Übernommen von Internationaler Gewerkschaftsbund:
Anlässlich des diesjährigen Internationalen Gedenktages für die Opfer von Arbeitsunfällen am 28. April fordert der IGB dringende Maßnahmen, um das Leben und die Rechte arbeitender Menschen im Zeitalter der Digitalisierung und künstlichen Intelligenz (KI) zu schützen.
KI verändert die Arbeitswelt mit beispielloser Geschwindigkeit. Hinter dem Innovationspotenzial verbirgt sich jedoch eine düstere Realität: algorithmisches Management, ständige Überwachung, unmögliche Produktivitätsziele und gefährliche Arbeitsbedingungen. Die Technologie wird nicht eingesetzt, um die Arbeitsbedingungen und die Sicherheit zu verbessern, sondern um sie auszuhöhlen, wodurch Leben und Gesundheit gefährdet werden.
- KI-gesteuertes Management erhöht bereits jetzt den Druck auf 427 Millionen Beschäftigte weltweit.
- 80% der großen Arbeitgeber nutzen KI, um die Produktivität einzelner Beschäftigter zu verfolgen.
- Die Beschäftigten sind mit Burnout, Verletzungen und unerträglichem Stress konfrontiert, weil sie ständig überwacht werden, unrealistische Zielvorgaben und keinen Einfluss darauf haben, wie die Technologie eingesetzt wird.
“Allzu oft wird künstliche Intelligenz nicht als Werkzeug für den Fortschritt genutzt, sondern als Waffe gegen die Beschäftigten”, so IGB-Generalsekretär Luc Triangle.
“Von Warenlagern bis zu Krankenhäusern, von Lieferdiensten bis zu Datenlaboren – die Beschäftigten stehen unter einem nie dagewesenen Druck. Beim Einsatz neuer Technologien müssen die Normen aller anderen Veränderungen am Arbeitsplatz beachtet werden: Die Beschäftigten haben ein Recht darauf, angehört und einbezogen zu werden. Dieses grundlegende, demokratische Recht am Arbeitsplatz wird dafür sorgen, dass der Einsatz von KI so gestaltet wird, dass Sicherheit, Fairness und Würde im Mittelpunkt stehen. Die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und ihre Gewerkschaften müssen zum Wohle aller mit am Tisch sitzen.”
Der Einsatz neuer Technologien, wie etwa KI, ohne angemessene Anhörung der Beschäftigten und ihrer Gewerkschaften führt bereits überall auf der Welt zu ernsthaften Problemen:
- Auf den Philippinen starb der 19-jährige Fahrradkurier Jasper Dalman während seiner Arbeit für Foodpanda. Seine Gewerkschaft RIDERS-SENTRO hat Anerkennung und Versicherungsrechte erkämpft, nachdem sein Tod die tödlichen Folgen algorithmischer Ausbeutung durch unmögliche Produktivitätsziele deutlich gemacht hatte.
- In der Türkei wurden bei Telus angestellte TikTok-Moderatoren entlassen, nachdem sie sich gegen unmenschliche KI-gesteuerte Arbeitsbelastungen und traumatisierende Inhalte gewehrt hatten.
- In den USA sind über Plattformen beschäftigte Krankenpflegekräfte mit KI-gesteuerten Schicht-Apps konfrontiert, die Maßnahmen zum Schutz der Beschäftigten umgehen und gefährliche Bedingungen für sie und ihre Patienten schaffen.
Der IGB fordert:
- Die umfassende Beteiligung der Gewerkschaften an der Gestaltung und Nutzung von KI am Arbeitsplatz.
- Transparente, am Menschen orientierte Technologie, die für Rechte und Sicherheit sorgt.
- Ein verbindliches ILO-Übereinkommen zur Plattformarbeit, um alle Beschäftigten in der digitalen Wirtschaft zu schützen.
An diesem 28. April gedenken wir der Toten und kämpfen für die Lebenden. Die Technologie sollte für uns arbeiten, nicht gegen uns.
Der neue IGB-Bericht ‘Artificial intelligence and digitalisation: A matter of life and death for workers ‚ (Künstliche Intelligenz und Digitalisierung: Eine Frage von Leben und Tod für die Beschäftigten) stellt die drohenden physischen und psychosozialen Schäden am Arbeitsplatz heraus, wenn diese Technologien ohne Anhörung der Arbeitskräfte eingeführt werden.

