Verweigertes Gedenken in Berlin

Brandenburger Tor. Foto: wici (public domain)Mit einem offenen Brief hat sich der europapolitische Sprecher der Linksfraktion im Bundestag an den Regierenden Bürgermeister von Berlin, Michael Müller, gewandt, der an der Spitze einer Koalition aus SPD, Linkspartei und Grünen die Bundeshauptstadt regiert. Anlass für das Schreiben von Andrej Hunko ist das Gedenken für die Opfer des Anschlags gestern in Sankt Petersburg. Die Senatskanzlei hatte mitgeteilt, dass anders als bei vergleichbaren Anschlägen zuvor das Brandenburger Tor nicht als Zeichen des Mitgefühls in den Farben des attackierten Landes angestrahlt wird.

Zwar verstehe er, »dass angesichts des Ausmaßes des Leides in der Welt nur schwer aller Opfer gedacht werden kann«, schreibt Hunko in dem Brief. Es dürfe aber keine »Hierarchisierung der Opfer« geben. Hunko weiter: »Dass vor dem Hintergrund der angeschlagenen deutsch-russischen Beziehungen und der Geschichte dieser Stadt aber ausgerechnet Sankt Petersburg ausgeklammert wird, hat für mich einen bitteren Beigeschmack. Begründet die Leningrader Blockade zwischen 1941 und 1944 keine ausreichend ,besondere’ Beziehung zu dieser Stadt? Mehr als eine Million Menschen fielen diesem deutschen Kriegsverbrechen zum Opfer.«

In dieser Frage seien »politisches und menschliches Fingerspitzengefühl« notwendig, so Hunko weiter. »Ich möchte Sie von daher bitten, Ihre Entscheidung zu überdenken und den Opfern und Angehörigen von Sankt Petersburg entgegenzukommen, indem das Brandenburger Tor ein letztes Mal zum Gedenken beleuchtet wird.«

Auch formellen Argumenten versucht der Brief vorzugreifen, hatte die Senatskanzlei ihre Entscheidung doch damit begründet, dass nur Partnerstädte die besondere Behandlung zuteilwerde. »Auch wenn keine Städtepartnerschaft zwischen Berlin und Sankt Petersburg besteht, so gibt es sehr wohl eine solche zwischen Berlin-Mitte und dem Petrogradskij Rajon, einem Stadtteil Sankt Petersburg, der nicht weit vom Anschlagsort entfernt ist.«