Kommuniqué der FARC-EP an Intellektuelle und Akademiker der Welt

Seit Anfang Dezember zirkuliert in Kolumbien ein Kommuniqué des Zentralen Generalstabs der FARC-EP um Iván Mordisco mit dem Titel „Aufruf an die Intellektuellen und Akademiker auf der Welt für den Frieden in Kolumbien“. Es erörtert in einer ausführlichen und auch sprachlich bemerkenswerten Weise die Möglichkeiten von Friedensgesprächen aus methodologischer Sicht unter Bezugnahme der strukturellen Ursachen des Konflikts. Damit wird wiederholt der Friedenswille gekennzeichnet und auch erste Vorschläge gebracht, wie der Dialog aussehen sollte. Damit unterstreicht die aufständische Bewegung ihren politischen Charakter nach Zusammenarbeit mit anderen Institutionen und Personen. Auszugsweise wollen wir das Kommuniqué der Öffentlichkeit darstellen.

Aufruf an die Intellektuellen und Akademiker auf der Welt für den Frieden in Kolumbien

„Wir von der FARC-EP sind seit mehr als sechs Jahrzehnten davon überzeugt, dass die Lösung des sozialen und bewaffneten Konflikts in unserem Land im Dialog mit breiten gesellschaftlichen Sektoren entwickelt werden muss.“

Und weiter:

„Trotz der Hoffnungen, die mit dem vorherigen Sekretariat vorangetriebenen Friedensprozess geweckt wurden, haben wir uns aufgrund grundlegender Probleme seines Ablaufs und fehlender Debatten über die strukturellen Ursachen des Konflikts entschieden, uns davon zu distanzieren. Aus diesem Grund haben wir Präsident Gustavo Petro nachdrücklich um Garantien für die Durchführung von Annäherungen gebeten, die es ermöglichen, klare und sachdienliche Kriterien festzulegen, die die notwendigen Bedingungen schaffen, um sich zusammenzusetzen und entscheidende Fragen zu diskutieren, die Jahrzehnte den bewaffneten Konflikt befeuert haben. Das ist der Sinn, den wir in unserem Aufruf zum totalen Frieden erkennen. Dies kann kein Eins-zu-Eins-Dialog zwischen der Regierung und den Aufständischen-Erben von Marulanda sein, sondern es muss ein breiter Dialog sein, der die unterschiedlichsten Sektoren des Landes zusammenbringt, einschließlich der Mehrheiten, die immer ausgeschlossen wurden, und selbstverständlich, die Intellektuellen, Akademiker und Fachleute einberuft, die sich für die Schaffung eines gerechteren, gleichmäßigeren, demokratischeren und folglich friedlicheren Landes einsetzen.

Wir glauben zunächst, dass es zwei große Ebenen gibt, bei denen Sie als Akademiker helfen können, dieses Szenario zu verwirklichen. Erstens müssen wir methodische Elemente diskutieren, damit ein solch ehrgeiziger Dialog fruchtbar ist und sich auf effektive und integrative Weise entwickelt. Auf einer zweiten Ebene gibt es die Schlüsselfragen, die dem bewaffneten Konflikt zugrunde liegen, das heißt die strukturellen Ursachen, auf denen so viele Forschungen und wissenschaftliche Dokumente beruhen und die sie identifiziert haben. Der Aufruf ist, aufzuhören, die Realität zu interpretieren und damit zu beginnen, sie zu transformieren.“

Im Folgenden widmet sich das Kommuniqué in Ausführlichkeit den beiden zentralen Punkten, den methodischen Elementen sowie den strukturellen Ursachen. Vor allem geht um die Partizipation der sozialen Bewegungen, besonders diejenigen, die in den Gebieten der Guerilla aktiv sind. Zum Entwerfen von methodischen Elementen sind zudem die Akademiker gefragt, die die FARC-EP einbeziehen möchte und von denen sie lernen kann. Der Abbau des Paramilitarismus und die Sicherheit der Guerilla sind weitere Überlegungen, die das Kommuniqué formuliert. Auch in den strukturellen Ursachen werden Bedingungen artikuliert, die für die FARC-EP von Bedeutung sind. Es sind altbekannte Punkte wie das Umsetzen einer Agrarreform, die der Aufgaben und Bedeutung der Streitkräfte, bisher eher als Armee gegen die eigene Landbevölkerung angesehen, aber auch die politische Partizipation des Volkes.

„In jedem einzelnen dieser Punkte hoffen wir auf ihre Beiträge und Erfahrungen, damit wir gemeinsam durch Dialog und respektvollen Austausch zum Aufbau einer gerechten und friedlichen Gesellschaft beitragen können. Umfassender Frieden bedeutet, die Rechte der städtischen und bäuerlichen Gemeinschaften zu verteidigen. Dies ist ein langfristiger Prozess, dessen Tempo nicht durch die Zyklen der Präsidentschaftspolitik beeinflusst werden kann: Dieser Dialog findet mit dem Staat als Ganzem statt und nicht mit den Regierungen an der Macht. Diese Veränderungen müssen über diese Regierung hinausgehen und eine Regierung darf nie wieder den Traum vom Frieden der Kolumbianer sabotieren. Das bedeutet, alle notwendigen Ressourcen und alle institutionellen Kapazitäten in den Dienst dieser großen Ziele zu stellen. Verlassen sie sich darauf, dass die FARC-EP demütig zu dieser großen humanistischen Aufgabe beiträgt.“

Eine brüderliche Umarmung für alle!

Zentraler Generalstab

Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens – Volksarmee

FARC-EP

Quelle: Widerstand in Kolumbien