Wahlkrämpfe in den USA

Es sind noch 44 Tage bis zum Tag der Wahl des Präsidenten der USA, und was sich bis jetzt abzeichnet, sind eher Krämpfe als Wahlkampf. Der Amtsinhaber im Weißen Haus unternimmt seit Wochen nichts anderes, als mit allen nur denkbaren und vielen bisher undenkbar scheinenden Aktionen und Äußerungen auf eine Wiederwahl am 3. November hinzuarbeiten. Es gibt offenbar absolut nichts, was ihn daran hindert, sich selbst als den größten Präsidenten aller Zeiten darzustellen und sämtliche Gegner von oben bis unten mit Dreck zu bewerfen.

Sein bisher jüngster Coup: Er will ein »Programm für politische Bildung« auflegen. Die Begründung dafür liest sich so einfach wie auch dumm: »Die Schulen der USA indoktrinieren die Kinder mit einer linksgerichteten Agenda, die feindlich gegenüber den Gründervätern der Nation ist«, zitieren ihn Medien. Diese »linke Agenda« strebe danach, »den Schülern beizubringen, Rassismus und Sklaverei seien eine Verletzung der erhabenen Gründungsprinzipien«. Das deckt sich mit Trumps wütenden Ausfällen gegen Zehntausende, die in vielen Städten der USA gegen Polizeigewalt und die willkürlichen Tötungen und Übergriffe von Polizisten vor allem gegen Afroamerikaner protestieren. Dazu paßt auch die Forderung des Trump hörigen Generalstaatsanwalts, der auch das Justizministerium leitet, der in einer Rede ein härteres Vorgehen gegen Demonstranten einforderte.

Wie die von Trump angestrebte »politische Bildung« aussehen soll, läßt sich anhand einiger seiner Äußerungen im Wahlkampf nur ungefähr erahnen. Nehmen wir zum Beispiel seine zutiefst widersinnigen Ideen im Zusammenhang mit der Corona-Krise. Einerseits sei doch alles gar nicht so schlimm, andererseits hätten die USA das großartigste Gesundheitssystem der Welt und würden mit alldem spielend fertig. Dazu seine Idee, irgendwelche Desinfektionsmittel zu trinken und alles sei in Ordnung.

Die Proteste in den Metropolen gegen Polizeigewalt seien ein Ergebnis der Politik von Gouverneuren und Bürgermeistern der Demokratischen Partei, die allesamt linke Anarchisten, Chaoten und Kommunisten seien. Gleichzeitig nimmt er einen 17-Jährigen rassistischen Fanatiker in Schutz, der mit einer Maschinenpistole auf Protestierende schießt.

Die Waldbrände in Kalifornien hätten absolut nichts mit irgendeinem Klimawandel zu tun, sie seien die Folge einer falschen Forstwirtschaft, selbstverständlich von den »linken« Demokraten zu verantworten. Ein Beispiel für seine eigene Bildung liefert der POTUS, indem er auf Österreich verweist, ein Land, in dem »die Leute im Wald leben«, in Waldstädten…

Gefährlich wird es in diesem Wahlkampf allerdings, wenn Trump und seine Leute sich darauf besinnen, daß ein USA-Präsident auch ein »Kriegsheld« sein sollte, weil das gut ankommt bei der Stammwählerschaft. Da plaudert der Mann dann schon mal in seinem Lieblingssender Fox aus, daß er eigentlich kurz davor war, den syrischen Präsidenten Assad »auszuschalten«. »Ich hätte es tun können«, sagte er stolz, aber Mattis, der schlappe General, der seinerzeit Chef des Pentagon war, habe ihn daran gehindert. Nun, da Mattis nicht mehr da ist, und alle wichtigen Posten mit Gefolgsleuten besetzt sind, habe er zumindest einen »IS«-Anführer und einen iranischen General mit gezielten Raketenangriffen umbringen können.

So also stellen sich »Wahlkampf« und »Demokratie« in »Gottes eigenem Land« dar. Bewahre uns wer auch immer davor, daß das Schule macht!

Uli Brockmeyer

Quelle:

Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek