Facebook zensiert Bericht über Polizeigewalt

Die Tageszeitung »junge Welt« berichtete am Sonntag unter anderem auf Facebook über die brutalen Übergriffe der Polizei gegen die Liebknecht-Luxemburg-Demonstration in Berlin. Sie stand damit fast allein in der bundesdeutschen Medienlandschaft – in den meisten anderen Medien fand die Demonstration entweder gar nicht statt oder die Rede war von »Rangeleien« mit der Polizei. Doch offenbar war schon die Störung dieser Meinungsmache zu viel für das »soziale Netzwerk«. Wie die Zeitung am Montag meldete, hat Facebook die Meldung über die Polizeigewalt gelöscht – mit der Begründung, dass die Bilder »Gewalt verherrlichen oder bestimmte Bilder mit extremer Gewalt enthalten«.In dem Bericht der »jungen Welt« hatte es geheißen, dass »selbst Minderjährige und ein Rollstuhlfahrer« attackiertworden seien. Dazu veröffentlichte die Tageszeitung ein Foto, das eine Frau im FDJ-Hemd zeigt, die von einem Polizisten im Klammergriff gehalten wird. So ein Bericht »entspricht nicht unseren Gemeinschaftsstandards«, teilte Facebook der Redaktion mit.

In der Dienstag-Ausgabe der »jungen Welt« schreibt Arnold Schölzel dazu: »Die Löschpraxis von Facebook entspricht in diesem Fall im übrigen der rituell antikommunistischen Berichterstattung über die Luxemburg-Liebknecht-Demonstration am Montag und den Äußerungen der Berliner Polizei dazu. Sie erklärte unter der Überschrift ›Polizei betreut mehrere Gedenkversammlungen‹ am Montag, etwa 30 Personen, ›die Kleidung und Fahnen mit FDJ-Symbolen trugen‹, seien festgenommen worden. Es habe ›der Verdacht des strafbaren Zeigens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen‹ bestanden. (…) In Wirklichkeit heißt es in einer Ausarbeitung der (Wissenschaftlichen) Dienste (des Bundestages) aus dem Jahr 2014 (WD 7-3010-028/14): ›Das Verbot beschränkte sich ausschließlich auf die FDJ-West‹, die in den 50er Jahren in der BRD verboten worden ist.«

Quelle: junge Welt