Überreste der Kommunistin Aurora Picornell durch DNA identifiziert

Eine DNA-Analyse ergab, dass die in einem Massengrab gefundenen Gebeine zur Kommunistin Aurora Picornell gehören, die im Widerstand gegen Franco umgebracht und zu einem Symbol des Spanischen Bürgerkriegs in Mallorca wurde.

Bereits vor einem Jahr ordnete die Landesregierung größere Exhumierungen auf der Balearen-Insel an. Ziel ist u.a. eine Aufarbeitung der Geschichte des spanischen Faschismus. Dabei kamen sterbliche Überreste von Opfern zutage, die dort von den Faschisten verscharrt worden waren. Eine DNA-Analyse konnte nun nachweisen, dass ein Leichnam die Überreste von Aurora Picornell darstellt – der nach der bekannteren kommunistischen Führungsfigur Dolores Ibárruri benannten Pasionaria von Mallorca.

Las rojas del Molinar

Aurora Picornell Femenías (1912 ‑1937) hätte am 1. Oktober ihren 110. Geburtstag gefeiert. Sie war eine spanische Kommunistin und von Beruf Näherin. Während der Zweiten Republik war sie eine der prominentesten Kader der Kommunistischen Partei Spaniens (PCE) in Mallorca. Sie engagierte sich aktiv für die Frauenbefreiung und publizierte mehrere Schriften und Artikel. Wegen ihres Engagements wurde sie während des Bürgerkriegs von den franquistischen Behörden auf Mallorca inhaftiert und gefoltert. Im Alter von 24 Jahren wurde sie zusammen mit anderen Jungkommunistinnen am Vorabend des Königstages 1937 erschossen. Sie und ihre Genossinnen wurden später unter der Bezeichnung Las rojas del Molinar, die Roten aus Molinar, bekannt.

Von der Gewerkschaft in die Kommunistische Jugend

Bereits mit 19 Jahren gründete sie zusammen mit anderen Aktivistinnen und Aktivisten eine Schneidergewerkschaft auf den Balearen und wurde deren Vizepräsidentin. Im Sommer desselben Jahres, 1931, trat sie der Kommunistischen Jugend Spaniens bei. Es dauerte auch nicht lange, ehe sie in der Kommunistischen Partei Spaniens (PCE) aufgenommen und mit wichtigen Funktionen betraut wurde, etwa als Rednerin und Schreiberin für die kommunistische Zeitschrift Nuestra palabra, für die sie indes schon vor ihrer Mitgliedschaft, nämlich mit 16 Jahren, erste Beiträge geschrieben hatte. 1934 war sie wiederum an der Gründung der Kommunistischen Partei auf Menorca beteiligt und arbeitete nebenher auch für die Internationale Rote Hilfe.

A. Picornell (dritte von rechts, stehend) hält mit Freude eine Ausgabe der Nuestra palabra in die Kamera.

Gefangenschaft und Ermordung

Als der Spanische Bürgerkrieg ausbrach, fiel Mallorca in die Hände der Franquisten. Picornell wurde verhaftet und ins Frauengefängnis von Mallorca gesteckt. Man hatte sie aufgegriffen, als sie die Zeitung Nuestra palabra verteilte. Dort befand sich auch ein Enthüllungsbericht aus ihrer Feder über die Lage und die Lebensbedingungen von im Gefängnis von Palma inhaftierten Frauen.

Verhandlungen um einen Gefangenenaustausch, der sie befreien sollte, scheiterten. Sie wurde in der Nacht vom 5. Auf den 6. Jänner von Falangisten aus dem Gefängnis geholt und in das Kloster Montuiri gebracht, wo man sie folterte und anschließend erschoss. Vier weitere Kommunistinnen teilten dieses Schicksal: Catalina Flaquer Pascua, ihre Töchter Antònia Pascual Flaquer und María Pascual Flaquer sowie Belarmina González Rodríguez, die Roten aus Molinar.

Die (un)sterblichen Überreste

85 Jahre lang lagen die sterblichen Überreste von Picornell in der Erde verborgen. Ihre korrekte Zuordnung ist definitiv eine gute Nachricht für Kommunistinnen und Kommunisten, Antifaschistinnen und Antifaschisten und für die Gedenkarbeit für Opfer des Faschismus im Allgemeinen. Selbst Politikerinnen und Politiker des bürgerlichen Lagers zollten Picornell nach ihrer Identifizierung auf ihre Weise Respekt. Ministerpräsidentin Armengol sprach davon, dass sie „für Momente wie diesen“ in die Politik gegangen sei. Der Bürgermeister von Manacor sprach von einem „der bewegendsten Momente meiner Amtszeit.“ Natürlich geht es dabei auch darum, den Antifaschismus für sich zu beanspruchen und ihn vom Revolutionären und Antikapitalistischen, wofür Aurora Picornell unzweifelhaft steht, reinzuwaschen.

Kommunistinnen und Kommunisten dagegen nehmen das Gedenken der Opfer des Faschismus ernst. Sie ehren nicht nur das Symbolträchtige und den Symbolstatus dieser prominenten Opfer, sondern lernen aus ihren Taten, Erfahrungen und aus den innersten Beweggründen dieser Menschen. Menschen wie Aurora Picornell werden so zu unsterblichen Vorbildern, die nicht mehr vergessen werden können.

Quellen: telesur / MallorcaZeitung

 

Quelle: Zeitung der Arbeit