Zehn Jahre Reaktorkatastrophe in Fukushima

Gestern vor zehn Jahren kamen infolge eines Erdbebens sowie eines dadurch ausgelösten Tsunamis im Nordosten Japans 19.000 Menschen ums Leben. In der betroffenen Region lagen auch Atomkraftwerke, unter anderem das Kraftwerk Fukushima Daiichi. Aufgrund von mangelhaften Sicherheitsvorkehrungen, Fehlkonstruktionen sowie fahrlässigen Entscheidungen der Betreiberfirma Tepco führte die Naturkatastrophe zu Wasserstoffexplosionen sowie Kernschmelzen in drei der sechs Reaktoren. Die Region sowie das Meerwasser wurden mit radioaktivem Material kontaminiert, die Partikel sind nach wie vor weltweit nachweisbar. Doch halb so wild, wenn man der EU-Kommission glauben möchte: Sie erhöhte damals kurzerhand die Cäsium-134-Grenzwerte für Lebens- und Futtermittel aus Japan.

Bereits die Konstruktion des Kraftwerks stellte Sparsamkeit vor Sicherheit. Um nur eines von mehreren Beispielen zu geben: Sogar unternehmensinterne Gutachten wiesen darauf hin, dass in der Region mit Tsunamis von mindestens zehn Metern Höhe gerechnet werden müsse. Der Hausverstand würde nahelegen, dass man ein Kraftwerk dementsprechend auf noch deutlich höhere Tsunamis vorbereiten sollte, um auf „Nummer Sicher“ zu gehen. Tepco jedoch schützte Fukushima Daiichi nur vor einer Tsunamihöhe von 5,7 Metern. Das nahegelegene Kraftwerk Fukushima Daini hingegen war mit höheren Sicherheitsvorkehrungen gerüstet und überstand das Erdbeben und den Tsunami sodann auch weitgehend unbeschadet.

Selbst während der Katastrophe hielt Tepco am Diktat der Profitmaximierung fest: Die sofortige Flutung der Reaktoren mit Meerwasser hätte das Schlimmste noch verhindert. Doch das wurde bewusst hinausgezögert, da es das Ende des Kraftwerks bedeuten musste. Erst auf Druck der japanischen Behörden wurde dieser Schritt getan, doch es war zu spät.

Arbeitermacht und Elektrifizierung

Im Sozialismus würde die Energiegewinnung nicht der Profitmaximierung dienen, sondern der Befriedigung der zeitgemäßen Bedürfnisse der Völker. Dazu gehören selbstverständlich auch der maximale Arbeitsschutz sowie die maximalen Sicherheitsvorkehrungen zur Vermeidung von Unglücken. Ein mögliches Restrisiko steht dabei im Verhältnis zu den Risiken, die entstehen würden, wenn man theoretisch ohne Kernenergie auskommen möchte: Die massiven Folgen eines zusätzlich verschärften Klimawandels und/oder eines Mangels an Elektrizität. Zudem muss zwischen Kernspaltung und der noch in der Erforschung befindlichen Kernfusion differenziert werden. Sollte es gelingen, die Kernfusion für die Energiegewinnung nutzbar zu machen, könnte daraus ein Vielfaches der Energie aller bekannten Möglichkeiten zur Energieerzeugung gewonnen werden.

Das Reaktorunglück von Fukushima ist schlussendlich eine Ausgeburt des Kapitalismus. Der Hinweis auf den Anteil einer Naturkatastrophe oder der generellen Gefährlichkeit von Kernenergie dient oft, ob bewusst oder unbewusst, zur Ablenkung vom fahrlässigen Handeln der Betreiberfirma Tepco, welche die Profitmaximierung über die Bedürfnisse und Sicherheit der Arbeiterklasse und der Völker gestellt hat.

Quelle: Zeitung der Arbeit – Zehn Jahre Reaktorkatastrophe in Fukushima