Klimawandel: Red is the new Green

Vor fast anderthalb Jahrhunderten beschrieb Friedrich Engels in seiner Schrift »Anteil der Arbeit an der Menschwerdung des Affen«, wie die Umwelt durch menschliche Aktivität zerstört wird:

»Schmeicheln wir uns indes nicht zu sehr mit unsern menschlichen Siegen über die Natur. Für jeden solchen Sieg rächt sie sich an uns. Jeder hat in erster Linie zwar die Folgen, auf die wir gerechnet, aber in zweiter und dritter Linie hat er ganz andre, unvorhergesehene Wirkungen, die nur zu oft jene ersten Folgen wieder aufheben.

(…) Und so werden wir bei jedem Schritt daran erinnert, daß wir keineswegs die Natur beherrschen, wie ein Eroberer ein fremdes Volk beherrscht, wie jemand, der außer der Natur steht – sondern daß wir mit Fleisch und Blut und Hirn ihr angehören und mitten in ihr stehn, und daß unsre ganze Herrschaft über sie darin besteht, im Vorzug vor allen andern Geschöpfen ihre Gesetze erkennen und richtig anwenden zu können.«

Das Verständnis der Naturgesetze ist seit den Zeiten von Marx und Engels enorm gewachsen; damals war weder die Spaltung des Atomkerns, noch das Klonen von Lebewesen bis hin zum Menschen abzusehen. Doch wie sieht es mit der »richtigen« Anwendung dieses Wissens aus?

Heute zeigt unser Planet fast täglich immer bedrohlichere Auswirkungen des menschgemachten Klimawandels. Doch das vor mittlerweile zehn Jahren gegründete Aktionsbündnis »Votum Klima«, das zu den Chamber- und EU-Wahlen 2009 am Aldringer eine »Arche Noah für den Klimaschutz« aufstellte, um von der nächsten Regierung Maßnahmen zu fordern, mit denen unsere Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2020 um mindestens 30 Prozent reduziert werden können, ist von ihrem konkreten Reduktionsziel für Luxemburg abgerückt, kaum waren Déi Gréng in der Regierung vertreten.

Heute beschränkt sich »Votum Klima« darauf, »Wirtschaft und Gesellschaft« unverbindlich aufzufordern, die »notwendigen Weichen« zu stellen, um unseren Verpflichtungen aus dem Pariser Klimaschutzabkommen nachzukommen. Doch klimaschädlicher als der von USA-Präsident Trump verkündete Ausstieg aus dem »Accord de Paris« ist die Tatsache, daß die größten Länder Europas, deren Regierungen gebetsmühlenartig wiederholen, sie stünden zu dem Klimaschutzabkommen, bis heute keine wirksamen Schritte unternommen haben, die Erderwärmung zu bekämpfen.

Von den Großkonzernen und -banken ganz zu schweigen. Sie haben sich allein der Maximierung ihres kurz- bis mittelfristigen Profits verschrieben und ziehen es wie Trump vor, den Klimawandel zu leugnen und dessen gewaltigen Risiken zu ignorieren.

Da mag »Votum Klima« noch so oft erklären, die Ausrichtung auf ein »rein quantitatives Wachstum« müsse endlich auf ein »qualitatives« umgestellt werden: Solange es eine handvoll imperialistischer Staaten partout nicht will, daß den Profitmöglichkeiten ihrer Konzerne Grenzen gesetzt werden, wird es diese Beschränkungen auch nicht geben. Um das gewaltige Problem Klimawandel zu lösen, muß der Kapitalismus abgeschafft werden.

Daß es auch anders geht, zeigt China. Mittlerweile stehen über die Hälfte der weltweiten Kapazitäten zur Gewinnung von Strom aus Solarenergie und rund ein Drittel der weltweiten Kapazitäten zur Gewinnung von Strom aus Windenergie in der Volksrepublik. So konnte die chinesische Regierung schon im Sommer 2017 erklären, das im aktuellen Fünfjahresplan für das Ende dieses Jahrzehnts gesetzte Ziel zum Ausbau der erneuerbaren Energien sei bereits erreicht.

Oliver Wagner

Quelle:

Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek