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Frauenberatung: Wie Österreichs Frauen erneut im Stich gelassen werden

Übernommen von KPÖ:

Frauen sind das soziale Auffangnetz unserer Gesellschaft – sie betreuen, pflegen, versorgen und kümmern sich, da wo der Staat seiner Verantwortung nicht nachkommt. Jetzt lässt er sie erst recht im Stich und kürzt bei der Frauen- und Mädchenberatung.

Suchthilfe, Behindertenhilfe, Hebammenberatungen, Integrationsmaßnahmen, Sozialleistungen – wer glaubt, es gäbe im Sozialbereich langsam nichts mehr zu kürzen, der irrt sich! Die Kürzungskoalition findet einen Weg. Dieses Mal müssen die österreichischen Frauen- und Mädchenberatungsstellen daran glauben. Weil Förderungen vom Sozialministerium und dem AMS gestoppt werden, droht ihnen ein massiver Stellenabbau und somit eine massive Einschränkung ihrer Möglichkeit, Frauen zu helfen. 120.000 Frauen und Mädchen werden jährlich unterstützt. Jetzt müssen zahlreiche Mitarbeiterinnen entlassen oder in Teilzeit geschickt und dadurch Beratungen zurückgefahren werden. Und das, obwohl eigentlich das Gegenteil notwendig wäre: Es braucht einen dringenden Ausbau von Angeboten, weil der Bedarf angesichts der zunehmend prekären Situation, in der sich viele Menschen befinden, stark steigt.

Gewaltschutz ist mehr als ein Frauenhaus

Alle Jahre wieder fließen im November die Krokodilstränen: zum Tag gegen Gewalt an Frauen hören wir Beileidsbekundungen, Empörung und gute Absichten von allen Seiten. Wer aber von Gewaltschutz spricht und von der finanziellen und sozialen Absicherung von Frauen schweigt, der hat entweder nicht verstanden, was Gewaltschutz bedeutet, oder es ist ihm am Ende dann doch egal. Gewaltschutz ist vor allem Früherkennung, denn wer ins Frauenhaus geht, hat meist schon mehr als genug Gewalt erfahren. Und Früherkennung passiert in der Frauen- und Mädchenberatung. 40% der Beratungsanfragen betreffen Gewalt in der Beziehung. Weniger Beratungstermine bedeuten folglich mehr unentdeckte Gewalt. Gewaltschutz ist aber auch die Förderung der Unabhängigkeit von Frauen. Denn wenn Frauen finanziell und sozial abgesichert sind, können sie sich schon bei den ersten Anzeichen aus den Fängen einer gewaltvollen Beziehung lösen. Auch hier spielen Frauen- und Mädchenberatungen eine essenzielle Rolle: Über 90% aller Beratungen enden mit einer Lösung, Verbesserung oder neuen Perspektive.

Gesellschaftliches Auffangnetz im freien Fall

Es sind gerade Frauen, die vorwiegend die Last der staatlichen Mangelversorgung auf ihren Schultern tragen müssen. Wenn das Kind mit Behinderung keinen Kindergartenplatz bekommt, ist es in erster Linie die Mutter, die das Kind zuhause betreut. Wenn Angehörige krank werden, ist es in der Regel die Frau, die Kinder, Eltern oder Großeltern gesund pflegt. Wenn es emotionale Krisen in der Familie oder im Freundeskreis gibt, sind es in den meisten Fällen Frauen, die sich sorgen und kümmern. Während sie alles auffangen, werden sie selbst aber fallen gelassen. Wie bereits die Finanzkrise 2008 gezeigt hat, sind Frauen viel stärker von ökonomischen Krisen betroffen. Sie sind viel stärker auf öffentliche Dienstleistungen, wie eben Kinderbetreuung oder ein funktionierendes Pflegesystem angewiesen – jenen Bereich also, der oft am schnellsten von Einsparungen getroffen wird. Auch der Jobabbau im öffentlichen Sektor trifft sie vermehrt und Lohn- und Pensionskürzungen treffen sie ebenfalls härter, weil das Einkommensniveau meist ohnehin niedriger ist. Die Kürzung von Beratungs- und Unterstützungsangeboten zieht ihnen das letzte Sicherungsnetz unter den Füßen weg. Sie befinden sich im freien Fall.

Quelle: KPÖ

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