24. Juni 2025

24. Juni 2025
InternationalKlassenkampf

Arbeitnehmerrechte weltweit im Niedergang: Der Globale Rechtsindex des IGB 2025

Übernommen von Internationaler Gewerkschaftsbund:

Laut dem Globalen Rechteindex 2025 des IGB verschlechtern sich die Arbeitnehmerrechte auf allen Kontinenten rapide. Europa und Amerika verzeichnen die schlechtesten Ergebnisse seit Einführung des Index im Jahr 2014. Nur noch sieben Länder erreichen das beste Rating 1 für die Achtung der Arbeitnehmerrechte, während 40 Länder mit 5 bewertet werden.

Wenn sich der aktuelle Trend fortsetzt, wird in zehn Jahren kein Land mehr das beste Rating 1 erreichen.

Die wichtigsten Erkenntnisse:

  • In drei von fünf Regionen weltweit verschlechterten sich die Bedingungen; Gesamtamerika (3,68) und Europa (2,78) erreichten ihre bisher schlechtesten Werte. Europa setzte seinen rasanten Abwärtstrend fort und fiel von 1,84 im Jahr 2014 weiter ab – der deutlichste Rückgang, der in den letzten zehn Jahren weltweit in einer Region zu verzeichnen war.
  • Nur sieben der 151 untersuchten Länder (weniger als 5 %) erreichten die Bestnote 1 – vor zehn Jahren waren es noch 18.
  • Dies sind die zehn schlimmsten Länder für Erwerbstätige: Ägypten, Bangladesch, Belarus, Ecuador, Eswatini, Myanmar, *Nigeria (NEU), die Philippinen, Türkei und Tunesien.
  • Die weltweit schlechteste Region für erwerbstätige Menschen ist der Nahe Osten und Nordafrika mit einem durchschnittlichen Rating von 4,68.
  • In Guatemala, Kamerun, Kolumbien, Peru und Südafrika wurden Gewerkschaftsmitglieder getötet.
  • 87% der Länder haben das Streikrecht verletzt. In 80% der Länder wurde das Tarifverhandlungsrecht verletzt.
  • Der Zugang der Beschäftigten zur Justiz war in 72 % der Länder eingeschränkt, ein bisher nie dagewesener Tiefstand.

IGB-Generalsekretär Luc Triangle sagte dazu:

„Der Globale Rechtsindex des IGB 2025 deckt auf, welche Folgen der Verrat an dem nach dem Zweiten Weltkrieg auf Demokratie, Gewerkschaftsrechten und Gerechtigkeit gegründeten System hat.
Jahrzehntelang Deregulierung, Neoliberalismus und Vernachlässigung durch die Politik haben zum Niedergang der Arbeitnehmerrechte beigetragen. Dadurch wurden Millionen Menschen entrechtet und der Weg geebnet für Extremismus, Autoritarismus und den Putsch der Milliardäre gegen Demokratie , der jetzt die Demokratie bedroht.

Setzt sich dieser Trend fort, wird es in zehn Jahren kein Land mehr auf der Welt geben, das in Bezug auf die Achtung von Arbeitnehmerrechten das beste Rating erhält. Dies ist ein globaler Skandal, aber er ist nicht unausweichlich; es handelt sich um eine bewusste Entscheidung, die rückgängig gemacht werden kann.

Deshalb prangert der IGB den koordinierten Angriff der Superreichen und ihrer Verbündeten in der Politik an, mit dem sie die Volkswirtschaften gegen die arbeitende Bevölkerung manipulieren wollen. Dass sich die Arbeitnehmerrechte im Rechtsindex 2026 verschlechtern werden, muss nicht zwangsläufig sein.

Mit starken, unabhängigen Gewerkschaften und einer Demokratie, die für alle da ist, können wir uns die Macht zurückholen, Volkswirtschaften wiederaufbauen, die den Menschen dienen und nicht den Konzernen, und internationale Institutionen fordern, die gegenüber denen rechenschaftspflichtig sind, zu deren Schutz sie eigentlich geschaffen wurden.
Unsere Bewegung kämpft jeden Tag für diese Zukunft – und am Index des nächsten Jahres muss sich Beginn eines echten Wandels zeigen.“

Weitere wichtige Erkenntnisse:

  • In zwölf Ländern haben sich die Bedingungen aufgrund von Konflikten und dem damit einhergehenden Zusammenbruch der Rechtsstaatlichkeit so stark verschlechtert, dass sie nun das niedrigstmögliche Rating von 5+ erhalten. Diese Länder sind: Afghanistan, Burundi, Haiti, Jemen, Libyen, Myanmar, Palästina, Somalia, Sudan, Südsudan, Syrien und die Zentralafrikanische Republik.
  • Nur drei Länder konnten ihr Rating 2025 verbessern: Australien (2), Mexiko (3) und Oman (3).
  • Sieben Länder haben schlechtere Ratings: Argentinien (4), Costa Rica (4), Georgien (4), Italien (2), Mauritanien (5), Niger (4), Panama (4).
  • 75% der Länder haben Beschäftigte vom Recht auf die Gründung von und den Beitritt zu Gewerkschaften ausgeschlossen.
  • 74% der Länder haben die Zulassung von Gewerkschaften behindert.
  • 45% der Länder haben die Rede- und Versammlungsfreiheit eingeschränkt.
  • In 71 Ländern wurden Beschäftigte im Jahr 2023 festgenommen und inhaftiert.
  • In 40 Ländern waren Beschäftigte Gewalt ausgesetzt.

Der Globale Rechtsindex 2025 der IGB wird am 2. Juni bei der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) in Genf veröffentlicht, zeitgleich mit dem Beginn der Internationalen Arbeitskonferenz (IAK), dem Weltparlament der Arbeit.
Schwerpunktthemen des IGB auf der Arbeitskonferenz sind u. a. der Umgang mit den Rechtsverletzungen über den IAO-Ausschuss für die Durchführung der Normen und die Umsetzung der Maßnahmen nach Artikel 33 in Bezug auf Myanmar, Verbesserungen beim Schutz in der Plattformökonomie, die Bekämpfung biologischer Gefahren am Arbeitsplatz und die Förderung innovativer Wege zur Regularisierung informeller Beschäftigung. Die im Index 2025 aufgezeigten Verstöße werden in diese Arbeit einfließen.

Bei der IAK findet am 10. Juni um 13:30 Uhr MESZ eine Sondersitzung zum Globalen Rechtsindex des IGB für 2025 statt, in der Vertreter*innen von Gewerkschaften aus einigen der weltweit für Beschäftigte schlimmsten Länder berichten werden. Redebeiträge halten außerdem der Generalsekretär des IGB, Luc Triangle, und der Leiter der Rechtsabteilung der IGB, Paapa Danquah.

Der Globale Rechtsindex des IGB ist ein umfassender Überblick über die Arbeitnehmerrechte in 151 Ländern anhand einer Liste von 97 Indikatoren aus ILO-Übereinkünften und Gerichtsurteilen und ist damit die einzige Datenbank ihrer Art. Rechtsverletzungen werden jedes Jahr von April bis März dokumentiert.

Quelle: Internationaler Gewerkschaftsbund