Argentinien dystopisch: Milei will KI einsetzen, um Verbrechen vorherzusagen und zu kontrollieren
Übernommen von Zeitung der Arbeit:
Argentinien plant den Einsatz von künstlicher Intelligenz, um zukünftige Verbrechen vorherzusagen und zu kontrollieren. Menschenrechtsgruppen befürchten jedoch, dass dies die Meinungsfreiheit einschränken und zu Überwachungsmissbrauch führen könnte.
Buenos Aires. Javier Mileis Argentinien hat angekündigt, künstliche Intelligenz einsetzen zu wollen, um „zukünftige Verbrechen“ vorherzusagen, bevor sie begangen werden. CBS berichtet, dass das Sicherheitsministerium, das sich mit einer neuen Abteilung für künstliche Intelligenz ausstatten will, die Nachricht verbreitet hat.
Die argentinische Einheit soll die Aufgabe haben, „Verbrechen zu verhindern, aufzudecken, zu untersuchen und zu verfolgen“ sowie Drohnenüberwachung durchzuführen, soziale Medien zu überwachen und Gesichtserkennung zur Verstärkung von Sicherheitsmaßnahmen einzusetzen.
Zukünftige Verbrechen vorhersagen – und verhindern?
Patricia Bullrich, Ministerin für Sicherheit, unterzeichnete einen Beschluss, in dem sie davon überzeugt ist, dass die neue Einheit „die Effizienz der verschiedenen Bereiche des Ministeriums und der föderalen Polizei- und Sicherheitskräfte erheblich verbessern und eine schnellere und genauere Reaktion auf Bedrohungen und Notfälle ermöglichen wird“. In der Erklärung heißt es, dass die neue Einheit „Algorithmen des maschinellen Lernens zur Analyse historischer Verbrechensdaten verwenden wird, um zukünftige Verbrechen vorherzusagen und zu verhindern“. Das Ministerium nannte interessanterweise die USA, China und Israel als Vorreiter für den Einsatz künstlicher Intelligenz bei Sicherheitsoperationen. Es fragt sich jedoch sogleich, in welcher Tragweite das Verhindern zukünftiger Verbrechen durchgesetzt werden soll, etwa eines Mordes oder vielleicht eines Bankraubs? Ein Bankräuber ist erst Bankräuber durch die Tat selbst. Gewerkschaftliche und kommunistische Vertreterinnen und Vertreter werden in einer rechtsgerichteten Regierung vorschnell zu möglichen Terroristen deklariert. Die Idee ist im Science-Fiction-Genre nicht neu – man denke etwa an Philip K. Dicks Vorlage für den Film Minority Report (2002). Alle möglichen daraus zu ziehenden Schlussfolgerungen stehen selbst dem eng begrenzten bürgerlichen Demokratieverständnis im Grunde weit fern.
Menschenrechtsgruppen befürchten zu Recht, dass die neuen Maßnahmen das Recht auf freie Meinungsäußerung verletzen könnten, da die Bürgerinnen und Bürger sich selbst zensieren könnten, weil sie befürchten, dass ihre Beiträge in den sozialen Medien von der Regierung überwacht werden. Das argentinische Zentrum für Studien zur Meinungsfreiheit und zum Zugang zu Informationen wies darauf hin, dass solche Technologien in der Vergangenheit genutzt wurden, um Profile von Akademikern, Journalisten, Politikern und Aktivisten zu erstellen. Aus diesem Grund forderte es Transparenz darüber, woher die Technologien kommen und wie sie im Einzelnen eingesetzt werden sollen. Zu bedenken ist auch, dass KI-Systeme bisher nicht Gegenstand systematischer regulatorischer und rechtlicher Überlegungen waren, so dass die Debatte über ihren Einsatz noch offen ist.
Quelle: ilFattoQuotidiano
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