Übernommen von Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek:
Die Zahlen sind brutal: In einem der reichsten Länder Europas kämpft jeder siebte Beschäftigte mit Armut, während Familien mit drei oder mehr Kindern zu 38,5% armutsgefährdet sind. Die Salariatskammer »Chambre des Salariés« (CSL) zerlegt im aktuellen Haushaltsgutachten 2026 schonungslos, wie die Regierung soziale Ungleichheit, Wohnungsnot und prekäre Arbeit ignoriert, obwohl die Mittel für Lösungen längst da wären.
Die Wohnungskrise ist kein Zufall, sondern politisches Versagen. Der »Fonds für bezahlbaren Wohnraum« sollte eigentlich 2 Milliarden Euro in vier Jahren mobilisieren. Doch die Realität sieht anders aus. Nur 1,345 Milliarden sind tatsächlich geplant – und selbst diese Summe wird nicht erreicht. 2026 sinken die Ausgaben sogar unter das Niveau von 2025, von 368 auf 341 Millionen Euro. Gleichzeitig explodieren die Militärausgaben um 150 % bis 2029. Die CSL fragt sich: »Wie kann man das rechtfertigen, wenn gleichzeitig Menschen obdachlos werden?«
Die Folgen sind verheerend. Immer mehr Haushalte geben über 40% ihres Einkommens für Miete aus, das ist ein direktes Armutsrisiko. Alleinerziehende (31,8% Armutsrisiko) und Geringverdiener werden an den Rand gedrängt, während Spekulation und fehlende Regulierung die Krise verschärfen. Doch statt zu handeln, setzt die Politik auf leere Ankündigungen und Steuergeschenke für Unternehmen.
Auch der Arbeitsmarkt glänzt nur auf den ersten Blick. Zwar ist die Arbeitslosenquote niedrig, doch die Qualität der Jobs wird immer schlechter. Prekäre Verträge nehmen zu, jeder siebte Beschäftigte lebt trotz Arbeit unter der Armutsgrenze – ein trauriger EU-Rekord. Besonders betroffen sind junge Erwachsene (30% Armutsrisiko), Frauen und Migranten, die häufig in unsicheren, schlecht bezahlten Jobs feststecken. Die CSL warnt: »Die Politik redet von Wachstum, aber wer profitiert? Die Löhne stagnieren, während die Lebenshaltungskosten explodieren.«
Luxemburg ist reich – aber dieser Reichtum kommt nicht bei allen an. Die Energiepreise sind seit 2020 um 43 % (Strom) bis 76 % (Gas) gestiegen, was einkommensschwache Haushalte besonders hart trifft. Die Kinderarmut steigt, Familien mit vielen Kindern rutschen in die Prekarität ab, und die soziale Ungleichheit vertieft sich. Die CSL fordert konkrete Maßnahmen: eine Erhöhung des Mindestlohns um bis zu 32 %, einen Mietendeckel gegen Spekulation und den sofortigen Ausbau sozialer Wohnungen.
Doch statt zu handeln, fließen die Gelder in Militär und Steuererleichterungen für Unternehmen. Die CSL zieht ein vernichtendes Fazit: »Der Haushalt 2026 ist eine verpasste Chance. Luxemburg hat die Mittel, um Armut zu bekämpfen und Wohnen für alle zu ermöglichen – es fehlt am politischen Willen.«
Quelle: Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek

