»Das ist keine Schule der Chancengleichheit«

Am Mittwoch verabschiedete der Differdinger Gemeinderat die Schulorganisation für das Jahr 2021/22. Nicht sicher ist zu diesem Zeitpunkt, dass die neue Schule und die »Maison relais« im Niederkorner Wohnviertel Mathendall rechtzeitig zum Schulbeginn fertiggestellt sein wird. Der Grund sind Engpässe bei der Lieferung von Baumaterial.

Für die KPL bedankte sich Rat Ali Ruckert bei allen, die bei der Ausarbeitung der Schulorganisation mitwirkten, wies aber gleichzeitig darauf hin, dass die Bemühungen dadurch erschwert werden, dass seitens der Regierung eine Schulpolitik betrieben wird, welche sich nicht an den tatsächlichen Bedürfnissen orientiert.

Der kommunistische Rat kritisierte, dass die Zahl der von der Regierung bewilligten Lehrer und Schulstunden zu niedrig ist, immer mehr Lehrer aus der Schule herausgezogen und zu irgendwelchen Spezialisten erklärt werden, und die Investitionen in den Bereich der Grundschule zu niedrig sind. Dafür gebe es zu großen bürokratischen Aufwand, der die Lehrkräfte bei ihren eigentlichen Aufgaben behindere. Als »völlig überflüssig« bezeichnete er die Regionaldirektionen.

»Digitalisierung ist kein Allheilmittel«

»Wenn man ein Kind vor einen Computer setzt, wird es nicht automatisch klüger, eher das Gegenteil ist der Fall«, stellte der kommunistische Gemeinderat fest und wies darauf hin, dass immer mehr Kinder aus der Grundschule immer größere Lernschwierigkeiten haben. Bildungsminister Meisch (DP) und der Regierung warf er vor, die Digitalisierung als Allheilmittel zu propagieren, um das Fehlen eines pädagogischen Gesamtkonzepts zu kaschieren.

»Das ist keine Schule der Chancengleichheit«, stellte der KPL-Rat fest und kritisierte, dass die sozialen Ungleichheiten in der Gesellschaft sich in der Schule fortsetzen. Corona habe diese Ungleichheiten noch verschärft.

Um Chancengleichheit zu erlangen sieht die KPL es als notwendig, die Klassenstärke zu halbieren und die Zahl der Lehrkräfte zu verdoppeln. Die Regierung betreibe jedoch eine Sparpolitik im Bildungswesen und gebe das Geld lieber für militärische Aufrüstung aus, so der KPL-Rat.

KPL-Forderung wird erfüllt: Wieder Pförtner in den Grundschulen

Ali Ruckert begrüßte, dass inzwischen in der Gemeinde Differdingen wieder damit begonnen wurde, Pförtner in den Schulen einzustellen, nachdem sie während der vergangenen Jahre gegen den alleinigen Widerstand der KPL abgeschafft wurden.

Auf seine Frage, bis wann sämtliche Container im Schulbetrieb abgeschafft und durch Schulgebäude ersetzt würden, bekam der kommunistische Rat keine Antwort vom Schöffenrat.

Keine Antwort gab es auch auf seine Frage, wie hoch inzwischen in Differdingen der Prozentsatz der Kinder im Grundschulalter ist, die nicht am öffentlichen Unterricht teilnehmen, sondern eine Privatschule besuchen.

Der frühere Kesselbetrieb wird als nationales Monument klassiert

Einstimmig stimmte der Gemeinderat dem Vorschlag von Kulturministerin Sam Tanson zu, die frühere Wärmekraftzentrale, den Kesselbetrieb, wie die Stahlarbeiter die Betriebsabteilung nannten, als nationales Monument zu klassieren. 2008 war das bereits der Fall für die Großgasmaschine und 2019 für die Gaszentrale, in welcher die Großgasmaschine steht.

KPL-Rat Ali Ruckert begrüßte die Entscheidung und erinnerte an die Zeit, als das Kapital großartige technische Produktionsmittel schuf, bevor Arbed und ArcelorMittal die Demontage der Stahlindustrie vornahmen und ihre Forschungszentren verkauften. Zufrieden zeigte er sich damit, dass die historischen Anlagen und Maschinen an ihrem früheren Standort bleiben und nicht abgebaut und in einem »industriellen Disneypark«, etwa in Fond-de-Gras wieder aufgebaut werden.

KPL für die Schaffung eines Museums der Geschichte der Arbeiterbewegung

Im gleichen Zusammenhang bemängelte der Gemeinderat der KPL, dass wohl alte Maschinen und Industriegebäude erhalten werden, kein Wert hingegen darauf gelegt wird, die Geschichte der Menschen, die in diesen Industriehallen und an den Maschinen arbeiteten, wachzuhalten. Das sei offenbar politisch nicht erwünscht. Er sprach sich für die Schaffung eines Museums über die Geschichte der Arbeiterbewegung aus, damit die Geschichte der Väter und Großväter der Lohnabhängigen von heute nicht in Vergessenheit gerät.

Quelle: Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek – »Das ist keine Schule der Chancengleichheit«