Offener Brief des Kommunistischen StudentInnenverbands (KSV-KJÖ)

Liebe Studierende,
Liebe Hochschulbeschäftigte,
Liebe StudierendenvertreterInnen,

Das Coronavirus stellt uns als Studierende vor schwerwiegende Herausforderungen. In den letzten Jahren haben wir mit der Einschränkung von Studierendenrechten, der regelmäßigen Verschlechterung von Studienbedingungen und gleichzeitigem Kaputtsparen unserer Hochschulen eine Verschärfung der sozialen Lage von StudentInnen erleben müssen. Der Ausbruch des Virus war hier noch ein zusätzlicher Multiplikator bestehender Schieflagen, der uns nun vor eine Realität stellt, in welcher der Studienbetrieb in Österreich de facto nicht aufrechterhalten werden konnte und viele Studierende nun von (zusätzlichen) Sorgen und Ungewissheiten um ihre Zukunft geplagt werden. Die vielen Problemstellungen in den Universitätsbetrieben bekommen auch die DozentInnen und Studierendenvertretungen mit. Nicht zuletzt das „home-learning“-System hat dies gezeigt: Während die DozentInnen weitestgehend mit der Umsetzung von den Universitäten alleine gelassen werden, sehen sich die Studierenden mit teils unklaren, teils nicht zugänglichen Inhalten, sowie verwirrenden und widersprüchlichen Studienplänen konfrontiert.

Wir haben seit Jahren davor gewarnt, dass die neoliberalen Bildungsreformen der vergangenen Regierungen und der Bologna-Prozess der EU uns Studierende in prekäre Lebensverhältnisse treiben. Die Problemlagen mit denen sich nun der ganze Hochschulbetrieb konfrontiert sieht, werden auch nach der Pandemie weiterbestehen und sind durch die Corona-Krise nur noch akuter geworden.

Die vergangenen Tage haben bereits gezeigt, dass die Prioritäten der Regierung darin liegen „Rettungspakete“ für große Unternehmen zu schnüren, während die Belange der Studierenden und Arbeitenden auf der Strecke bleiben. Die Schwarz-Grüne Bundesregierung wird uns erst dann Zugeständnisse machen, wenn wir bereit sind, entsprechenden Druck aufzubauen. Daher müssen wir Studierende und Lehrende mehr denn je auf langfristige Verbesserungen der Studienbedingungen drängen. Neben diesen bedarf es unmittelbar kurz- und mittelfristiger Maßnahmen, die einen (der Situation entsprechenden) akzeptablen Studienalltag – auch von daheim aus – ermöglichen.

Wir fordern:

Keine Verzögerung des Studienabschlusses durchCorona Maßnahmen: Unterstützung seitens derUniversitäten und des Wissenschaftsministeriums bei der Erstellung vernünftigerLern- und Lehrmöglichkeiten, bei gleichzeitiger Minimierung der finanziellenBelastung der Studierenden und einer Vereinbarkeit mit der Arbeits- und Lebensrealitätder Studierenden.

Aussetzung derStudiengebühren: für das Sommersemester: An allen Hochschulen, insbesondereden FHs, müssen Studiengebühren ausgesetzt bzw. rückerstattet werden.

Unbedingte undautomatische Verlängerung der Studien- und Familienbeihilfe für alleStudierende ohne Ausnahme: Es braucht Regelungen, die allen Studierenden zuGute kommen anstatt bürokratische Lösungen, die oft von der Willkür derBehörden abhängen.

Kulanzregelungbei Praktika: Studierende, die ein Praktikum absolvieren, müssen von dieserVerpflichtung ausgenommen werden, wenn eine Nichtabsolvierung in Folge vonCorona-Maßnahmen den Studienabschluss verzögert.

ZusätzlichesToleranzsemester für alle Studierenden

Rückerstattungder USI Beiträge

Verlängerung der Fristen für akademischeAbschlussarbeiten

Keine Kündigungoder “Freistellung” von Universitätspersonal: Das Universitätspersonal darfnicht Opfer von Kündigungswellen oder weiterer Prekarisierung derArbeitsverhältnisse werden.

Keine Nachteilefür außerordentliche Zivildienstleistende: Angemessene finanzielleEntschädigung für Zivildienstleistende, sowie Anrechnung von ECTS undzusätzliche Toleranzsemester (unabhängig davon ob „freiwillig“ oder eingezogen).

In Zeiten, in denen wir für unsere Rechte nicht auf der Straße oder unmittelbar auf der Universität kämpfen können, ist es umso wichtiger, dass wir gemeinsam als Studierende, Lehrende und Arbeitende für bessere Studienbedingungen eintreten. Lasst uns in diesen Krisenzeiten vernetzen, nutzen wir bestehende Kanäle und bauen wir Plattformen auf, um gemeinsam für bessere Studienbedingungen zu kämpfen!

mit solidarischen Grüßen,

euer Kommunistischer StudentInnenverband (KSV-KJÖ)

Quelle:

Kommunistischer StudentInnenverband (KSV-KJÖ)