Kubas Impfstoffe sollen in Italien produziert werden

Während die Inzidenz auf der Insel mittlerweile einstellige Werte erreicht hat, melden Kubas Impfstoffentwickler gute Neuigkeiten aus Italien: Im Rahmen eines Abkommens soll in dem Land schon bald mit der Produktion von „Soberana 02“ begonnen werden, womit die Chancen für den Export des kubanischen Vakzins nach Europa und in andere Regionen des Globalen Nordens steigen. Dabei helfen dürfte auch die bevorstehende WHO-Zulassung von „Abdala“, bei der zuletzt größere Fortschritte verzeichnet worden sind. Als ob dies nicht genug positive Neuigkeiten seit dem letzten Update wären, hält der Rückgang bei den Corona-Neuinfektionen auch vier Wochen nach Abschaffung der PCR-Testpflicht für die Einreise und der Wiederkehr von Großveranstaltungen weiter an.

  • Bis zum 11. Mai wurden auf Kuba insgesamt 1.104.316 Personen positiv auf SARS-CoV-2 getestet+110 zum Vortag, darunter 23 in Camagüey, 13 in Havanna und jeweils 10 in Mayabeque und auf der Insel der Jugend. 8529 Personen sind an den Folgen des Virus gestorben, zum Vortag kamen keine Todesfälle hinzu. 18 Personen befinden sich zur Gesundheitsüberwachung in medizinischen Einrichtungen, 1.095.271 gelten als genesen. Die Anzahl der aktiven Fälle liegt derzeit bei 457, davon werden 10 intensivmedizinisch behandelt. Die Fallsterblichkeit ist auf 0,77 Prozent leicht gesunken. Die dominierende Variante ist mittlerweile auch auf Kuba der Omikron Subtyp BA.2.
  • Die Corona-Lage auf Kuba lässt sich derzeit als ausgesprochen gut bezeichnen, lediglich auf der Insel der Jugend steigt die Inzidenz seit kurzer Zeit wieder an, da es dort einen Ausbruch gab. Die Zahl der täglichen Neuinfektionen ist landesweit aktuell so niedrig wie zuletzt im Jahr 2020. Sogar Kubas Präsident Miguel Díaz-Canel habe angesichts dieser Zahlen auf der letzten Sitzung des Pandemiestabs seinen Enthusiasmus nicht verbergen können, wie es im Tagungsbericht auf „Cubadebate“ heißt. Noch sei das Virus allerdings nicht besiegt, die Hygienemaßnahmen und der Mundschutz müssten weiter beibehalten werden um das Risiko eines Rückschlags auszuschließen. Allerdings gäbe es heute mehr als genug Gründe für ein „Lächeln hinter der Maske“: Laut den jüngsten Prognosemodellen soll sich die niedrige Inzidenz in den kommenden Wochen fortsetzen.
  • Die 7-Tage-Inzidenz pro 100.000 Einwohner ist seit dem letzten Corona-Update von 72,09 (27. März) auf 9,06 (11. Mai) stark gefallen und war zuletzt weiter rückläufig. Die Anzahl der durchgeführten PCR-Tests wurde im selben Zeitraum von 8310 auf 6425 pro Tag reduziert.

