CNS: Nicht einseitig nach schwarzen Schafen suchen

Schwarzen Schafen sollte man auf den Pelz rücken. Schließlich gehe es darum, den Versicherten auf Dauer die bestmögliche Gesundheitsversorgung zu garantieren. Deshalb müsse alles unternommen werden, um der Gesundheitskasse (CNS) unnütze Ausgaben zu ersparen. Dazu gehöre eben auch, allen, die wegen Missbrauchs auffallen, näher auf die Finger zu schauen. Vor Sanktionen sollte man in solchen Fällen nicht zurückschrecken.

Wer sind denn nun die schwarzen Schafe, denen Patronat und Politik auf den Pelz rücken möchten? Sind diese nur unter den Versicherten auszumachen? Oder gehören nicht auch die Unternehmer stärker unter die Lupe genommen? Auch muss die Frage erlaubt sein, wo die Messlatte anzulegen ist, und wer darüber entscheidet, ob der Versicherte zu oft krankgeschrieben ist, oder nicht? Schließlich werden Krankenscheine nicht von den Arbeitern, sondern von Medizinern ausgestellt.

So oder so sollten besagte Kontrollen nicht allein in eine Richtung geführt werden. Denn wenn schon schwarze Schafe ausgemacht werden sollen, so dürften solche zweifelsohne auch in Kreisen der Unternehmer zu finden sein. Beispielsweise jene, die nicht davor zurückschrecken ihr Personal dazu anzuhalten, sich krankschreiben zu lassen, wenn der Arbeitsaufwand nicht den erhofften Erwartungen entspricht. Wenn das kein Missbrauch ist!

Darüber hinaus gibt es nach wie vor immer wieder Betriebe, die es aus reiner Profitgier unterlassen, ausreichend in die Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz zu investieren. Mit der Folge, dass in solchen Betrieben die Unfallgefahren größer und die Arbeitsbedingungen notgedrungen schlechter sind. Beides mit negativen Auswirkungen auf die Gesundheit der Schaffenden.

Eigentlich müssten solche Firmen unschwer auszumachen sein. In Zeiten der Hochtechnologie müsste nämlich schon ein einfacher Tastendruck genügen, damit der Computer die Namen jener Unternehmen nennt, aus denen verhältnismäßig die meisten Arbeitsunfälle gemeldet werden und Mitarbeiter am häufigsten krankgeschrieben sind.

Weshalb sieht die Politik eigentlich von solchen Kontrollen ab? Die Antwort ist unschwer zu erraten. Dem Feststellen von Missständen müssten nämlich auch Sanktionen folgen. Ein Schritt, der den treuen Dienern des Kapitals dann doch zu weit gehen würde. Statt sich mit dem Patronat anzulegen, wird dann doch lieber weggeschaut und nach Verstößen oder Fehlern beim Schwächsten im Glied, also beim Versicherten, gesucht.

Wenn es der Politik allerdings ehrlich damit gemeint sein sollte, der Gesundheitskasse unnütze Ausgaben zu ersparen, dann müssen ALLE – also nicht nur die Schaffenden – in die Verantwortung einbezogen werden. Es sei denn, dass mit der Ansage, Missbräuche bekämpfen zu wollen, abermals nur das vom Patronat angestrebte Ziel verfolgt werden soll, Erwerbstätige durch Einschüchterungen und zusätzlichem Druck davon abzuhalten, im Krankheitsfall einen Arzt aufzusuchen und sich gegebenenfalls krankschreiben zu lassen..

Eine Vorgehensweise, die so nicht hingenommen werden darf.

gilbert simonelli

Quelle:

Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek