Hunderte feiern 70 Jahre »junge Welt«
Mit einem Mammutprogramm im Berliner Kino International haben hunderte Menschen am Sonnabend den 70. Geburtstag der linken Tageszeitung »junge Welt« gefeiert. Der Saal des Lichtspielhauses aus DDR-Zeiten war komplett ausverkauft. Die rund 500 Zuschauer erlebten zunächst eine mehr als zweistündige Revue, die sieben Jahrzehnte Geschichte der Zeitung passieren ließ – durchaus mit der gelegentlich nötigen Selbstironie, aber doch voller Stolz auf das erreichte. Als wäre dieses Programm, durch das die bekannte Brecht-Interpretin Gina Pietsch führte, noch nicht genug gewesen, begeisterten anschließend der Liedermacher Daniel Viglietti und der Hamburger Schauspieler Rolf Becker das Publikum.
Becker trug Übersetzungen der Lieder vor, die Viglietti dann sang. Die Ansagen des Uruguayers wurden von Petra Wegener erstklassig übersetzt, so dass auch nicht des Spanischen mächtige Zuschauer dem Programm gut folgen konnten.
Die Tageszeitung »junge Welt« war 1947 als »Zeitung der Jugend« gegründet worden. In der DDR war sie das Organ des Zentralrats der Freien Deutschen Jugend (FDJ) und die auflagenstärkste Tageszeitung des Landes. Nach der »Wende« gelang es, die Zeitung bis 1995 zu erhalten. Als die damaligen Besitzer dann den Bankrott der Zeitung erklärten, übernahmen die Mitarbeiter das Projekt – erfolgreich, denn am 12. Februar 2017 beging das Blatt seinen 70. Geburtstag. Und das wurde am Sonnabend in Berlin mit Weggefährten, Mitarbeitern und Lesern gebührend gefeiert.