»Viele ahnen, dass sie die Rechnung zahlen werden«

Andrea Hornung, Vorsitzende der SDAJ. Foto: UZ
Andrea Hornung, Vorsitzende der SDAJ. Foto: UZ

Übernommen von sdaj.org:

Der Bundeskongress der Sozialistischen Deutschen Arbeiterjugend, kurz SDAJ, hat am vergangenen Wochenende die Handlungsgrundlagen des Verbands für die nächsten zwei Jahre diskutiert und beschlossen. Wie zufrieden sind Sie mit dem Ergebnis des Kongresses?

Wir haben ein Jahr lang kontrovers im gesamten Verband diskutiert. Die zentralen Anträge konnten nun alle einstimmig beschlossen werden. Wir werden auf die Gründung von Schul- und Betriebsgruppen orientieren. Um dort die richtigen Schritte zu machen, müssen wir die Klassenfrage in den Vordergrund stellen. Wir haben die aktuelle Situation, den Krieg in der Ukraine sowie die Rolle von der NATO und Deutschland eingeschätzt und werden jetzt den Kampf für Frieden und Abrüstung stärken. Aufgrund all dieser Entscheidungen bin ich sehr zufrieden.

Was sind die wichtigsten Eckpfeiler der Kongressbeschlüsse für die nächsten zwei Jahre?

Wirtschaftskrise und Krieg, Pandemie und die drohende Umweltkata­strophe: All das zeigt, dass das System in der Krise ist. Es ist nötig, größer zu werden und zu wachsen, um der Kriegstreiberei, Abwälzung der Krisenkosten und der Aufrüstung etwas entgegenzusetzen. Immer mehr Jugendliche spüren die immer krasseren Widersprüche des Kapitalismus und stellen sich grundsätzliche Fragen. Als revolutionärer Jugendverband haben wir eine Antwort: Es braucht eine sozialistische Gesellschaft, um unsere Probleme zu lösen.

Was bedeutet die Kampagne »Für Frieden, nein zur Aufrüstung!« für die künftige Praxis der SDAJ?

Wir wollen gemeinsam gegen die Aufrüstung kämpfen. Dazu werden wir in allen Gruppen Aktionen durchführen, Bildungsveranstaltungen machen, in der Friedensbewegung, unter jungen Leute und mit Bündnispartnern in die Diskussion kommen. In den letzten Jahren war scheinbar für nichts Geld da, aber jetzt werden mal eben 100 Milliarden Euro in die Aufrüstung gesteckt. Das finden viele falsch und ahnen, dass sie die Rechnung zahlen werden.

Russland sei keine Friedensmacht, der Angriff auf die Ukraine ein imperialistischer Krieg, stellte ein Initiativantrag beim Kongress fest. Wie wichtig ist diese Einschätzung für Ihre Praxis?

Ohne Lenins Imperialismustheorie kann man den Konflikt zwischen der NATO und Russland nicht verstehen. Der Kapitalismus drängt durch Konkurrenz nach Krieg und wird niemals dauerhaft Frieden sichern. Russland ist ein imperialistisches Land und kann keine Friedensmacht sein. Die NATO ist jedoch der ­Hauptkriegstreiber. Der Krieg in der Ukrai­ne ist Folge der jahrzehntelangen NATO-Osterweiterung, Folge des Putsches mit Hilfe von faschistischen Kräften in der Ukraine 2014. Russland befindet sich noch immer gegenüber der NATO in der Defensive.

Die Friedensbewegung zeigte sich zuletzt nicht in der Lage, dem Krieg mit einer antiimperialistischen Analyse zu begegnen. Wo sehen Sie die Ursachen dafür?

Viele Kräfte in der Friedensbewegung kämpfen weiterhin gegen Aufrüstung. Allerdings ist nicht überall ausreichend klar, was die Hintergründe und Ursachen des Konflikts sind. Es scheint kein ausreichendes Verständnis dafür zu geben, dass wir uns klar dem Krieg, der NATO und der EU und der Kriegshetze entgegenstellen müssen. Mehr Waffen sorgen nicht für mehr Frieden, sondern für weitere Eskalation. Wir müssen klar nein zu jeder weiteren Aufrüstung sagen, auch um einen großen Krieg gegen Russland und China zu verhindern. Die mediale Hetze ist stark und lässt auch die Friedensbewegung nicht unbeeinflusst. Nun dürfen wir nicht in die Falle tappen, die rassistische und chauvinistische Hetze gegen Russen und Russland zu befördern und damit der Forderung nach weiterer Aufrüstung eine Grundlage zu bieten. Unser Hauptfeind ist der deutsche Imperialismus.

Sie beschreiben eine große Aufgabe für einen Jugendverband. Welche politische Kraft ist derzeit noch in der Lage, Impulse und Perspektiven für die Friedensbewegung zu liefern?

Wir führen am 23. April eine Antikriegsjugendkonferenz mit Bündnispartnern durch, um die Situation gemeinsam mit anderen Kräften zu analysieren und zu orientieren. Es gibt auch in der Friedensbewegung viele Leute, die die Kriegstreiberei der NATO nicht vergessen haben. Wir müssen diese Teile der Friedensbewegung zusammenzubringen.

Quelle: SDAJ – Sozialistische Deutsche Arbeiterjugend