Frieren und sparen für … Profite

In der rezenten Tripartite, deren teils zweifelhafte Resultate bekanntermaßen die größte Gewerkschaft des Landes dazu brachte, sich dagegen zu stellen, war unter anderem festgehalten worden, daß ein Rabatt an der Tankstelle von 7,5 Cent pro Liter Kraftstoff bis zum kommenden Juli gelten soll. Gestern erklärte Mobilitätsminister Bausch, es habe sich dabei um eine Art Beruhigungsmaßnahme gehandelt, die faktisch nichts bringe, da die dicken Geldbörsen ihre SUVs weiterhin großzügig betanken könnten, während die Haushalte, welche knapp bei Kasse sind, aus dieser Maßnahme keinen nennenswerten Nutzen zögen.

Ein Umbau der Energieversorgung sei der bessere Weg. Natürlich ist er das und das war er auch schon vor 40 Jahren. Zeit genug, um die Energieversorgung und auch die Antriebe von Fahrzeugen ins aktuelle Jahrhundert zu hieven, genau wie andere gesellschaftliche Herausforderungen, wie etwa die Arbeitswelt.

In der Pandemie wurde plötzlich erkannt, daß viele Möglichkeiten schon längst bestehen, um in zahlreichen Berufszweigen die ständige physische Präsenz von Beschäftigten an einem bestimmten Ort und damit auch deren An- und Abreise dorthin überflüssig zu machen und damit nicht nur den Unternehmen Kosten für Büros etc. einzusparen, sondern auch die Lebensqualität vieler Menschen deutlich zu heben, deren Potential allzu oft von einem Damoklesschwert der Arbeitsatmosphäre überwacht wurde. Kaum jedoch war die Pandemie nicht mehr akut, wurde fast überall in alte Gewohnheiten zurück verfallen: Der Streß war wieder da, die morgendlichen Staus auch. Ähnlich verhält es sich mit der Energieversorgung. Jetzt, wo ein Konflikt, der seit Jahrzehnten mutwillig am Kochen gehalten wurde eskaliert ist, stellt man fest, daß die Energieversorgung dummerweise in vielen Fällen nicht ohne »den Russen« geht, wie man heute wieder zu sagen pflegt.

Und obwohl es eigentlich noch gar keine nennenswerten Engpässe bei der Versorgung mit Gas oder anderen Produkten aus Rußland gibt, weil ersteres eben immer noch weiter fließt und die überfallene Ukraine fürs Durchleiten vom Aggressor auch immer noch einen guten Obolus erhält, schnellen die Preise in die Höhe, je lauter Kiew neben Waffen auch nach Embargos schreit. Die reine Spekulanz treibt derzeit den Menschen an den Tankstellen, beim Heizung aufdrehen oder im Supermarkt an der Kasse die Sorgenfalten in die Stirn, während die entsprechenden Konzerne einen wahren Geldregen erfahren.

Doch anstelle diesem Gebaren Einhalt zu gebieten und die Preise zu regulieren, präsentiert die EU-Politik ihre Bevölkerung der hemmungslosen Gier der Profiteure auf dem Silbertablett und schwadroniert von autofreien Sonntagen, wie die Bürger beim Heizen und Essen sparen können oder von weniger als 5 Minuten Duschen im Kampf gegen Putin. Denn dieser ist es ja schließlich, der für die aktuelle Preisrunde verantwortlich ist. Oder doch nicht?

Wer noch immer glaubt, das Ende der Fahnenstange sei mit einem, hoffentlich baldigen, Ende des bewaffneten Konflikts erreicht, dem wird vielleicht entgangen sein, daß nicht nur durch den Abbruch von Unternehmen wie Nordstream horrende Kosten vor der Tür stehen, die genauso aus den Taschen der Steuerzahler kommen werden müssen, wie die Umstellung auf US-amerikanisches Fracking-Gas, welches nicht nur auf bestialische Art der Natur entnommen wird, sondern auch noch aufwendig hergebracht werden muß. Während also etwa deutsche Altpräsidenten, wie Joachim Gauck erklären, jetzt müsse für die Demokratie gefroren werden, baut sich die Fracking-Industrie in den USA wahrscheinlich bereits Geldspeicher, die Dagobert Duck zur Ehre gereichen würden.

Quelle: Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek