Patientenrisiko Personalmangel

ZLV Zeitung vum Letzeburger Vollek
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Aus der chronischen Unterbesetzung in Spitälern, Pflege- und Sozialeinrichtungen sowie bei den mobilen Pflegediensten folgen schlimme Zustände für das Personal, aber auch für die Patientinnen und Patienten und für die betreuten Kinder, klagt das OGBL-Syndikat Gesundheit und Sozialwesen einmal mehr in einem Pressekommuniqué vom Donnerstag. Bekräftigt wird auch die Forderung nach bedarfsgerechten Personalbemessungen und besseren Arbeitsbedingungen in Pflege und Kinderbetreuung, um dem eklatanten Fachkräftemangel entgegenzuwirken.

Es sei nötig, sofort zu handeln und den in Luxemburg im EU-Vergleich niedrigen Anteil der Gesundheitsausgaben an der Wirtschaftsleistung zu erhöhen. »Es muß also in Zukunft verstärkt in unser Gesundheitssystem investiert werden. (…) Es ist höchste Zeit, an die Qualität unserer Gesundheits-, Pflege- und sozialen Einrichtungen zu denken und der Unterbesetzung ein Ende zu setzen!«

Wenn sich die in Gesundheitswesen und Kinderbetreuung Schaffenden einer immer größeren Arbeits- und Leistungsverdichtung ausgesetzt sähen, und man ihnen in Sachen Arbeitszeiten immer mehr Flexibilität abverlange, dann kämen diese Schaffenden immer öfter an die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit und sie hätten zugleich immer seltener die Möglichkeit, sich von ihrer körperlich wie psychisch anstrengenden Arbeit zu erholen. Das, so die Gewerkschaft, mache Berufe in diesen für die Gesellschaft so immens wichtigen Bereichen unattraktiv. Die Folgen sind eine hohe Teilzeitquote, ein hoher Krankenstand und Personalflucht.

Keinesfalls aber dürfe der mittlerweile auch von Seiten der regierenden Dreierkoalition konstatierte Fachkräftemangel im Gesundheits- und Sozialwesen nun »als Ausrede dienen, um sich vor klaren und verbindlichen Personalvorgaben zu drücken«. Eine hochwertige Versorgung der Patienten und der Kinder, und zugleich gute Arbeitsbedingungen für die Schaffenden, ließen sich nur mit bedarfsgerechten, sektorübergreifenden gesetzlichen Personaluntergrenzen schaffen.

Im Krankenhausbereich müsse dabei nicht nur auf einen bedarfsgerechten Personalschlüssel in Relation zur Bettenzahl, sondern auch darauf geachtet werden, daß stets ausreichend qualifiziertes Personal für die Patientinnen und Patienten zur Verfügung steht. Im Herbst 2022 habe die Adem nicht weniger als 425 Arbeitslose aus dem Gesundheitswesen geführt, die die schlechte Personallage im medizintechnischen, Reha- oder auch im paramedizinischen Pflegebereich hätten verbessern können.

Gleichzeitig würden Labore und mobile Pflegedienste bei Neueinstellungen systematisch nur Teilzeitverträge anbieten, um die Flexibilisierung zu Lasten der Beschäftigten auf die Spitze treiben zu können. Würden unfreiwillige Teilzeitverträge aufgestockt, so der OGBL, dann »könnten wertvolle Stunden (…) aufgefangen werden und ganz nebenbei erhebliche Verbesserungen der Arbeitsbedingungen erreicht werden«. Im Bereich Kinderbetreuung müßten ausgebildete Erzieher auch als solche eingestellt werden. Auch hier sei eine Erhöhung der Personalschlüssel hilfreich – um kurzfristig dem Personalmangel entgegenzuwirken, und längerfristig, um mehr jungen Menschen »durch Wertschätzung und Anerkennung ihrer Ausbildung« den Weg in den Sektor zu ebnen.

Quelle: Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek