Castortranspport in Corona-Zeiten

Keine Frage: Der hochradioaktive Atommüll, der dieser Tage per Schiff und Zug von Großbritannien nach Hessen gefahren wird, muss zurück nach Deutschland. Wegen vertraglicher Verpflichtungen, aber auch aus moralischen Erwägungen. Weil es in der Bundesrepublik keine atomare Wiederaufarbeitungsanlage gibt, wurden die verbrauchten Elemente früher nach Großbritannien und Frankreich gekarrt. Die Rücknahme der Abfälle ist verbindlich festgeschrieben.

Infrage zu stellen ist jedoch der Zeitpunkt des Transports. Schon um Risiken zu minimieren, wäre es besser, die Castoren erst auf den Weg zu bringen, wenn klar ist, wo sie dauerhaft bleiben sollen. Stattdessen wird der Müll zweimal transportiert werden. Das verdoppelt die Gefahr. Völlig unverantwortlich ist der Zeitpunkt zudem vor dem Hintergrund der sich dramatisch verschärfenden Corona-Pandemie. Das Begleitpersonal und Tausende zum Schutz der Fuhre aufgebotene Polizisten werden einem erheblichen Gesundheitsrisiko ausgesetzt. Kurz vor dem ursprünglich geplanten Termin im Frühjahr hatte Horst Seehofer (CSU) den Transport noch mit Verweis auf Corona abgesagt. Jetzt, wo das Virus noch heftiger wütet, hat er diese Bedenken offenbar nicht mehr.

Quelle:

nd via ots