Impfkampagne

Kubas Boosterkampagne im internationalen Vergleich (Quelle: OWID)
  • Bis zum 11. Mai haben 94,2 Prozent der KubanerInnen mindestens die Erstimpfung erhalten. Vollständig geimpft sind 89,8 Prozent. Damit liegt Kuba bei der Corona-Impfung nach den Vereinigten Arabischen Emiraten weltweit an zweiter Stelle. Insgesamt wurden bislang 36,2 Mio. Impfdosen verabreicht. Nach dem Start der Auffrischungsimpfungen im Dezember sind mittlerweile 62,6 Prozent der Bevölkerung geboostert. Die Zahl der täglich verabreichten Impfungen hatte sich in den vergangenen Wochen bei rund 12.000 eingependelt, Anfang Mai gab es jedoch noch mal einen deutlichen Schub bei der Boosterkampagne: Innerhalb einer Woche haben mehr als eine halbe Millionen Menschen eine Auffrischungsimpfung erhalten. Der Booster-Impfstoff „Soberana Plus“ wurde vor kurzem für Jugendliche in der Altersgruppe zwischen 12 und 18 Jahren freigegeben.
  • „Soberana“-Produktion in Italien: Das kubanische Finlay-Institut (IFV) hat ein Abkommen mit dem schweizerisch-italienischen Unternehmen Adienne Pharma & Biotech mit Sitz in Lugano und der italienischen Agentur für den wirtschaftlichen und kulturellen Austausch mit Kuba (AICEC) bekannt gegeben, in dessen Rahmen das kubanische Vakzin „Soberana 02“ in Italien „hergestellt, abgefüllt und verpackt“ werden soll. Wie der Direktor des IFV, Vicente Vérez, erklärte, solle der Impfstoff damit mittelfristig auch auf den europäischen und nordamerikanischen Markt gelangen können. Die italienische Seite hat dabei insbesondere Interesse an der Anwendung bei Kindern, da die kubanischen Vakzine (welche auf Basis von pädiatrischen Impfstoffen entwickelt wurden) hierfür als besonders geeignet gelten.
  • Pharmakongress in Havanna: Unterzeichnet wurde das Abkommen mit Italien auf dem Kongress „BioHabana 2022“ Ende April, bei dem insgesamt 18 Verträge auf pharmazeutischem Gebiet mit ausländischen Partnern geschlossen wurden. Bislang werden Kubas Covid-Impfstoffe auf Basis bilateraler Verträge in mehrere Länder exportiert, darunter Venezuela, Iran, Mexiko, Brasilien, Argentinien, Vietnam und Indien. Zuletzt unterzeichnete Nigeria eine Absichtserklärung für die lokale Produktion von kubanischen Vakzinen.
  • WHO-Zulassung macht Fortschritte: Das Zertifizierungsverfahren für den kubanischen Impfstoff „Abdala“ macht offenbar Fortschritte. Wie BioCubaFarma-Präsident Eduardo Martínez ankündigte, soll die Notfallzulassung durch die WHO in Kürze erteilt werden. Das Verfahren hätte sich bislang hingezogen, weil man angesichts knapper Ressourcen die Massenimpfung gegenüber dem Fokus auf eine schnelle Zulassung priorisiert habe. Zudem habe ein Upgrade des Herstellungsprozesses den Dokumentationsaufwand erhöht: Seit November 2021 wird Abdala in einer neuen Anlage in der Sonderwirtschaftszone Mariel hergestellt. „Das hat zu Verzögerungen geführt, da unsere Wissenschaftler die Dossiers entsprechend der Charakteristiken des neuen Produktionsstandorts aktualisieren mussten“, erklärte Martínez. „Nach der Prüfung des Dossiers können die WHO-Experten unsere Produktionsanlagen inspizieren“, kündigte Projektkoordinatorin Miladys Limonta Fernández an. Laut dem letzten Stand sind die WHO-Dossiers für Abdala fertig, während sich die Dokumente für „Soberana 02“ und „Soberana Plus“ noch in Vorbereitung befinden.
Titelblatt des Artikels zur Abdala-Studie (Quelle: The Lancet)
  • „Abdala“-Studie in „The Lancet“ erschienen: In der renommierten medizinischen Fachzeitschrift „The Lancet“ ist neuer Artikel zur Auswertung der Phase-I und II Studie von „Abdala“ veröffentlicht worden. Aus dem Beitrag (PDF) geht hervor, dass der Impfstoff in seinem klassischen dreidosigen Impfschema á 50 Mikrogramm sicher und gut verträglich ist sowie eine starke Immunreaktion gegen SARS-CoV-2 hervorruft.
  • Neue Impfstoffgeneration für mehr Übertragungsschutz: Die Anpassung der kubanischen Vakzine an die Omikron-Variante schreitet weiter voran, in Kürze soll die erste Erprobung an Tieren beginnen. Darüber hinaus arbeitet BioCubaFarma augenblicklich an einer gänzlich neuen Impfstoffgeneration, welche nicht nur schwere Verläufen verhindern, sondern auch einen besseren Übertragungschutz bieten soll.
  • Studie an unter zweijährigen: Bislang werden auf Kuba Kinder ab zwei Jahren gegen Corona geimpft. 97,6 Prozent in der Altersgruppe der zwei bis 18-jährigen sind nach jüngsten Daten vollständig immunisiert. Mit einer neuen Studie, an der 114.434 Kinder teilnehmen, soll die Impfung jetzt auch in der Altersgruppe zwischen dem ersten und zweiten Lebensjahr erprobt werden. „Dieser Eingriff wird frühere Studien zur Sicherheit und Immunogenität berücksichtigen, die in der pädiatrischen Altersgruppe durchgeführt wurden“, erklärte dazu die Wissenschafts- und Forschungsleiterin des kubanischen Gesundheitsministeriums (MINSAP), Ileana Morales Suárez. Durchgeführt werden soll die Studie in den Provinzen Camagüey und Cienfuegos, da dort bereits gute Ergebnisse in früheren Kinderstudien erzielt worden sind. Darüber hinaus wird in einer weiteren Studie die Übertragung der Immunität bei geimpften Schwangeren über passive Immunübertragung untersucht.

