch international löste das Unglück Bedauern aus. Boliviens Präsident Luis Arce übermittelte den Angehörigen der Opfer auf Twitter seine „Solidarität und Anteilnahme“. Ähnlich äußerten sich Venezuelas Außenminister Félix Plasencia und der ehemalige bolivianische Präsident Evo Morales, der erst vor kurzem in Havanna zu Gast war. China bekräftigte „angesichts dieses Moments der Trauer“ seine Unterstützung und Solidarität mit dem kubanischen Volk, auch Vietnam drückte seine Anteilnahme aus.

Quelle: Cuba heute