Menschen statt Profite

ZLV Zeitung vum Letzeburger Vollek
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Nachdem er in den westlichen Konzernmedien wochenlang auf das Schärfste attackiert wurde, ist es mittlerweile wieder ruhig geworden um den Umgang der chinesischen Behörden mit der Coronapandemie. Zwar war der Podcast des Bayrischen Rundfunks noch Mitte Dezember mit »Proteste in China: Bröckelt das System?« betitelt, doch schon im ersten Satz wurde von der Gegenwarts- in die Vergangenheitsform gewechselt: »Es waren die größten Demonstrationen in China seit 30 Jahren.« Wahr ist der Satz freilich immer noch nicht, da Chinakenner davon ausgehen, daß es in der Volksrepublik jedes Jahr Zehntausende lokale Protestmanifestationen gibt – gegen mißliebige Bauvorhaben, gegen Umweltverschmutzung, gegen Korruption in staatlichen oder lokalen Behörden und Partei und gegen vieles mehr.

Auch sind die Erfolge der Pandemiebekämpfung in China, bei der seit drei Jahren Menschenleben vor Profit gehen, nicht zu übersehen:

Während in Luxemburg bis Anfang Dezember mehr als 300.000 Infektionen seit Pandemiebeginn registriert wurden und schon 1.151 Coronatote zu beklagen waren, gab es laut Weltgesundheitsorganisation WHO in China mit mehr als 1,4 Milliarden Menschen bei knapp 1,9 Millionen Infektionen nur 5.235 Tote – dank Massentests, kurzen, aber umfassenden Lockdowns bei lokalen Ausbrüchen und Einreisequarantänen.

In der chinesischen Sonderverwaltungszone Hongkong, in der die Null-COVID-Strategie nicht so konsequent angewandt wurde wie im Rest der Volksrepublik, forderte das Coronavirus signifikant mehr Tote.

Derweil gab es in den USA mit knapp 332 Millionen Einwohnern bis Anfang Dezember fast 100 Millionen bestätigte Infektionen und über eine Million Tote. Wären die chinesischen Behörden jedoch derart chaotisch, halbherzig und patronatsfreundlich vorgegangen, wie die US-amerikanischen, dann wären in der Volksrepublik (unter Berücksichtigung der Einwohnerzahl) mindestens 4,5 Millionen Coronatote – also mehr als 800-mal so viele wie tatsächlich – zu beklagen gewesen.

Nach fast drei Jahren Pandemie und strengen Maßnahmen gegen die Virusausbreitung war es ab Mitte November zu größeren Protesten in mehreren chinesischen Städten gekommen – inmitten eines Anstiegs der Infektionszahlen mit einem Maximum von rund 40.000 Ende November.

Doch schon vor diesen Protesten gab es in China Überlegungen zu möglichen Lockerungen, jedoch stets unter der Maßgabe, nicht Leben und Gesundheit der Menschen aufs Spiel zu setzen. Gemäß der letzten nationalen Richtlinien sollen Lockdowns nur noch über Gebäude, Wohneinheiten, Stockwerke oder Haushalte verhängt werden, und nicht mehr über ganze Bezirke, Straßen oder die gesamte Gegend. Auch brauchen Menschen, die zwischen Regionen reisen, keine Gesundheitscodes oder negative PCR-Tests mehr. Insgesamt sollen Zahl und Häufigkeit der Tests verringert werden.

Auch aus volkswirtschaftlicher Perspektive hat sich die Null-COVID-Strategie ausgezahlt: Die seit den 90er Jahren stetig gestiegene Jahreswirtschaftsleistung Chinas erreichte im vergangenen Jahr einen neuen Rekordwert von rund 17,7 Billionen US-Dollar. Und während sich insbesondere EU-Europa auf eine Rezession einstellt, wird das chinesische BIP im zu Ende gehenden Jahr auf 20,3 Billionen US-Dollar geschätzt.

Quelle: Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek