Wachsender Widerstand gegen Waffenlobby

Für den 24. März planen US-amerikanische Schülerorganisationen in der Hauptstadt Washington einen »Marsch für unsere Leben«, auf dem Zehntausende Schülerinnen und Schüler nach dem jüngsten Massaker mit einer legalen Waffe an einer Schule in Florida schärfere Waffenkontrollen fordern. Sie haben es satt, daß in den USA immer wieder von »psychisch gestörten Tätern« die Rede ist, nie aber von der Waffenlobby »National Rifle Association« und der Verantwortung der NRA dafür, daß statistisch gesehen heute jeder Bürger der Vereinigten Staaten über eine Schußwaffe verfügt.

Gestern abend MEZ wollte sich USA-Präsident Donald Trump mit Schülerinnen und Schülern der Marjory Stoneman Douglas High School zu einer »listening session« treffen, also zuhören. An dieser Schule in Parkland hat ein 19-Jähriger am Mittwoch vergangener Woche eine Rauchbombe gezündet, um Feueralarm auszulösen, und anschließend wahllos auf ehemalige Mitschüler und Lehrer gefeuert. Bei dem Schulmassaker starben 14 Schüler und drei Erwachsene, Dutzende Menschen wurden teils schwer verletzt. Berichten zufolge hat sich der Footballcoach Aaron Feis selbstlos in den Kugelhagel geworfen, um seine Schüler zu schützen. Er habe vermutlich vielen das Leben gerettet, bevor er selbst starb.

An fast allen Bildungseinrichtungen in den USA gehören sogenannte »Lockdown drills« längst zum Alltag. Schüler aller Altersklassen üben dabei ihr Verhalten bei einem Massaker – unter anderem werden die Klassenräume sofort von innen verschlossen und verdunkelt. In Parkland setzte der Täter diese Verhaltensregeln an seiner alten Schule gezielt außer Kraft – wegen des von ihm ausgelösten Feueralarms blieb niemand im Klassenraum. Einige Kinder sollen sich noch gewundert haben: Es war bereits der zweite Feueralarm an diesem Valentinstag. Der erste war tatsächlich eine Übung.

Was Trump den wütenden Schülern bisher angeboten hat – effektivere Durchleuchtung von Waffenkäufern, Verbot von Aufsatzvorrichtungen, die aus halb- vollautomatische Gewehre machen – dürfte nicht reichen. Zumal der 19-jährige Täter in Florida seine halbautomatische Waffe nicht mit einem solchen »bump stock« aufgerüstet hatte. Auch von dem gestrigen Treffen mit Trump war nicht viel zu erwarten, hatte doch die »New York Times« vergangene Woche berichtet, der Präsident habe von Mitarbeitern gedrängt werden müssen, sich am Tag nach dem Massaker dazu zu äußern.

Nach einer Zählung des Blattes sind nach dem Amoklauf an der Sandy Hook Elementary School am 14. Dezember 2012 bei mehr als 200 sogenannten »Shootings« an US-amerikanischen Schulen mehr als 400 Menschen ums Leben gekommen. Allein seit dem Jahreswechsel gab es nach jüngsten Angaben von Chris Murphy, demokratischer Senator für Connecticut, bereits 19 Vorkommnisse mit Schußwaffen an Schulen in den USA.

Damit sich das endlich ändert, wird es darauf ankommen, daß der Marsch auf Washington ein Erfolg wird. Weil Hollywood- und Showbiz-Größen wie George Clooney, Steven Spielberg und Oprah Winfrey die Schüler – nicht nur finanziell – unterstützen, könnte die Manifestation tatsächlich, wie nicht nur Clooney hofft, ein »bahnbrechendes Ereignis« werden.

Oliver Wagner

 

Aus: Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek