Frei Parken – nicht nur für Krankenhausclowns

Vergangene Woche hat der Konsumentenschutz die jüngsten »drastischen« Erhöhungen der Gebühren für die Benutzung von Parkplätzen und -häusern mehrerer Spitäler heftig kritisiert und erklärt, es sei »erschreckend, wie sich auf diese Art und Weise auf Kosten der Patienten beziehungsweise Besucher bereichert wird«.

Es könne nicht angehen, daß beispielsweise Notfall- oder Ambulanzpatienten – die bekanntlich immer länger auf ihre Behandlung warten müßten – sowie Eltern, Angehörige oder Freunde von stationären Patienten für einen dreistündigen Aufenthalt im Spital neun Euro an Parkgebühren berappen müssen, oder daß man selbst Eltern bei einem längeren Krankenhausaufenthalt ihres Kindes Tag für Tag Parkgebühren von 21 Euro und mehr »abzockt«, so der Konsumentenschutz.

In einer Reaktion auf die ULC-Kritik hat die Direktion der Hôpitaux Robert Schuman erklärt, die Spitäler seien sich bewußt, daß die derzeitige Situation »nicht ideal« für Patienten und Besucher sei, weswegen mittlerweile über reduzierte Parktarife für die Besucher von Langzeitpatienten und über eine Gebührenbefreiung für Ambulanzpatienten nachgedacht werde.Die Gesundheitsministerin zieht es offenbar vor, sich – in einem Jahr mit Chamberwahlen – möglichst aus der ganzen Sache herauszuhalten. Lydia Mutsch betont, die Parkplätze der Krankenhäuser würden weder über den »Fonds hospitalier« mit staatlichen Geldern, noch von der Gesundheitskasse CNS mit Versicherungsbeiträgen subventioniert, weshalb sie sich finanziell selbst tragen müßten.

Bei den Diskussionen über die in der Tat skandalös hohen Parkgebühren wurde einem gewichtigen Aspekt bisher keine Aufmerksamkeit geschenkt: dem positiven Effekt auf die Genesung des Patienten, den ein Krankenhausbesuch unbestreitbar hat.

Schon als der asbl »Ile aux clowns« – deren mittlerweile sieben Krankenhausclowns mehr als 10.000 Patienten pro Jahr aufheitern und für ein paar Minuten von der unvermeidbaren Monotonie des Krankenhausalltags ablenken – im Herbst 2013 das Aus drohte, hätte die CNS einspringen müssen, um diesen auch aus medizinischer Sicht höchst sinnvollen Dienst zu retten.

Statt dessen hat man es damals der Fondatioun Kriibskrank Kanner, dem Hilfs- und Pflegedienst HELP, der »öffentlichen Einrichtung« Servior, einer Unternehmensberatungsfirma und einer großen Wirtschaftskanzlei überlassen, jeweils 25.000 Euro zur Gründung einer Trägergesellschaft bereit zu stellen, damit die »Ile aux clowns« weitermachen konnte.

Wenn man nicht nur den Krankenbesuch eines Clowns, sondern auch den von Angehörigen, Freunden und – vor allem bei kleineren Kindern – von Eltern als der Genesung des Patienten zuträglich ansieht, dann müßte der Gesundheitskasse ein solcher Besuch doch neun Euro für drei Stunden Parkplatzmiete (oder 21 Euro für einen ganzen Tag) wert sein. Zumal schon eine einzige medikamentöse »Zwischenlösung« bei Einschlafproblemen teurer sein dürfte…

Oliver Wagner

 

Aus: Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek