6. Oktober 2024

Nächstes Stelldichein in Ramstein

Übernommen von Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek:

Auf Einladung und unter der Regie von Pentagonchef Lloyd Austin wollen die westlichen Unterstützer der Ukraine im Krieg gegen Rußland heute auf der größten »Air Base« der USA außerhalb des eigenen Landes im deutschen Ramstein (bei Kaiserslautern in Rheinland-Pfalz) zusammenkommen. Luxemburg schickt einer am Donnerstag veröffentlichten Presseerklärung zufolge Ressortchefin Yuriko Backes und Generalstabschef Steve Thull. Die Ministerin plant offenbar, das bereits siebte Präsenstreffen der »Ukraine-Kontaktgruppe« in Ramstein vorzeitig zu verlassen, damit sie ab 14.30 Uhr am öffentlichen Rekrutengelöbnis in Petingen teilnehmen kann, auf dem sich General Thull laut Presseeinladung von seinem Vize Oberst Pascal Ballinger vertreten läßt.

Presseberichten zufolge wird auch der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski heute nach Ramstein kommen, um die erwarteten »Regierungs- und Militärvertreter aus bis zu 50 Staaten« davon zu überzeugen, Kiew weitere Mittelstreckenwaffen zu liefern und ihm zu erlauben, diese zu Angriffen im russischen Hinterland zu nutzen.

Damit war der seit einem Jahr als ukrainischer Kriegsminister amtierende Gründer des Investmentunternehmens ASTEM, Rustem Umjerow, erst vor wenigen Tagen in Washington offenbar gescheitert. Zwar sagte Pentagonchef Austin nach dem Treffen mit Umjerow, er werde sich auf dem Treffen der Kontaktgruppe für den weiteren Ausbau der ukrainischen Luftabwehr einsetzen, jedoch zitierte der US-amerikanische TV-Sender CNN einen hochrangigen Pentagonbeamten mit der Aussage, Kiew könne in nächster Zeit keine größeren Lieferungen der gewünschten ATACMS-Raketen erwarten. Sie seien in den Arsenalen der USA-Streitkräfte nur noch in begrenzter Zahl vorhanden, und die Nachproduktion brauche viel Zeit. Schon zuvor hatte es aus dem Pentagon geheißen, Rußland habe die meisten seiner Kampfflugzeuge auf Stützpunkte außerhalb der Reichweite der US-amerikanischen ATACMS-Raketen zurückgezogen, so daß die von Kiew geforderte Ausweitung der Angriffsziele militärisch zwecklos sei.

Ergänzend schrieb nun die Londoner »Financial Times«, USA-Präsident Joe Biden habe sich gegenüber Beratern besorgt gezeigt, Kiew wolle sein Land in einen dritten Weltkrieg hineinprovozieren. Die Zeitung beruft sich dabei auf ein kürzlich erschienenes Buch des Washingtonkorrespondenten der »New York Times«, David E. Sanger.

Thema auf der USA-Basis dürfte auch Selenskis Regierungsumbildung sein. Nicht weniger als sieben Mitglieder des Kiewer Kabinetts, darunter Außenminister Dmitro Kuleba, wurden seit Dienstagabend zum Rücktritt genötigt. Und dann sind da ja noch der zuletzt sehr erfolgreiche Vormarsch russischer Truppen im Donbass und der erste Ende August vom Kiewer Generalstab eingestandene Absturz einer der gerade erst in den Dienst der Ukraine gestellten Kampfjets vom US-amerikanischen Typ F-16.

Seit dem ersten Ramstein-Treffen am 26. April 2022 kamen die westlichen Unterstützer der Ukraine 24 Mal unter US-amerikanischer Führung zusammen. Die meisten Gespräche der Kontaktgruppe fanden allerdings als Videokonferenz statt.

Quelle: Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek

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