Übernommen von KOMintern:
Statistisch gesehen arbeiten Frauen mit 2. November, dem österreichischen Equal Pay Day 2025, bis Jahresende gratis. Das heißt, rein rechnerisch haben männliche Kollegen bis heute also durchschnittlich schon so viel verdient, wie weibliche Kolleginnen in Österreich aufgrund der geschlechtsspezifischen Lohnschere bis Ende des Jahres verdient haben werden. Rechnete man, wie zur Veranschaulichung des Equal Pay Days Usus, die vorrangig weibliche „Zwangs-“Teilzeit nicht heraus, fiele der EPD sogar bereits auf Ende August.
Erst wenn am Ende des Jahres alle – egal ob Mann oder Frau – im Schnitt gleich hohe Beträge am Jahres-Lohnzettel stehen haben, wäre der „Equal Pay Day“ der 31. Dezember. Die Schere zwischen den Löhnen und Gehältern von Frauen gegenüber Männern klafft demgegenüber jedoch ungebrochen massiv auseinander. In Lohn und Brot stehende Kolleginnen verdienen nach wie vor über 16% weniger als ihre männlichen Kollegen. Womit (ganzjährig vollzeitbeschäftigte) weibliche Werktätige über das Jahr im Durchschnitt um 10.323 Euro weniger verdienen. Über das Erwerbsleben gerechnet liegen die Einkommensscheren im Land bei exorbitanten rund einer halben Million Euro (den unmittelbar daraus folgenden Pensions-Gender-Gap miteinberechnet, sogar bei zuletzt sage und schreibe an die 800.000 Euro weniger an Einkommen). Trotzdem Frauen etwa bei den Bildungsabschlüssen nicht nur aufgeholt, sondern ihre männlichen Kollegen sogar bereits überflügelt haben.
In Kalendertagen ausgedrückt arbeiten Frauen in Österreich sonach ab heute im Schnitt 60 Tage, oder exakt 2 Monate, gratis – und damit einen bloß läppischen Tag weniger als im Vorjahr. Und in zahlreichen einzelnen Bundesländern ist die Lohndiskriminierung sogar noch höher. So fiel der Equal Pay Day in Vorarlberg bereits auf den 10. Oktober (oder bemisst sich mit einer Lohnschere von 22,7% auf 85 Tage oder knapp 3 Monate). Aber auch Oberösterreich (19. Oktober) oder Tirol (25. Oktober), bzw. auch Niederösterreich (1. November) sowie andere Bundesländer hatten aufgrund ihrer noch über dem gesamtösterreichischen Schnitt liegenden Lohn- und Gehaltskluft ihren Equal Pay Day, der sich in Österreich über die Bundesländer insgesamt heuer von 10. Oktober bis 22. November streckt, schon nochmals früher. Und für weibliche Beschäftigte mit Migrationshintergrund klafft die Lohnschere noch ein gutes Stück weiter auseinander und weist mit rund 25% sogar eine Lohndiskriminierung von einem satten Viertel auf.
Und die österreichische Lohnschere ist wie in den letzten Jahren auch medial etwas stärker ins Bewusstsein trat, auch noch vergleichsweise beschämender. Dahingehend schneidet Österreich auch international besonders schlecht ab – und belegt seit Jahrzehnten einen der hintersten Plätze in Europa.
Um noch eine Facette trister ist die Lage unserer Kolleginnen mit Migrationshintergrund/Migrationsgeschichte, die zu ihrer Lohnschere als Frauen auch noch einer migrantischen Einkommensdiskriminierung unterliegen und mit einem Lohn-Gap von 25% überhaupt nur 3/4 ihrer Kollegen verdienen. Sie sind zudem noch öfter a-typisch beschäftigt und sind ein Mehrfaches in Leiharbeit und in befristeten Jobs betroffen.
Dieses tiefe Lohngefälle hat aber nicht nur massive bis drastische akute Armutswirkungen, wie Niedriglöhnerei, Armutsgefährdung und ein regelrechtes Abrutschen in Armut trotz Arbeit, sondern befördert auch von Neuem manifeste materielle Abhängigkeiten der Frauen von Männern und zeichnet vielen Kolleginnen schnurstracks den Weg in die Altersarmut vor.
Um die spezifische geschlechtliche Lohnschere, sprich: Differenz in der durchschnittlichen Bezahlung von Frauen und Männern zu veranschaulichen, fußen die Berechnungen des Equal Pay Days auf den durchschnittlichen Bruttojahresbezügen der ganzjährig Vollzeitbeschäftigten. Nicht enthalten sind folglich Teilzeitbeschäftigte und die grassierende „Zwangs-“Teilzeit für Frauen sowie diversen Prekarisierungen. „Berücksichtigt man auch Teilzeitbeschäftigte, die noch dazu in den meisten Fällen weiblich sind (in Österreich arbeitet die Hälfte der Frauen in Teilzeit)“, so das Momentum Institut vor drei Jahren, „schnellt der GPG (Gender Pay Gap) auf satte 36 Prozent hoch. Zieht man diese beträchtliche Einkommensschere zur Errechnung des EPD heran, landen wir [2022] mit etwa 131 unbezahlten Arbeitstagen von Frauen beim 22. August“, errechnete Momentum seinerzeit – und wird auch heuer bei rund einem 1/3 liegen. Nun lässt sich eine solche Berechnung aus statistischer Perspektive, der es um die sogenannte „bereinigte Lohnlücke“ geht (d.h. unter Herausrechnung der Einflüsse die sich aus der unterschiedlichen Art der Beschäftigung ergeben), natürlich mit Fragezeichen versehen – was aber nichts an den Arbeits- und Lebensrealitäten ändert. Denn die Diskriminierung beginnt bei der Einstellung, den Tätigkeitsbereichen, den Beschäftigungsformen, den Gehaltseinstufungen, strukturellen Benachteiligungen usw. usf. – sowie den Einkommensdifferenzen der unterschiedlichen Beschäftigungssektoren (Stichwort: sogenannte „Frauenbranchen“ wie Handel oder Care-Sektor).
Umso mehr gälte es denn auch, diesem Skandal in den aktuellen KV-Runden vom Handel, über die Reinigung zur Sozialwirtschaft als davon besonders betroffene Berufsgruppen konsequent und kämpferisch entgegenzusteuern. Nach dem, gelinde gesagt, Fehlstart der Metaller und des öffentlichen Dienstes und dem Affront der Vertreter der Sozialwirtschaft, noch nicht einmal die Inflation abgelten zu wollen, liegt es nun an den Genannten die Kohle aus dem Feuer zu holen. Zumal über den eklatanten Gender Pay Gap in jenen sogenannten „Frauenbranchen“ hinaus, heute rund 50% aller weiblichen Beschäftigten teilzeitbeschäftigt sind – bei Müttern mit Kindern unter 15 Jahren sogar rund 75%. Aber auch Teilzeitbeschäftigte zahlen ganze Energierechnungen, Einkäufe und Mieten und trifft die volle Inflation. Zusätzlich braucht es mit dem Ziel einer „kurzen Vollzeit“ für alle einer Anhebung der Einkommen für Teilzeitlerinnen per genereller gesellschaftlicher Arbeitszeitverkürzung.
Quelle: KOMintern

