15. Juni 2025

15. Juni 2025
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Ukraine-Russland: Friedensverhandlungen in Istanbul – Ein politisches Schachspiel um Ressourcen

Übernommen von Yeni Hayat / Neues Leben:

Eren Gültekin

Trotz erneuter Friedensverhandlungen zwischen Russland und der Ukraine in Istanbul bleibt der Konflikt komplex und von tiefgreifenden Interessen geprägt. Dass die Gespräche jetzt erneut aufgenommen wurden, ist kein Zufall. Die Vielzahl der in diesem Jahr und den Vorjahren abgeschlossenen Abkommen zeigt, dass es auch um die Kontrolle ukrainischer Bodenschätze geht.

Es ist wichtig zu verstehen, dass viele sicherheitspolitische Partnerschaften und bilaterale Verträge bereits 2023 oder sogar noch früher geschlossen wurden. Diese Abkommen sind Teil einer langfristigen Strategie seit Beginn des Konflikts 2022, die die Ukraine zunehmend von westlichen Staaten abhängig macht.

Schon früh im Konflikt unterzeichneten Länder wie das Vereinigte Königreich, Polen, Deutschland, Frankreich und Kanada sicherheitspolitische Abkommen, die militärische Unterstützung sichern sollten. Ziel ist eine militärisch gestärkte Ukraine als Schutzschild für Europa – mit klaren wirtschaftlichen Vorteilen für die Geberländer.

2025 wurde zudem ein Rohstoffabkommen mit den USA geschlossen. Es erlaubt den USA, seltene Erden, Mineralien sowie Öl und Gas in der Ukraine gemeinsam auszubeuten. Diese Rohstoffe sind zentral für Hightech und Energiesicherheit. Kritiker warnen vor „Plünderung“ der Ressourcen und dem Ausbau amerikanischer geopolitischer Präsenz.

Auch europäische Partner profitieren politisch und wirtschaftlich. Sie exportieren Rüstungsgüter und Know-how und sichern sich bevorzugten Zugang zu landwirtschaftlichen Flächen und Bodenschätzen.

Russland hat seine Strategie angepasst. Neben einer Waffenruhe im Schwarzen Meer, vermittelt durch die Türkei, intensivierte Moskau die Partnerschaft mit China. Gemeinsam planen sie sogar eine Mondbasis. Russlands Angebot zur Rohstofferschließung in besetzten Gebieten zeigt eigenes Interesse an den Ressourcen.

Die Friedensverhandlungen in Istanbul (Stand Mai 2025) sind kompliziert. Sie pausieren, weil die Ukraine Russlands Forderungen nach Gebietsabtretungen ablehnt. Russland pocht auf Anerkennung seiner Kontrolle, während die Ukraine einen sofortigen und bedingungslosen Waffenstillstand fordert.

Zuletzt führten US-Präsident Trump und Putin ein zweistündiges Telefonat, das Trump als „ausgezeichnet“ bezeichnete und optimistisch für künftige Gespräche zeigte. Präsident Selenskyj nannte den Vatikan, die Schweiz und die Türkei als mögliche Gastgeber und bekräftigte die Bereitschaft zum Waffenstillstand, lehnte aber Russlands Gebietsansprüche ab und fordert weltweiten Druck auf Moskau.

Eigeninteresse statt reine Solidarität

Die Unterstützung der Ukraine ist kein Akt reiner Großzügigkeit, sondern folgt vor allem eigenen strategischen und wirtschaftlichen Interessen. Der „Kuchen“ der Ressourcen und der strategische Standort machen die Partnerschaften zu einem zentralen Element der Außenpolitik vieler Staaten.

Die Friedensverhandlungen in Istanbul spiegeln diesen komplexen Interessenmix wider. Hier geht es nicht nur darum, Leid zu mindern, sondern auch darum, wirtschaftliche und politische Vorteile zu sichern. Ob es wirklich zu einem dauerhaften Frieden kommt, bleibt ungewiss. Doch da viele Akteure ihre Interessen inzwischen weitgehend gesichert sehen, erscheint ein Frieden für sie plötzlich greifbarer.

Quelle: Yeni Hayat / Neues Leben