Deutsch-französisches Gipfeltreffen – Befürchtungen und Erwartungen von PRO ASYL

PRO ASYL warnt: Umgang mit Flücht­lin­gen ist die Mess­lat­te für die Gel­tung euro­päi­scher Wer­te

Anläss­lich des heu­ti­gen deutsch-fran­zö­si­schen Gip­fel­tref­fens appel­liert PRO ASYL an den fran­zö­si­schen Prä­si­den­ten Macron und die Bun­des­kanz­le­rin Mer­kel: Der Umgang mit Flücht­lin­gen an den Außen­gren­zen der EU ist die Mess­lat­te für die Gel­tung euro­päi­scher Wer­te. Wir erwar­ten Schutz vor Fol­ter, effek­ti­ve Kon­trol­le von Behör­den­han­deln durch Gerich­te, Schutz vor Zurück­wei­sung von Ver­folg­ten und Ach­tung der Men­schen­rech­te von Flücht­lin­gen.

PRO ASYL sieht die Gefahr, dass Macron und Mer­kel öffent­lich von Rechts­staat­lich­keit und Demo­kra­tie reden, in der Rea­li­tät aber die Eini­gung der EU-Staa­ten auf den kleins­ten gemein­sa­men Nen­ner vor­be­rei­ten. »Gren­zen zu, Haft­la­ger, kei­ne inhalt­li­che Prü­fung von Asyl­an­trä­gen, Abschie­bun­gen ohne effek­ti­ven Recht­schutz – das ist nicht das Euro­pa der Men­schen­rech­te«, warnt Gün­ter Burk­hardt, Geschäfts­füh­rer von PRO ASYL.

Deals mit Staa­ten wie der Tür­kei sind mit euro­päi­schem Recht nicht zu ver­ei­nen. Es ist absurd zu glau­ben, die Tür­kei wür­de ent­spre­chend Völ­ker- und Men­schen­rech­ten Flücht­lin­gen Schutz garan­tie­ren und ihre Men­schen­rech­ten ach­ten. Weder die Tür­kei noch Staats­rui­nen wie Liby­en sind für Flücht­lin­ge siche­re Dritt­staa­ten. Und genau des­we­gen zie­len die jüngs­ten Vor­schlä­ge der EU-Prä­si­dent­schaft auf die boden­lo­se Absen­kung der Anfor­de­run­gen an angeb­lich siche­re Staa­ten ab. Abschie­bung ohne inhalt­li­che Prü­fung von Asyl­an­trä­gen in Dritt­staa­ten, die mei­len­weit von rechts­staat­li­chen Ver­hält­nis­sen ent­fernt sind oder wo nur in Zonen das nack­te Über­le­ben gesi­chert ist: All dies scheint nach den Plä­nen zur GEAS-Reform recht­lich mög­lich zu wer­den.

Über die Ver­tei­lung der Flücht­lin­ge in Euro­pa wird noch gestrit­ten: EU-Staa­ten wie Ungarn und ande­re wol­len über­haupt kei­ne Flücht­lin­ge auf­neh­men, ande­re wie Deutsch­land die Ver­ant­wor­tung auf die Grenz­staa­ten abschie­ben. Nach den Wahl­er­fol­gen von Rechts­po­pu­lis­ten in ver­schie­de­nen euro­päi­schen Staa­ten, vor allem in Ungarn, Ita­li­en und Öster­reich, steht die Euro­päi­sche Uni­on vor einer ent­schei­den­den Wei­chen­stel­lung. Es geht um weit mehr als »nur« um den Schutz von Flücht­lin­gen. Die Fun­da­men­te eines recht­staat­li­chen Euro­pas ste­hen auf dem Spiel und die Fra­ge, ob Euro­pa auch künf­tig auf Men­schen­rech­ten basiert oder ob Rechts­po­pu­lis­ten die­ses Euro­pa bis zur Unkennt­lich­keit zer­le­gen.

In sei­ner Rede vor dem Euro­päi­schen Par­la­ment warn­te Macron zu Recht vor einer Aus­höh­lung der Demo­kra­tie in Euro­pa und rief zur Ver­tei­di­gung euro­päi­scher Grund­wer­te auf. Was Macrons Pro-Euro­pa-Initia­ti­ve wert ist, muss sich nun in den Vor­schlä­gen, die Deutsch­land und Frank­reich gemein­sam zum EU-Gip­fel erar­bei­ten, zei­gen.

Aktu­el­le Geset­zes­in­itia­ti­ven auf EU-Ebe­ne betrei­ben das Out­sour­cen des Flücht­lings­schut­zes vor­an:

– Abschie­bung in »siche­re« Dritt­staa­ten statt Prü­fung der Asyl­an­trä­ge.
– Absen­kung der Kri­te­ri­en, wann ein Dritt­staat sicher ist. Teil­ge­bie­te oder Zonen sol­len genü­gen.
– Es soll kei­ne Ver­bin­dung des Flücht­lings zu dem Staat geben müs­sen, in den er abge­scho­ben wird. Dritt­staa­ten wer­den finan­ziert, damit sie aus Euro­pa Flücht­lin­ge auf­neh­men.

Macron und Mer­kel müs­sen in die­sem Zusam­men­hang die War­nun­gen von UNHCR, PRO ASYL und Men­schen­rechts­or­ga­ni­sa­tio­nen in Euro­pa sehr ernst neh­men.

Quelle:

Pro Asyl