Kulturmagazin Melodie & Rhythmus stellt Erscheinen ein

Das Erscheinen der Zeitschrift Melodie & Rhythmus (M&R) wird bis auf weiteres eingestellt. Dies teilt Dietmar Koschmieder, Geschäftsführer der Verlag 8. Mai GmbH, in der Samstagausgabe der Tageszeitung junge Welt mit. Dieser Schritt habe keine ökonomischen Gründe, da die Aboentwicklung der Zeitschrift positiv verlaufe. Doch sei es nicht gelungen, ein Redaktionsteam aufzubauen, das die Produktion des quartalsweise erscheinenden Magazins auf dem erreichten hohen Niveau dauerhaft sicherstellen kann. Man werde aber darum kämpfen, M&R wieder publizieren zu können, sobald die Umstände dies zuließen, so Koschmieder.

Auch weitere Faktoren spielten für die Entscheidung eine Rolle, darunter die Bedrängung des Verlages durch das Bundesamt für Verfassungsschutz. Davon seien alle Bereiche betroffen, neben der Tageszeitung junge Welt auch die M&R. So gäbe es diverse Werbeverbote ausdrücklich für alle Produkte des Verlages unter Bezug auf die Nennung im Verfassungsschutzbericht. Der Verlag 8. Mai befindet sich diesbezüglich in einem Rechtsstreit mit der Bundesrepublik Deutschland.

Melodie & Rhythmus wurde 1957 in Berlin als Musikmagazin gegründet und war eine der begehrtesten Zeitschriften in der DDR. 1991 eingestellt und 2004 wiederbelebt, übernahm der Verlag 8. Mai Ende 2008 die Zeitschrift. Gemeinsam mit Chefredakteurin Susann Witt-Stahl wurde die Musikzeitschrift zu einem umfassenden Kulturmagazin weiterentwickelt. Das 2019 initiierte “Manifest für Gegenkultur” fand internationale Resonanz. Die außergewöhnlichen M&R-Titelseiten fanden auch beim Branchenwettbewerb “Cover des Monats” Anerkennung.

Bis zu einer möglichen Wiederaufnahme der Heftproduktion sollen Abonnentinnen und Abonnenten über einen Newsletter informiert werden. “Wir haben es immer als unsere Aufgabe betrachtet, mit M&R der Waffe der Ideologiekritik ein Magazin zu geben – deshalb müssen wir neue Kräfte sammeln und den Kampf wiederaufnehmen”, erklärt M&R-Chefredakteurin Susann Witt-Stahl am Samstag in einem Interview mit der Tageszeitung junge Welt.

Quelle: junge Welt via Presseportal