Jede Verbesserung muss erkämpft werden

ZLV Zeitung vum Letzeburger Vollek
Zeitung vum Letzeburger Vollek

Inzwischen gibt es genügend Beispiele dafür, wie das Kapital den Abbau von Arbeitsplätzen mit der Gesundheitskrise rechtfertigt, um davon abzulenken, dass die beschlossenen Abbau- und Rationalisierungspläne lange vor der Covid-Krise aufgestellt wurden.

In die gleiche Richtung gehen die Bestrebungen des Kapitals, Kollektivvertragsverhandlungen zu nutzen, um bessere Löhne und Arbeitsbedingungen zu hintertreiben und zu versuchen, Zugeständnisse, die in der Vergangenheit durch gewerkschaftlichen Einsatz durchgesetzt wurden, zurückzunehmen.

Ganz aktuell ist die Meldung, dass die ABBL-Banker in der jüngsten Runde der Kollektivvertragsverhandlungen damit drohten, das 13. Monatsgehalt in Frage zu stellen. Die Drohung erfolgte, als die Gewerkschaftsfront von OGBL und LCGB eine lineare Lohnerhöhung für alle und ein garantiertes Wachstum der Gehälter im Rahmen der Lohntabellen forderten.

Der Vorstoß der Banker zielt damit eindeutig darauf ab, Lohnanpassungen mit einer angedrohten Einkommensverschlechterung einen Riegel vorzuschieben.
Sie rechnen sich gute Chancen aus, damit durchzukommen, weil sie wissen, dass die stärkste Gewerkschaft im Bankenbereich bisher nicht sehr kämpferisch war. Das hatte sich gezeigt, als die Aleba im stillen Kämmerlein eine Grundsatzvereinbarung über die Fortsetzung des bisherigen Kollektivvertrags mit der ABBL unterzeichnet hatte, was nicht nur gegen das Gesetz verstieß, sondern einer Kapitulation gleichkam.

Eine solche Haltung kann die Banker, die eindeutig zu den Krisengewinnlern gehören, nur ermuntern, die kollektivvertraglichen Errungenschaften in Frage zu stellen, so dass zu wünschen wäre, dass die Aleba ihren Alleingang beendet und mit der Gewerkschaftsfront von OGBL und LCGB an einem Strang zieht – eine Voraussetzung dafür, dass Verschlechterungen verhindert und Lohnerhöhungen durchgesetzt werden können.

Schwierig, wenn auch anders gelagert, sind die Kollektivvertragsverhandlungen auch im Reinigungssektor, die im Oktober 2019 begannen, ohne dass bisher im Interesse der 11.000 Beschäftigten eine Einigung erzielt werden konnte.

Der Reinigungssektor gehört seit jeher zu den Bereichen mit den niedrigsten Löhne und den schlechtesten Arbeitsbedingungen. Das hat sich auch während der Corona-Krise nicht geändert, die immerhin deutlich gemacht hat, wie wichtig die Arbeit der Reinigungskräfte ist, aber auch, wie schlecht sie bezahlt werden, wie viele Überstunden sie leisten müssen und wie unsicher ihr Arbeitsverhältnis ist, während die Besitzer der Reinigungsfirmen hohe Profite einsäckeln.

Auch in diesem Bereich, in welchem der gewerkschaftliche Organisationsgrad noch immer viel zu niedrig ist, wird eine Verbesserung der Lohn- und Arbeitsbedingungen nur durchzusetzen sein, wenn die Beschäftigten die Notwendigkeit erkennen, dass sie gemeinsam an einem Strang ziehen müssen.

Etwas haben die Verhandlungen über die Erneuerung der Kollektivverträge im Banken- und im Reinigungsbereich allerdings gemeinsam, unabhängig davon, wie unterschiedlich die Bereiche ansonsten sind. Sie zeigen, dass die Kapitalisten die Profite, die sie mit der Ausbeutung der Lohnabhängigen erzielen, mit Händen und Füßen verteidigen, und dass die Schaffenden jede Verbesserung erkämpfen müssen.

Ali Ruckert

Quelle: Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek – Unser Leitartikel: <br/>Jede Verbesserung muss erkämpft werden