Paramilitärs dringen in Guaviare vor

In einem Kommuniqué wendet sich die 1. Front Armando Ríos der FARC-EP an die Öffentlichkeit, um sich an die Bewohner der Provinzen Guaviare, Meta, Guainía, Vichada und Vaupés zu wenden. Im Speziellen geht es um einen Fall in der Provinz Guaviare, der jedoch symptomatisch für die derzeitige Situation ist. Wir berichteten bereits, dass im Vorfeld von Friedensverhandlungen und einseitigen Waffenstillständen seitens der Guerilla gerne die Situation von den staatlichen Sicherheitskräften und paramilitärischen Gruppen ausgenutzt wird, um in die von der Guerilla kontrollierten Gebiete vorzudringen.

Zudem wird durch das Kommuniqué deutlich, wie offen paramilitärische Gruppe unter dem Schutz der staatlichen Sicherheitskräfte agieren können. Seit jeher gibt es eine Zusammenarbeit im Rahmen der Aufstandsbekämpfung zwischen Staat und Paramilitärs, um ihren gemeinsamen Feind, die revolutionären linken Kräfte zu schlagen. Zwar konnte die Guerilla den Paramilitarismus in Provinzen wie Caquetá, Guaviare und Meta bedeutend schwächen, in den 1990er Jahren sogar in offenen Schlachten besiegen, doch die Militarisierung ganzer Landstriche und das Einschleusen paramilitärischer Kräfte ist aktueller denn je, auch wenn sich zeitnah Gespräche zum Frieden ankündigen.

Ausschnitte aus dem Kommuniqué der 1. Front Armando Ríos der FARC-EP:

„Die Provinz Guaviare war in der Vergangenheit das Ziel paramilitärischer Barbarei, die vom Bataillon Joaquín París unterstützt wurde. Zwischen dem 5. und 20. Juli 1997 wurden die Massaker von Mapiripán, Caño Jabón und selektive Todesfälle in den Gemeinden San José del Guaviare, Retorno, Miraflores und Calamar, verurteilt vom Interamerikanischen Gerichtshof für Menschenrechte.

Jetzt, als wir uns darauf vorbereiten, auf der Suche nach dem von den Kolumbianern ersehnten Frieden zu arbeiten, kommt eine paramilitärische Gruppe in Lastwagen und Motorrädern mit Langwaffen aus San José del Guaviare an, obwohl San José del Guaviare eine der am stärksten militarisierten Gemeinden ist. Es ist dieser Gruppe unmöglich, ohne die Zustimmung der öffentlichen Streitkräfte in dem Dorf La Paz del Guaviare einzudringen und den Bauern fünf Lastwagen voller Vieh zu stehlen.

Das Dorf La Paz ist seit 2017 militarisiert. Der makabre Plan sieht wie folgt aus. Die Soldaten verlassen die Straße, die von der Inspektion La Libertad zum Dorf La Paz führt, wo sie dann eindringen und das Vieh mitnehmen.“

Weiter führt das Kommuniqué aus, dass sich zwar Einheiten der Armee anschließend auf der Landstraße in Stellung brachten, jedoch nur, um die paramilitärische Gruppe von den militärischen Aktionen der 1. Front der FARC-EP zu schützen. Es darf nicht vergessen werden, dass die Einheiten der Guerilla in Territorien wie Guaviare eine wesentliche Rolle zum Schutz der Bevölkerung einnehmen. Sie ist Bastion der Guerilla und hat mit ihren hier operierenden Fronten eine lange Tradition. Dies bedeutet auch die Verteidigung gegen paramilitärische Gruppen, die hier Hand in Hand mit den staatlichen Sicherheitskräften agieren.

Und weiter das Kommuniqué: „Daher ist der von der Regierung von Herrn Gustavo Petro vorgeschlagene totale Frieden unmöglich. Wir sind für die Kämpfe in Putumayo gegen die narko-paramilitärische Gruppe Grenzkommandos kritisiert worden.

Herr Präsident, unsere revolutionäre Mission besteht darin, die Menschen vor den Streitkräften zu verteidigen, die sie befehligen, die alle Arten von Misshandlungen gegen die verarmte und marginalisierte Klasse begehen, die Sie zu verteidigen versprochen haben.

Wir übermitteln der betroffenen und verängstigten Zivilbevölkerung unsere Solidarität und erinnern sie daran, dass der Widerstand über den Barbaren stehen muss. Unsere Unterstützung ist bedingungslos. Die FARC-EP und die 1. Front Armando Ríos, die Waffen, Kommandeure und Kämpfer stehen ihnen zur Verfügung.

Generalstab der 1. Front Armando Ríos von der FARC-EP

Berge von Guaviare, 1. Dezember 2022.“

Quelle: Widerstand in Kolumbien