„Es gibt viel zu hören“

Ein Gespräch mit Attila the Stockbroker über vergangene und kommende Pressefeste

UZ: Erinnerst du dich überhaupt noch, wann du das erste Mal auf dem UZ-Pressefest dabei warst?

Attila: Ich denke Anfang der 1990er Jahre – nachdem ich ungefahr 30 Konzerte in der DDR gespielt habe (Festival des politischen Liedes, Liedersommer der FDJ, Rocksommer …) und dort Deutsch gelernt habe. Ben Richter, der Bruder der heutigen Chefredakteurin Wera, hat bei „Pläne“ gearbeitet (dem linke Plattenlabel, das meine deutschen Alben veröffentlicht hat) und ich glaube es war sein Vorschlag, aber nach 30 Jahren erinnere ich mich nicht so gut … ich habe mindestens vier mal bei euch gespielt und immer sehr viel Spaß gehabt und was gelernt (und ziemlich viel Bier getrunken, und mein Deutsch immer mehr verbessert und neue Freunde kennengelernt …)

UZ: Du hast andere Gigs abgesagt, damit du auch in Berlin an beiden Tagen dabei sei kannst. Was macht das Fest der deutschen Kommunisten für dich so besonders?

Attila: Das Fest ist wunderbar. So viele Leute aus allen Ecken der Welt. Ein „westliches“ Festival des politischen Liedes, das beiden Traditionen der deutschen Linken vereinigt (oder vereinigen sollte: ich bin ja freischaffender Linker und versuche immer, uns zu einigen, überall). Seit 2012 schreibe ich alle zwei Wochen eine Zeitungskolumne in der einzigen englischen linken Tageszeitung, dem „Morning Star“ und bin damit eng verbunden. Ich freue mich natürlich, endlich wieder was für die UZ, die „Schwesterzeitung“ tun zu können und gemeinsam mit anderen den „Morning Star“ in Berlin zu vertreten.

UZ: Worauf freust du dich am meisten?

Attila: Ich freue mich immer, neue Musiker und Künstler kennenzulernen! Und ich werde an den Diskussionen teilnehmen. Aber wenn ich diese Frage beantworten muss: auf Banda Bassotti und meinen schottischen Genosse Calum Baird. Wir werden einige Lieder zusammen spielen.

UZ: Du kennst den Ort in Dortmund, an dem das UZ-Pressefest sonst stattfindet, warst aber auch vom neuen Ort in Berlin begeistert. Was verbindet dich mit der Volksbühne, vor der das Fest ja nun stattfindet?

Attila: Ich habe 1987/88 mindestens zwei Konzerte in der Volksbühne gespielt. Und Rosa Luxemburg Platz? Ich glaub es gibt keinen besseren Ort für so ein Festival“ Mein Stammzimmer in Berlin ist das wunderbares linkes Wohn-und Kulturzentrum „Schokoladen“ in der Ackerstraße, ganz in der Nähe, habe mindestens zehn Mal dort gespielt. Ich kenne die Gegend wie meine Heimatstadt, bin total begeistert.

UZ: Gibt es neue Musik von dir auf die sich dias Publikum freuen kann?

Attila: Ja, ja, ja! Ich habe 2018 das Album „Restoration Tragedy“ veröffentlicht, eine Mischung aus Punk und Mittelaltermusik (Krummhorn, Rauschpfeife, Mandocello, Geige …) mit dem Thema der Levellers, Diggers und Ranters. Das waren revolutionäre Bewegungen in England nach der Revolution von 1649. Konig Charles I wurde enthauptet, und 11 Jahre lang waren wir Republik. Wenige Leute wissen das – auch in England. 1660 ist der König leider von Verrätern wieder auf dem Thron eingesetzt worden, das war für die Bevölkerung eine Tragodie – also eine “Restoration Tragedy“

Hier zu hören: https://kurzelinks.de/restaurationtragedy

2022 habe ich ein Dub-Poetry Album „40 Years In Rhyme“ veröffentlicht. Ich feiere jetzt meine 40. Jubiläum als Attila! Ein junger Reggae-Producer, Kingsley Salmon, hat mir wunderbaren Riddims geschickt. Ich war total begeistert und habe damit ein ganzes neues Album gemacht! Mehr unter: https://kurzelinks.de/attila

Ihr habt mir ja schon gesagt, dass ich mehrere Auftritte haben werde und jeder wird unterschiedlich sein. Lieder auf Deutsch und Englisch mit Ansagen und Stories auf Deutsch, daran seid ihr gewöhnt. Politischen Gedichte mit Reggae Backing, dazu auch politischen Renaissance-Lieder mit Blockflöten und Krummhorn, zusammen mit Calum Baird (wir haben schon ein ganzes Programm auf dem Edinburgh Festival gespielt). Es gibt viel zu hören!

Das Gespräch führte Melina Deymann

Quelle: Unsere Zeit