Ayotzinapa und das Ende der „historischen Wahrheit“

Den nachstehenden Beitrag haben wir aus der deutschsprachigen Online-Ausgabe der kubanischen Tageszeitung Granma übernommen.

Im Jahr 2014 schockierte eine Nachricht die ganze Welt: das Verschwinden von 43 Studenten der Raúl Isidro Burgos-Schule in der Stadt Ayotzinapa im Bundesstaat Guerrero, einem der ärmsten Mexikos.

Die Regierung von Enrique Peña Nieto, die mehrfach versuchte, den Ermittlungsprozess einzustellen, argumentierte, dass städtische Polizeibeamte die Studenten entführt und an Mitglieder des Kartells Guerreros Unidos übergeben hätten, die die Jugendlichen angeblich auf einer Müllkippe getötet und verbrannt hätten. Diese Version befreite den Staat von jeglicher Verantwortung und ist als „die historische Wahrheit“ bekannt.

Die Ermittlungen eines argentinischen Gerichtsmediziner-Teams und die Untersuchungen der Interdisziplinären Gruppe unabhängiger Experten zeigten jedoch, dass die Behörden logen, da es keine Hinweise auf die Einäscherung der Leichen gab.

Ebenso enthüllten mehrere journalistische Berichte, dass kommunale, staatliche, föderale und sogar Sicherheitskräfte der Armee an der Verfolgung und dem Massaker an den Studenten und anderen Zivilisten beteiligt waren.

Laut Russia Today gab der mexikanische Generalstaatsanwalt Alejandro Gertz Manero kürzlich bekannt, dass der frühere Direktor der Kriminalpolizei, Tomás Zerón de Lucio, aus dem Land geflohen ist, um seiner Gefangennahme zu entgehen, weil er beschuldigt wurde, Beweise zu diesem Fall versteckt und verändert zu haben.

Dieselbe Quelle versichert, dass es gegen Zerón bereits einen Haftbefehl und eine rote Akte von Interpol für seine internationale Suche und entsprechende Auslieferung gebe. Derzeit erstreckt sich die Suche auf 190 Länder.

Diese Informationen werden zusammen mit der Verhaftung von José Ángel Casarrubias Salgado, alias El Mochomo, dem mutmaßlichen Anführer des Kartells Guerreros Unidos, bekannt.

Berichten zufolge behaupten einige der von der Generalstaatsanwaltschaft Verhafteten, Casarrubias habe ihnen den Befehl gegeben, die 43 Studenten aus Ayotzinapa zu ermorden.

Von den Verschwundenen wurden Ende 2014 nur die Überreste von Alexander Mora Venancio gefunden. Das Schicksal der anderen 42 Studenten ist noch nicht aufgeklärt.

Nach Angaben der Nationalen Kommission für die Suche nach Personen des Innenministeriums sind von 1964 bis Dezember 2019 in Mexiko 147.033 Personen verschwunden, von denen 61.637 nicht gefunden wurden.

Außerdem heißt es, dass 54.869 der in den Amtszeiten von Felipe Calderón und Enrique Peña Nieto verschwundenen Personen immer noch vermisst werden.

Derzeit konzentriert sich die Regierung von López Obrador auf die Beseitigung der Ursachen von Gewalt und Straflosigkeit und arbeitet mit dem UN-Ausschuss gegen das gewaltsame Verschwindenlassen zusammen.

Quelle:

Granma Internacional