Israelische Armee tötet drei Geiseln trotz weißer Fahne

Übernommen von Zeitung der Arbeit:

Die Tode verdeutlichen den zerstörerischen Charakter des israelischen Angriffskrieges. Rufe nach einem Stopp der Kampfhandlungen werden auch in Israel selbst lauter.

Gaza/Tel Aviv. Am Freitag töteten israelische Soldaten irrtümlich drei Geiseln, die von der Hamas gefangengenommen worden waren. Diese seien im Zuge eines Gefechts „versehentlich als Bedrohung wahrgenommen worden“. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu bezeichnete den Tod der drei Personen als „unerträgliche Tragödie“. In einem Beitrag auf Twitter/X versprach die Armee am Freitag eine transparente Aufklärung des Vorfalls.

Diese Aufklärung lieferte schon bald neue Erkenntnisse über den Tod der Geiseln. Die drei Geiseln, allesamt ohne Hemden, hielten vor der Tötung ein an einen Stock gebundenes weißes Stück Tuch in die Luft. Das gilt als Schutzzeichen und als Symbol der Kapitulation, was gemeinhin bekannt und so auch in der Haager Landkriegsordnung festgeschrieben ist. Mit dieser weißen Fahne verließen die drei Personen ein Gebäude, einige Dutzend Meter entfernt von den israelischen Armeeangehörigen. Einer der Soldaten eröffnete dann das Feuer auf die Geiseln. Zwei Personen wurden sofort getötet, eine dritte konnte sich zunächst verstecken, wurde jedoch tödlich getroffen, nachdem sie wieder ins Freie getreten war. Den Angaben zufolge war ein Hilferuf auf Hebräisch zu hören.

Der Vorfall verdeutlicht, welchen Charakter der israelische Krieg gegen Gaza hat. Natürlich ist nicht davon auszugehen, dass die Soldaten, die die tödlichen Schüsse abfeuerten, auch wussten, dass es sich bei den Personen um israelische Geiseln handelte. Nichtsdestotrotz schossen die Soldaten auf Personen in ziviler Kleidung, die eine weiße Fahne schwenkten. Dass es sich um Zivilisten handelte, war für sie also klar erkenntlich. Der israelische Krieg hat das Ziel, den größtmöglichen Schaden anzurichten, ungeachtet aller zivilen Opfer – offensichtlich auch der „eigenen“.

Die Tode der Geiseln befeuerten auch in Israel Rufe nach einem Stopp der Kampfhandlungen und dem Start neuer Verhandlungen über die Freilassung von Geiseln. „Wir fühlen uns wie beim russischen Roulette“, sagte Ruby Chen, Vater einer 19-jährigen Geisel, am Samstag. „Sie haben uns erklärt, dass die Bodenoffensive die Entführten zurückbringen würde“, sagte Chen. Seitdem seien zwar Geiseln zurückgekehrt, „aber nicht lebendig“.

Am Freitagabend demonstrierten hunderte Personen vor dem Verteidigungsministerium in Tel Aviv und forderten ein schnelles neues Abkommen zur Freilassung der Geiseln. Nach Angaben der israelischen Armee befinden sich aktuell noch 129 Personen, die im Zuge der Militäroperation vom 7. Oktober entführt worden waren, im Gazastreifen.

Quellen: FAZ/ORF 

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