Vor 80 Jahren: Die Griechische Volksbefreiungsarmee entsteht

In allen vom deutschen Faschismus und seinen Verbündeten besetzten Gebieten entwickelte sich bewaffneter Widerstand, der die strategischen Ziele der Okkupanten behinderte, indem mehrere Divisionen zur Bekämpfung eingesetzt werden mussten und damit an der Front fehlten.
Eine der größten militärischen Strukturen mit zum Schluss über 100.000 Kämpferinnen und Kämpfern war die Griechischen Volksbefreiungsarmee (Ellinikos Laikos Apelevtherotikos Stratos, ELAS). Gegründet wurde sie am 16. Februar 1942 durch die griechische Nationale Befreiungsfront (Ethnikó Apelevtherotikó Métopo, EAM). Die Abkürzung ELAS steht im Neugriechischen phonetisch für „Hellas“, dem Eigennamen von Griechenland. Hauptaufgabe der ELAS sollte der Kampf gegen die deutschen und italienischen Besatzungstruppen sein. Nach der Befreiung sollte die ELAS die nationale Unabhängigkeit sichern und für die Herstellung demokratischer Verhältnisse sorgen und freie Wahlen ermöglichen.

Schon vorher hatte Aris Velouchiotis im Auftrag der KKE im Hinterland bewaffnete Einheiten zusammengestellt. Nach der Gründung von ELAS bildete Velouchiotis im Mai die ersten Partisaneneinheiten, die bei der spektakulären Sabotageaktion am 25. November 1942, der Sprengung der Gorgopotamos-Eisenbahnbrücke, beteiligt waren. In Verbindung mit der EAM entwickelte sich ELAS zur stärksten und einzig überregional agierenden militärischen Kraft im griechischen Widerstandskampf. Ihr schlossen sich im Jahre 1943 lokale Partisanengruppen an. Velouchiotis blieb der „Kapetanios“ (Anführer der Partisanen), der in dieser Funktion eine legendäre Figur des Befreiungskampfes der ELAS war. Mitte 1943 hatte die ELAS ca. 50.000 Männer und Frauen unter Waffen. Fast noch einmal so viele gehörten zur (unbewaffneten) ELAS-Reserve. Obwohl das britische Hauptquartier eigentlich die monarchistischen Kräfte unterstützte, schloss es im Juli 1943 mit ELAS ein National-Band-Agreement mit der Anerkennung als „verbündete Armee“. Die Briten, die auch Waffen und Material lieferten, hatten vor allem Interesse an Anschlägen auf die Nachschubwege der italienischen und deutschen Truppen.

Gleichzeitig erkämpfte ELAS bis Anfang 1944 in verschiedenen Teilen Griechenlands „befreite Gebiete“. Dort proklamierte EAM am 10. März 1944 die „Bergregierung“ des „Freien Hellas“ – das „Politische Komitee der Nationalen Befreiung“.
In den Reihen der griechischen Partisanen waren auch ausländische Antifaschisten. Politische Gefangene aus deutschen Haftstätten, die als „Strafdivision 999“ eingesetzt waren, u.a. Wolfgang Abendroth, Ludwig Gehm und Falk Harnack, Mitglied der „Weißen Rose“, kämpfte ab Winter 1943 in den Reihen der ELAS. Selbst italienische Soldaten liefen – mit ihren Waffen – zur ELAS über, als Italien 1943 sich vom Achsenbündnis löste.

Nach dem militärischen Sieg über die deutschen Okkupationstruppen erlebten die ELAS-Einheiten jedoch, dass es dem britischen Oberkommando vor allem um die Entwaffnung der griechischen Partisanen und Wiederherstellung der griechischen Monarchie ging. Als bei einer EAM-Demonstration gegen die wiedereingesetzte griechische Regierung am 3. Dezember 1944 auf dem Athener Syntagma-Platz griechische Polizisten unter den Augen britischer Beobachter das Feuer auf die unbewaffneten Demonstranten eröffnete, begann eine militärische Auseinandersetzung auch mit den britischen Truppen, die mit dem Vertrag von Varkiza endete und die Demobilisierung der ELAS-Streitkräfte bedeutete. Da die royalistischen Kräfte – gestützt auf die britische Armee – ihre Verfolgung der ELAS-Anhänger mit großer Gewalt fortsetzten, spricht man zurecht von einem griechischen Bürgerkrieg, der von 1946 bis 1949 dauerte. Viele demobilisierte ELAS-Kommandeure mussten mit ihren Familien das Land verlassen, um den einsetzenden Verfolgungen zu entgehen. Sie fanden Aufnahme in Bulgarien, Ungarn, Rumänien und Polen.

Erst im Jahr 1982 wurde – trotz massiver Proteste von rechts – in Griechenland ein Gesetz erlassen, das den Kampf der EAM/ ELAS als Teil des Nationalen Widerstands anerkannte. Die FIR und ihre Mitgliedsverbände haben diese heroischen Leistungen des griechischen Widerstandes zur Niederschlagung der faschistischen Barbarei schon seit ihrer Gründung gewürdigt und werden sie niemals vergessen.

Quelle: FIR