Weitere Entwicklungen

  • Warum war die Omikron-Welle auf Kuba so schwach?: Während Omikron weltweit für einen starken Anstieg der Fallzahlen und Hospitalisierungen gesorgt hat, war die jüngste Pandemiewelle auf Kuba kaum zu spüren. Anders als befürchtet musste kein neuer Lockdown verhängt werden, stattdessen konnte das gesellschaftliche Leben in den vergangenen Monaten kontinuierlich weiter hochfahren. BioCubaFarma-Präsident Dr. Eduardo Martínez führte in einem Artikel zu dem Thema fünf Gründe an, welche die relativ geringen Auswirkungen der Omikron-Welle auf Kuba erklären könnten:
    1. Als Omikron die Insel erreicht hat, waren bereits 90 Prozent der Bevölkerung mindestens erstgeimpft.
    2. Während die Impfung in anderen Ländern schon länger zurückliegt, war der Immunschutz durch den späteren Start der Impfkampagne in Kuba noch besser erhalten.
    3. In Kuba wurde von Anfang an im Rahmen eines Drei-Dosen-Schemas geimpft. „Die Bedeutung einer dritten Dosis für die Reifung der Immunantwort hat sich bestätigt, und zwar nicht nur in Bezug auf die Menge der Antikörper, sondern auch auf ihre Neutralisierungskapazität“, so Martínez.
    4. Die massive Impfung der pädiatrischen Bevölkerung (Kinder ab zwei Jahre) sei ein weiterer „Schlüsselfaktor und Unterschied zwischen Kuba und dem Rest der Welt“ gewesen.
    5. Die Boosterkampagne wurde durch Omikron beschleunigt und konnte bis Januar rund die Hälfte der Bevölkerung erreichen.
  • Kuba bildet Fachleute aus El Salvador aus: Im Rahmen eines neuen Abkommens will Kuba Experten für die Regulierung von Medikamenten aus El Salvador fortbilden. Wie der Leiter der Nationalen Arzneimitteldirektion von El Salvador, Noe Geovanni García Iraheta, erklärte, ziele das Abkomen darauf ab, „technische und wissenschaftliche Kenntnisse zu stärken“, um die Gesundheit der Bevölkerung seines Landes zu gewährleisten.

Quelle: Cuba heute