Gemeinsam für höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen kämpfen

Es gibt Beispiele zuhauf, die in aller Deutlichkeit belegen, dass das Patronat im Privatsektor rücksichtslos alles aus der Welt geschafft sehen möchte, was die Finanzen der Unternehmen belastet. Eine logische Folge davon ist, dass besonders bei Lohnfragen immer fester aufs Bremspedal gedrückt wird. Allen voran Forderungen nach linearen Lohnaufbesserungen stoßen daher seit Jahren zumeist auf taube Ohren.

Wenn überhaupt, dann zeigen sich Patronatsvertreter in Lohnverhandlungen mit den Gewerkschaften immer häufiger nur mehr dazu bereit, über einmalige Prämien statt über allgemeine Lohnaufbesserungen zu diskutieren. Auch versuchen sie immer wieder, Einstiegslöhne nach unten zu revidieren, sowie Lohntabellen, die Betriebszugehörigkeit und Berufserfahrung berücksichtigen, außer Kraft zu setzen oder völlig abzuschaffen. Gleiches gilt auch für Prämien, Zuschüsse und Sonderregelungen, die in jahrzehntelangen zähen Verhandlungen auf Betriebsebene vertraglich geregelt worden waren und über die Vorgaben des Arbeitsrechts hinausgehen.

Um die Ausgaben des Unternehmens zu reduzieren sind dem Patronat alle Mittel recht. Das geht inzwischen so weit, dass sogar auf dem Buckel von Lohnabhängigen, die aus Gesundheitsgründen nicht mehr in der Lage sind jederzeit 100 Prozent abzuliefern, Gelder eingespart werden. So wurde in den letzten Jahren die Liste an Betrieben immer länger, in denen Gratifikationen, Urlaubsgeld oder Jahresendprämien nur noch an jene Mitarbeiter vollständig ausbezahlt werden, die ohne Fehlstunden über die Runden kommen.

Fakt ist, dass aufgrund dieser Lohnpolitik die Zahl der Lohnempfänger ständig wächst, die nur oder nur knapp mehr als den Mindestlohn verdienen. Ein Einkommen, das im teuren Luxemburg bekanntlich nicht ausreicht, um allmonatlich über die Runden zu kommen. So dass immer häufiger viele Erwerbstätige riskieren, trotz regelmäßiger Arbeit in die Armut gedrängt zu werden.

Doch nicht nur bei Lohnfragen gehen die Unternehmer immer rücksichtsloser vor. Auch die Arbeitsbedingungen haben sie in den letzten Jahren spürbar verschlechtert. Maximale Flexibilisierung und ständig zunehmende Deregulierung der Arbeitszeitregelung haben nämlich dazu geführt, dass der Alltag in vielen Betrieben heute aus längeren Arbeitszeiten, unregelmäßigen und öfters abgeänderten Schichtplänen und zunehmender Arbeit an Wochenenden besteht. Verschlechterungen, die allesamt zu Lasten der Erwerbstätigen gingen. Berufsleben, Familie und Freizeit unter einen Hut zu kriegen, wurde für sie immer schwerer.
Eine Situation, die sich infolge der Corona Krise weiter verschärfen dürfte – Postenabbau, Auslagerung von Produktionsstätten, Konkurse, steigende Arbeitslosenzahlen.

Sieht man die vielen Unannehmlichkeiten, mit denen sich Personalvertreter täglich auseinandersetzen müssen, dann muss einem bange sein vor der Frage, wie schwerwiegend eigentlich die Probleme und Schikanen in Betrieben sein müssen, in denen es weder starke Personalvertretungen noch Kollektivverträge gibt. Immerhin betrifft Letzteres mehr als die Hälfte aller Schaffenden.

Damit muss endlich ein für allemal Schluss sein !

gilbert simonelli

Quelle:

Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek