Miguel Díaz-Canel Bermúdez: Botschaft an den Gipfel der Völker

Lieber Manolo, liebe Kameradinnen und Kameraden, die am Gipfel der Völker teilnehmen:

Ich habe mich nicht geirrt, als ich sagte, dass ich nicht am Amerika-Gipfel teilnehmen werde, dass aber die Stimme Kubas dort zu hören sein wird.

Ihr seid unsere Stimme. Für die Revolution ist eines immer sehr klar gewesen: Wo immer Regierungen uns das Wort verweigern, werden die Völker da sein, um uns zu vertreten, um in unserem Namen zu sprechen.

Dies ist seit jenen Zeiten des Ministeriums der Kolonien der Fall. Es gab Regierungen, die vom Imperium dazu gedrängt wurden, die Beziehungen mit Kuba abzubrechen, und die dem Befehl ihres Herrn gehorcht haben, mit der ehrenwerten Ausnahme Mexikos.

Das ICAP, das heißt das Kubanische Institut für Völkerfreundschaft, ist aus dieser Erkenntnis heraus entstanden.

Solidarität ist nicht nur ein untrennbares Prinzip der revolutionären Vorgehensweise. Sie ist die großartigste Waffe für diejenigen, die wie wir an die Macht der Massen, an die tellurische Kraft der mobilisierten Völker und an den inspirierenden Kampf für die soziale Gerechtigkeit glauben.

Wo auch immer Völker kämpfen, wird Kuba zugegen sein. Und wo auch immer Kuba sei, werden die kämpfenden Völker zugegen sein.

Unser gegenwärtiger gemeinsamer Kampf hat seinen Ursprung in anderen Jahrhunderten und hat das Blut der besten Söhne und Töchter der Patria Grande, des großen gemeinsamen Vaterlands, gekostet. Er richtet sich gegen den Versuch der erneuten Kolonialisierung unserer Territorien von Amerika durch den mächtigen Nachbarn. Unser Kampf ist gegen den Geist der Monroe-Doktrin, die immer noch der Leitfaden und das politische Konzept der Vereinigten Staaten für unsere Region ist.

Unser Kampf ist gegen die imperiale Politik der Sanktionen und Bestrafungen für jene Regierungen, die sich ihr nicht unterwerfen. Er richtet sich gegen den Anspruch der US-Politiker, sich zu obersten Polizisten und Richtern zu erheben, die uns vorschreiben wollen, wer unsere Staatsoberhäupter und sogar unsere Zivilgesellschaft sein sollen.

Kuba war die erste lateinamerikanische Nation, die wegen Ungehorsam gegenüber dem Imperium aus den hemisphärischen Bündnissen ausgeschlossen wurde. Andere haben es schon früher versucht und wurden von Staatsstreichen, Diktaturen und transnationalen Terroranschlägen wie der Operation Condor überrollt.

Kuba wurde aus der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) ausgeschlossen, von seiner natürlichen Umgebung getrennt. Sie haben Invasionen finanziert und finanzieren immer noch verschiedene Aggressionen gegen die Revolution. Wir sind die ehrenvollen Überlebenden von 63 Jahren Blockade, und zur Schande dieses mächtigen Imperiums, das 30 Mal größer ist als unsere Insel, gehören wir zu den Ländern der Hemisphäre mit den besten Kennziffern in den Bereichen Bildung, Gesundheit und eigener wissenschaftlicher  Entwicklung.

Jetzt wird auch das solidarische Venezuela in arroganter Weise bestraft, indem es seiner Ersparnisse und seines Vermögens im Ausland beraubt und die Anerkennung seiner legitimen Regierung verweigert wird. Und sie greifen Nicaragua bösartig an, ein Land, das sie in der Geschichte schon so oft zu erobern versucht haben und dass sie einst mit einer von Washington stark unterstützten Diktatur unterjocht haben.

Die Völker wissen es. Die Völker haben ein Gedächtnis. Die Völker, die den Gipfel organisiert haben, den das Imperium verhindern wollte, und auch die würdigen Regierungen, die die Anklage nicht untergeschluckt und auch in unserem Namen gesprochen haben. Alle verstehen ganz genau, dass da, wo es einst eine bestrafte Nation gab, jetzt drei sind, und es morgen zehn sein werden; aber wenn die Völker eine Kette bilden, wird der Riese mit den Siebenmeilenstiefeln nicht durchkommen, der am Himmel entlanggeht und Welten verschlingt.

Dank dieses Verständnisses war der 9. Amerika-Gipfel nicht genau das, was sich seine Veranstalter vorgestellt hatten. Die Solidarität wurde auch dort anwesend, wo sie nicht eingeladen worden war, wo sie nicht erwünscht war.

Deshalb bitte ich euch, den Regierungen der Region, die sich entschieden gegen den Ausschluss Kubas, Venezuelas und Nicaraguas vom Amerika-Gipfel ausgesprochen haben, den aufrichtigen Dank auszusprechen.

Unsere besondere Anerkennung gebührt dem mexikanischen Präsidenten Andrés Manuel López Obrador, dem Premierminister von St. Vincent und den Grenadinen Ralph Gonsalves, dem bolivianischen Präsidenten Lucho Arce und der honduranischen Präsidentin Xiomara Castro sowie den vielen anderen karibischen und lateinamerikanischen Führungspersönlichkeiten und Delegationsleitern, die während des Gipfeltreffens selbst den Ausschluss Kubas und die kriminelle Blockade gegen unser Volk abgelehnt haben.

Nordamerika ist nicht der Feind. Das Nordamerika der Werktätigen, der indigenen Völker und der Einwanderer, die nicht nur einmal, sondern jeden Tag vom erbarmungslosen Imperium des Marktes ausgeschlossen werden, dieses Amerika, das ihr uns zeigt, rebellisch und aufmüpfig, proaktiv und solidarisch, wird nie unser Feind sein.

Danke Brüder und Schwestern, um uns zu zeigen, was die Mächtigen so lange zensieren und verbergen wollten.

Danke dafür, dass ihr den Ausgeschlossenen eine Stimme gebt. Danke dafür, dass ihr den Horizont mit Hoffnung ausmalt. Danke dafür, dass ihr uns wieder einmal bestätigt, dass eine bessere Welt möglich ist.

Quelle: Granma Internacional