11. November 2024

Sozial-ökologische Transformation: NGG und ANG ziehen an einem Strang

Übernommen von NGG: Pressemitteilungen:

Es geht nur gemeinsam – darüber waren sich die 80 Teilnehmenden der von NGG und ANG ausgerichteten Klima- und Transformationskonferenz im Rahmen des Sozialpartnertages nach zwei diskussionsfreudigen Tagen einig. Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten und die Arbeitgebervereinigung Nahrung und Genuss e.V. hatten vom 29. bis 30. Oktober ins Haus der Land- und Ernährungswirtschaft in Berlin geladen. Im Fokus stand, wie sich wirksamere und vor allem einfachere verbindliche Maßnahmen für Klimaneutralität, nachhaltige Produktionsprozesse und Lebensmittelkonsum und faire Lieferketten erzielen lassen.

Die Auswirkungen des menschengemachten Klimawandels und das veränderte Konsumverhalten der Verbraucherinnen und Verbraucher zwingt die Hersteller von Nahrungsmitteln schon länger zum Umdenken, was ihnen gleichzeitig neue Chancen und Geschäftsmodelle eröffnet. Wie die Transformation gemeinsam für alle gelingen kann, stand im Mittelpunkt der ersten Klimakonferenz von NGG und ANG. Diskutiert wurde in unterschiedlichen Panels die übergreifende Fragestellung, wie durch die Dekarbonisierung unserer Wirtschafts- und Lebensweise Klimaneutralität bis 2045 erreicht werden kann und was das für die Mitarbeitenden, Betriebe und Wettbewerbsfähigkeit bedeute.

Der nachhaltige Umbau des Ernährungssektors ist alternativlos aber noch zu schwerfällig

Als zentrales Ergebnis der zwei Tage fasst Guido Zeitler, Vorsitzender der NGG, zusammen: „Der nachhaltige Umbau des Ernährungssektors ist alternativlos. Wir wissen aber auch, er geht er nicht von heute auf morgen, weil die ökologische Transformation der Branche weitere massive Anpassungsprozesse in der Herstellung und auf Produktseite nötig machen wird. Damit der Wandel gelingt, müssen alle Beteiligten ihren Beitrag auf verschiedenen Ebenen leisten.“

Als Gewerkschaft fordert die NGG, dass die Situation der Beschäftigten in Ernährungsindustrie und Ernährungshandwerk, auch in Getränke- und Genussmittelindustrie noch viel stärker in den Blick gerückt werden muss. „Dabei geht es um Arbeitsplatzsicherheit und die Wertschätzung ihrer Arbeit: durch ihre Arbeitgeber, aber auch durch die verantwortlichen politischen Akteure“, so Zeitler.

Auch ANG-Präsident Ralf Hengels betonte, dass viele Nachhaltigkeitsziele nur gemeinsam in der Wertschöpfungskette erreicht werden können. „Der Gesetzgeber hat mit dem EU Green Deal hohe Mindeststandards für Unternehmen gesetzt. Unabhängig vom Geltungsbereich werden über die Wertschöpfungsketten alle Unternehmen unweigerlich mit diesen Anforderungen konfrontiert. Vor allem die Dokumentationspflichten drohen hier zum Fallbeil für spürbare Fortschritte in den Unternehmen zu werden. Über tausend Datenpunkte zur Nachhaltigkeit pro Unternehmen, das ist ein bürokratischer Aufwand, der in keinem Verhältnis steht und derzeit die Wirtschaft lähmt. Hier muss Politik gegensteuern.“

Hengels betonte mit Blick auf die konjunkturelle Lage der Branche auch die ökonomische Dimension von Nachhaltigkeit: „Nachhaltigkeit ist in großen wie in kleinen Unternehmen ein andauernder Prozess, dessen Maßnahmen oft mit steigenden Kosten verbunden sind. Es gilt daher sicherzustellen, dass die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe am Weltmarkt heute und in Zukunft gesichert ist. Wenn Betriebe und Beschäftigung abwandern, werden Nachhaltigkeitsentscheidungen dort getroffen, wo wir sie am wenigsten beeinflussen können, das muss verhindert werden.“

Transformationsprozesse gemeinsam beschleunigen

NGG und ANG versicherten auf der Klimakonferenz, dass sie die ökologisch-sozialen Transformationsprozesse gemeinsam beschleunigen wollen. Klar sei aber auch: Derart große gesellschaftliche und wirtschaftliche Umwälzungen brauchen demokratische Mitgestaltung und eine soziale Dimension. Eine rein ökologische, rein digitale, rein wirtschaftlich effiziente Transformation wird nicht funktionieren und nicht tragen ohne soziale Kompensation. „Die Politik muss dabei die Menschen unterstützen, die eben nicht über Vermögen und hohe Einkommen verfügen. Wohnen, Essen, Mobilität muss für alle Menschen bezahlbar bleiben“, fordert Zeitler.

Abschließend hebt Hengels die Tarifautonomie als tragende Säule der Sozialen Marktwirtschaft und Garant für sozialen Frieden und Wohlstand in Deutschland hervor: „Tarifautonomie garantiert, dass Arbeitgeber und Arbeitgeberverbände gemeinsam mit Gewerkschaften in Tarifverträgen die Arbeitsbedingungen für eine Vielzahl von Arbeitsverhältnissen regeln. Sozialpartnerschaft kann aber noch viel mehr leisten als nur Entgelttarifverträge, sie kann Unternehmen im Wandel unterstützen. Sozialpartner können im gemeinsamen Dialog Antworten auf wichtige gesellschaftspolitische Veränderungen geben.“

Ausblick

Insgesamt zeigten sich die Teilnehmenden der Klimakonferenz zuversichtlich, dass die Transformation gemeinsam gelingen wird. NGG und ANG wollen dazu in der Diskussion bleiben und auch den Dialog mit der Bundesregierung intensivieren. Klar ist: auch die Ernährungs- und Getränkeindustrie leidet unter den derzeit hohen Kosten der Energiewende und braucht breitenwirksame Entlastungen. Zudem gibt es energieintensive Unternehmen, die in den Blick der Energiepolitik gehören und für die ein Spitzenausgleich für Gas nötig ist.

Klare Rahmenbedingungen und Planbarkeit über den Tag hinaus sind zentrale Bausteine, um die Energiewende zu schaffen. Nur dann können die Unternehmen die zwingend erforderlichen Zukunftsinvestitionen in neue Technologien und die Qualifizierung ihrer Beschäftigten tätigen. Bei der Verbesserung der Lebensmittelerzeugung müssen auch die Verbraucher*innen mitgenommen werden. Durch mehr Transparenz und valide wie vergleichbare Information sollen sie besser als bisher in den Stand versetzt werden, sich bewusst für hochwertige, ökologisch nachhaltige und unter guten Arbeitsbedingungen erzeugte Lebensmittel zu entscheiden.

Quelle: Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten

NGG