Privatisierte Spitäler sind schlechter und gefährlicher

Übernommen von Zeitung der Arbeit:

Dieser Tage wurden zwei großangelegte Studien präsentiert, die vor allem anhand des US-Gesundheitswesens belegen, dass nach der Privatisierung von Spitälern die Versorgung der Patientinnen und Patienten schlechter, die Gefahr im Krankenhaus neue Krankheiten zu erwerben größer, und die Kosten höher sind.

USA. „Es gibt jede Menge Hinweise dafür, dass die Übernahme von Gesundheitseinrichtungen durch Private-Equity-Firmen die Kosten für die Versorgung hinauftreibt. Eine neue Studie zeigt auch, dass die Qualität sinkt“, berichtet der US-Pharma-Info-Dienst STAT.

Die Fachleute haben dafür Daten von über 660.000 Patienten und Patientinnen mit staatlicher Krankenversicherung („Medicare“) nach Aufnahme in 51 von privaten Investoren übernommenen US-Krankenhäusern analysiert. Als Kontrollgruppe dienten über vier Millionen Spitalsaufnahmen in 259 Krankenhäusern anderer Träger. Die Spitalsaufenthalte geschahen zwischen 2009 und 2019.

Die Verkauf der Spitäler an die Privatinvestoren wirkte sich auf die Patienten und Patientinnen negativ aus. Denn danach „stieg bei den Medicare-Patienten, die in solche Krankenhäuser aufgenommen wurden, die Zahl der im Spital erworbenen Erkrankungen im Vergleich zu den ‚Kontrollkrankenhäusern‘ um 25 Prozent“, schreiben die Fachleute.

Erklären lasse sich dies durch deutlich mehr Stürze und häufigere Blutinfektionen in den privatisierten Krankenhäusern. Die Häufigkeit von Wundinfektionen nach chirurgischen Eingriffen verdoppelte sich.

In der gesundheitspolitischen Debatte in vielen Ländern kommt immer wieder das Argument auf, dass eine „Privatisierung“ von Spitälern, Pflegeheimen, Ambulanzen oder Arztpraxen zu einer kostengünstigeren Versorgung führen könne. Der US-Pharma-Infodienst STAT führt dazu allerdings eine weitere, vor Kurzem im „British Medical Journal“ erschienene Studie als Gegenbeweis an.

Ein Team um Alexander Borsa von der Columbia University in New York hat dafür wissenschaftliche Studien aus acht Staaten neuerlich analysiert. Die meisten Untersuchungen stammten aus den USA mit Gesundheitseinrichtungen in der Hand von Privatinvestoren. Auch in dieser Untersuchung gab es ein negatives Resultat. „Über verschiedenen Messgrößen hinweg war das Eigentum (an der Einrichtung; Anm.) durch private Geldgeber konsistent mit einem Anstieg der Kosten für Patienten oder Zahler (z.B. Krankenversicherungen; Anm.) verbunden.“ Das Bild zur Qualität der Versorgung in den privaten Gesundheitseinrichtungen sei „gemischt“ bis hin zu einer Tendenz zum Schlechten gewesen.

„Hochwertige Gesundheitsversorgung ist ein Grundrecht“

„Die von Gesundheitsminister Rauch hastig durchgepeitschte Gesundheitsreform öffnet privaten Investoren im österreichischen Gesundheitswesen Tür und Tor und bedroht unser Gesundheitssystem massiv. Es besteht die Gefahr, dass die Gesundheitsversorgung nach wirtschaftlichen statt medizinischen Kriterien erfolgt, wodurch Patientinnen und Patienten, deren Behandlung sich aus ökonomischen Gründen nicht mehr rentiert, vernachlässigt werden, ebenso wie unser solidarisches Gesundheitssystem“ sagt in Bezugnahme zu diesen Studien der Präsident der Österreichischen Ärztekammer, Johannes Steinhart.

International gibt es einen starken Trend von Finanzinvestoren, ihr Geld im Gesundheitswesen anzulegen, wahrscheinlich auch, weil im Grunde jeder Mensch auf solche Dienstleistungen angewiesen ist. In der Studie in BMJ ist von weltweit mehr als 200 Milliarden US-Dollar an Kapitalflüssen für Übernahmen etc. seit dem Jahr 2021 die Rede.

Ärztekammer-Präsident Steinhart appelliert an Gesundheitsminister Johannes Rauch: „Eine hochwertige Gesundheitsversorgung stellt ein Grundrecht für alle Menschen dar. Wirtschaftliche Interessen dürfen niemals über den Patienteninteressen stehen. Mit dem Beschluss der Gesundheitsreform drängen nun auch internationale Konzerne in unser Gesundheitssystem. Herr Minister, handeln Sie im Sinne der Patientinnen und Patienten. Zustände wie in den USA darf es bei uns in Österreich niemals geben.“

Wenn privates Kapital zum Kauf von Gesundheitseinrichtungen verwendet wird, dann wollen die Investoren Rendite sehen. Deshalb ist es eine Ironie der Geschichte, dass ausgerechnet ein Gesundheitsminister von der Partei der Grünen Privatisierungen Tür und Tor öffnet. Vor ihrer Regierungsbeteiligung haben sie die Privatisierung im Gesundheitswesen strikt abgelehnt.

Quellen: STAT/The BMJ/science.ORF/OTS

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Quelle: Zeitung der Arbeit