Abfallentsorger in Brandenburg/Havel verweigert Tarifverhandlungen

Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) hat mit dem Entsorgungsunternehmen Märkische Entsorgungsgesellschaft Brandenburg mbh (MEBRA) einen Haustarifvertrag. Dieser wurde zum 31. Oktober 2019 gekündigt und der Arbeitgeber zu Tarifverhandlungen zur Erhöhung des Entgeltes der Beschäftigten aufgefordert. Trotz Vorlage eines konkreten Vorschlages für eine neue Entgelttabelle bereits Anfang März 2020 sieht sich der Arbeitgeber nicht in der Lage, die Tarifverhandlungen fortzuführen und lehnt die Abgabe eines Angebotes seinerseits ausdrücklich ab. Das Unternehmen hat dabei deutlich gemacht, dass für Verhandlungen über eine sachgerechtere Entlohnung der Beschäftigten aktuell keine Zeit sei.

Die Beschäftigten der MEBRA sind sich gerade in der aktuellen Corona-Krise ihrer Verantwortung gegenüber der Brandenburger Bevölkerung sehr bewusst und kommen tagtäglich hoch engagiert ihrer Arbeit nach, um die Entsorgungssicherheit in Brandenburg a. d. H. und Umgebung zu gewährleisten. Beispielsweise werden Recyclinghöfe offengehalten, um den Bürgerinnen und Bürger alle Möglichkeiten der Entsorgung zu gewährleisten. „Das Geschäft läuft unter schwierigsten Bedingungen dennoch gut weiter, weil die Beschäftigten alles geben für die Bürgerinnen und Bürger. Aber dem Arbeitgeber will es nicht mal möglich sein, wenigstens eine ordentliche Tariferhöhung an die Beschäftigten auszuzahlen?“ fragt sich Ellen Naumann, ver.di Landesfachbereichsleiterin Ver- und Entsorgung und Verhandlungsführerin erbost über das Verhalten der Geschäftsführung der MEBRA. Es sei jedem bewusst, dass Tarifverhandlungen in Zeiten, wo Abstand halten lebenswichtig sei, schwierig seien. Aber da, wo der Arbeitgeber den Willen habe, zu einem Tarifergebnis zu kommen und seine Beschäftigten auch wertschätze, da gelinge es aktuell auch in anderen Betrieben, Entgelterhöhungen zu zahlen. Schließlich könne man auch freiwillige Zahlungen an seine Beschäftigten leisten, die der Arbeitgeber bei einem späteren Tarifergebnis anrechnen könne, erläutert die ver.di Verhandlungsführerin. „Der Geschäftsführer der MEBRA muss sich hier fragen lassen, ob er überhaupt Willens ist, seine Beschäftigten entsprechend der Entlohnungsstrukturen in der Branche zu vergüten. Das Verhalten erinnert hier von Anfang an eher an ein Vorgehen nach Gutsherrenart“ kritisiert Ellen Naumann von ver.di das Vorgehen. Es habe Monate gedauert, bis die Tarifverhandlungen überhaupt hätten starten können.

„Seit 05. März liegt dem Arbeitgeber ein konkreter Entwurf von ver.di über eine neue Entgelttabelle vor, der sogar die grundsätzlichen Veränderungsvorstellungen der Arbeitgeberseite mit einbezogen hat“ erläutert die ver.di Verhandlungsführerin Naumann, „doch der Arbeitgeber sieht sich nicht in der Lage, darauf zu reagieren“. Die Vergütung der Beschäftigten läge aktuell auf einem Niveau des Jahres 2013, die Beschäftigten hinken anderen Tarifverträgen weit hinterher. „Von einem Niveau des Tarifvertrages für den öffentlichen Dienst reden wir gar nicht erst, selbst bei der Entlohnung der privaten Entsorger hinkt die MEBRA noch mit über 20 Prozent hinterher“. Und das, obwohl die MEBRA eine Beteiligungsgesellschaft der Stadt Brandenburg an der Havel mit 51 Prozent Anteilen ist. Der Rest werden von REMONDIS GmbH & Co. KG Region Ost verantwortet“, macht die Gewerkschafterin das arbeitnehmerunfreundliche Geschäftsgebaren deutlich.

ver.di habe sich dennoch entschieden, zum jetzigen Zeitpunkt nicht in einen Arbeitskampf zu gehen, da die Entsorgungssicherheit der Bevölkerung gerade in Zeiten einer Pandemie Vorrang habe. „Es wäre wünschenswert, wenn die Bevölkerung die Beschäftigten der MEBRA in ihrer Tarifrunde unterstützt und auf die Geschäftsführung der MEBRA sowie die Stadt Brandenburg an der Havel zugeht und diese auffordert, gerade in der jetzigen Zeit mit einer angemessenen Vergütung zu reagieren“, so Ellen Naumann.

Quelle:

ver.di Landesbezirk Berlin-Brandenburg