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Werkbank im Westen

Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek

Übernommen von Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek:

Seit ihrer Marktöffnung in den späten 70er und frühen 80er Jahren war die Volksrepublik China den Konzernführungen westlicher Multis und deren Sachwaltern in den jeweiligen Regierungen als gigantischer Absatzmarkt und als »Werkbank der Welt« hochwillkommen. Als es darum ging, sich dort gesundzustoßen – dem deutschen VW-Konzern, der über 30 Fabriken in China betreibt, gelang es sogar zweitweise, zum größten Autokonzern der Welt aufzusteigen –, wurde im Westen in Kauf genommen, daß China seit 1949 von der Kommunistischen Partei regiert wird.

Doch als sich die Geschicke des Landes unter Führung der KPCh anders entwickelten, als im Westen erhofft (»Wandel durch Handel«), es gelang, die industrielle Revolution, die im Westen vor gut 200 Jahren begann, in wenigen Jahrzehnten nachzuholen und westliche Konzerne in vielen Bereichen einzuholen, in manchen sogar zu überholen, wurden die »kommunistischen Machthaber« in Beijing, die nun auch noch als selbstbewußte Weltmarktakteure auftraten, zum Problem.

So auch für Marc Goergen von der aussterbenden Art der Piraten-Deputierten (neben den drei hiesigen gibt es im Rest der Welt noch weitere zehn Piratenabgeordnete in nationalen Parlamenten, vier in Tschechien, sechs in Island). Also wurde wenige Tage nach dem Inkrafttreten der neuen EU-Vorgaben zur Regulierung Künstlicher Intelligenz (abgekürzt KI oder englisch AI) folgende Suggestivfrage an Wirtschaftsminister Lex Delles gestellt: »Wird der Luxemburger Staat den chinesischen Investoren die Firma Circuit Foil überlassen oder ist geplant, Anteile an dieser strategisch interessanten Firma im Bereich KI zu übernehmen?«

In der seit Mittwoch vorliegenden Antwort heißt es, Circuit Foil sei »eine private Firma«, die heute Skylake Equity Partners, einem in Südkorea aufgelegten Investmentfonds, gehöre. »Dieser Fonds hat einen Prozeß begonnen, Circuit Foil zu verkaufen«, bestätigt der Minister, betont aber, eine definitive Transaktion von Circuit Foil, bei der die nationale und die Gesetzgebung der EU einzuhalten seien, sei noch nicht zustandegekommen. Bei einem Verkauf könnten der Screeningmechanismus der EU für ausländische Direktinvestitionen sowie deren Regulierungen für ausländische Subventionen und für Halbleiterprodukte zur Anwendung kommen.

Da es bei Fragesteller wie Minister offenbar noch immer nicht angekommen ist, daß so manche Werkbank mittlerweile im Westen und nicht mehr in China steht, sei daran erinnert, daß die Volksrepublik technologisch in vielen Bereichen aufholt. Zu Jahresbeginn sorgte DeepSeek weltweit für Schlagzeilen: Gerade hatte der neue alte USA-Präsident Trump Investitionen in dreistelliger Milliardenhöhe in KI-Rechenzentren angekündigt, um die vermeintliche Dominanz der USA in dieser Branche noch ein paar Jahre zu behaupten, da teilte die Hangzhou DeepSeek Artificial Intelligence Basic Technology mit, ihr neues KI-Produkt erziele für einen Bruchteil dieser Summe gleiche oder bessere Resultate. Und der chinesische Telekomausrüster Huawei entwickelt mittlerweile Chips, die den kleinsten und modernsten westlicher Produktion sehr nahekommen. Technologisch holt die Volksrepublik flächendeckend auf.

Zu ihrem 75. Geburtstag berichtete die »South China Morning Post« gestern vor einem Jahr, chinesische Hersteller von Elektroautos, die unter anderem in der EU Werke errichten wollen, setzten auf die lokale Endmontage aus der Volksrepublik zugelieferter Module. Chinas Vorsprung in Forschung und Entwicklung solle vor den neugierigen Blicken der Europäer geschützt werden.

Quelle: Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek

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