Tierwohl: Kritik an Rinderexport aus der Steiermark in den Nahen Osten

Übernommen von Zeitung der Arbeit:

Im vergangenen Jahr wurden zahlreiche Rinder und Kälber aus der Steiermark in den Nahen Osten exportiert. Tierschützerinnen und Tierschützer bemängeln die häufigen Fälle von Tierquälerei. Der Export hat sich im Vergleich zum Vorjahr deutlich erhöht.

Graz. Gemäß Informationen des Konsumentenschutzministeriums wurden im vergangenen Jahr aus der Steiermark etwa 5.700 Rinder und Kälber exportiert, beispielsweise nach Algerien, Aserbaidschan oder in die Türkei. Diese Zahl ist fünfmal höher als noch im Jahr 2019. Immer wieder lösen dabei erschütternde Bilder und Videos von unhaltbaren Bedingungen während Tiertransporten Entsetzen aus. Kürzlich wurden Berichte und Aufnahmen veröffentlicht, die den Export trächtiger Rinder aus Deutschland und Österreich nach Algerien dokumentieren.

Export von Nutzrindern verboten

Nur Zuchtrinder, die dazu dienen, eine Herde aufzubauen, dürfen aus Österreich in Nicht-EU-Länder exportiert werden. Der Export von Nutzrindern, also Rindern, die für die Schlachtung vorgesehen sind, in Drittstaaten, ist hingegen untersagt. Allerdings wird dieses Verbot oft durch List umgangen.

Viele dieser Tiere sind trächtige Jungrinder, die in diesen Drittstaaten kalben, anschließend ein Jahr lang gemolken werden, und danach landen sowohl das Kalb als auch die Mutterkuh in den meisten Fällen beim Metzger. Der Export erfolgt nicht direkt zur Schlachtung, aber nach einem Jahr werden sie in vielen Fällen geschlachtet und nicht zur Zucht verwendet, zumindest in den meisten Fällen.

Beschwerlicher Umweg über Spanien

Österreich exportiert weiterhin Zehntausende von Kälbern, darunter auch Tausende aus der Steiermark. Diese Kälber gehen jedoch nicht direkt in den Nahen Osten, sondern machen einen Umweg, meist über Spanien. Dort werden sie gemästet und wenn sie das erforderliche Mastgewicht erreicht haben, werden sie auf Schiffe verladen, die in Richtung Ägypten, Algerien, Marokko, Kuwait oder Saudi-Arabien fahren. Die Tiere legen Tausende Kilometer zurück, oft über Wochen hinweg und unter großen Qualen, zuerst im Lastwagen und dann auf dem Schiff. Die Tierwohl-Standards in diesen Zielländern weichen erheblich von den österreichischen Standards ab.

Matthias Bischof, der Vorsitzende der Interessenvertretung Rind Steiermark, ist sich der Problematik bewusst, argumentiert jedoch: „Unsere Dachorganisation, die Rinderzucht Austria, bemüht sich sehr, diese unterschiedlichen Zielländer mit den unterschiedlichen Herden zu besuchen, dort auch mit entsprechendem Fach-Know-how zu unterstützen, und es liegt in unserem gemeinsamen Interesse, dass diese Tiere dort wirklich als Zuchttiere Verwendung finden“ Allerdings gesteht Bischof ein, dass es nicht vollständig ausgeschlossen werden kann, dass auch Zuchttiere in Drittstaaten zur Schlachtung gebracht werden.

Zudem liegt es nicht im Interesse eines Systems, das den Profit an erste Stelle setzt und dabei selbst die Menschen und ihre Bedürfnisse gänzlich außer Acht lässt, Tierwohl auf irgendeine Art und Weise zu begünstigen. Was sich verkaufen lässt, wird verkauft, unabhängig vom Grad des Leidens des Nutztiers.

Quelle: ORF

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