Schläge und Demütigungen
Die Militärbehörden verstoßen in allen Phasen der Festnahme und Inhaftierung gegen geltendes Recht, angefangen von Festnahmen ohne Haftbefehl und dem Erzwingen von Geständnissen über Folter und andere Misshandlungen bis hin zu Verschwindenlassen, Repressalien gegen Familienangehörige und der Inhaftierung von Gefangenen ohne Kontakt zu Familie oder Rechtsbeiständen.
Ein erschreckendes Beispiel hierfür ist die Hinrichtung der vier Männer im Juli, die in unfairen Verfahren von einem Militärgericht zum Tode verurteilt worden waren. Unter ihnen befanden sich auch ein prominenter Demokratieaktivist und ein ehemaliger Parlamentsabgeordneter. Nach mehr als 30 Jahren wurden damit in Myanmar erstmals wieder Hinrichtungen vollstreckt. Der AAPP zufolge befinden sich noch mehr als 70 Personen im Todestrakt, und 41 weitere wurden in Abwesenheit zum Tode verurteilt.
Recherchen von Amnesty haben ergeben, dass Gefängnisbeamt*innen Häftlinge getreten, geschlagen und sogar mit Gewehrkolben oder Stromkabeln traktiert haben.
Gefangene berichteten von psychischer Folter in Form von Todes- und Vergewaltigungsdrohungen, um Geständnisse oder Informationen zu Aktivitäten gegen den Militärputsch zu erzwingen. Einer Person wurde ein Paket mit einer Bombenattrappe geschickt.
Mehrere ehemalige Häftlinge, die von Amnesty International befragt wurden, hatten Verletzungen bei anderen Gefangenen gesehen, darunter blutende Wunden, gebrochene Gliedmaßen und Schwellungen im Gesicht.
Die Hafteinrichtungen sind überfüllt. So berichtete eine Person, sie sei zusammen mit 50 Personen in einer Zelle untergebracht gewesen, die für zehn Personen bestimmt war. Häftlinge fanden zudem Insekten und Würmer in ihrem Essen.
Die Vernehmungsbeamt*innen begingen auch Sexual- und geschlechtsspezifische Straftaten. So wurden LGBTI an intimen Körperstellen untersucht, um „zu prüfen, ob sie männlich oder weiblich sind“, wie ein Häftling berichtete.
Demütigende und invasive Leibesvisitationen können den Tatbestand von Folter oder anderer Misshandlung erfüllen, insbesondere bei transgeschlechtlichen Gefangenen.