Rassisten am Mount Rushmore

In den USA halten die Massenproteste gegen Rassismus und Polizeigewalt an. In New York haben Demonstranten am Nationalfeiertag, dem 4. Juli, mehrere Sternenbanner verbrannt – unter anderem im Zentrum Manhattans unweit des »Trump Towers« . Auch in anderen Großstädten, darunter Los Angeles und Chicago, gab es Manifestationen. In Baltimore, dem »Inspirationsort« für die Nationalhymne der USA, rissen Demonstranten eine Kolumbus-Statue vom Sockel und warfen sie kurzerhand ins Wasser des Hafenbeckens.

USA-Präsident Trump hatte bereits am Vorabend des »Unabhängigkeitstages« enthemmt gegen die Anhänger der »Black Lives Matter« -Bewegung (BLM) gehetzt – wohl insbesondere, um im Wahlkampf von seinem kläglichen Versagen in der Coronaviruskrise abzulenken : Mehrere Bundesstaaten veröffentlichten in der vergangenen Woche täglich neue Rekordzahlen von Infektionen und Toten.
Während einer Jubelshow am Mount Rushmore in South Dakota verharmloste Trump abermals die Pandemie und blies zum Angriff auf BLM : »Wir haben damit begonnen, die radikale Linke, die Marxisten, die Anarchisten, die Unruhestifter und Plünderer zu besiegen« , tönte er.

Bereits zuvor hatte Trump antirassistischen Denkmalstürmern mit »langen Haftstrafen für diese gesetzlosen Taten gegen unser großartiges Land« gedroht und sie als »Vandalen und Anstifter (…) in Wahrheit aber in gewisser Weise Terroristen« bezeichnet.

Die heute nach dem mit Goldschürfrechten reich gewordenen New Yorker Anwalt Charles Rushmore benannte Hügelkette wurde von den Lakota, einer Stammesgruppe der Sioux, »Die Sechs Großväter« oder auch »Der Berg des Pumas« genannt. Das auch als »Heiligenschrein der Demokratie« bezeichnete Nationaldenkmal der USA, das die vier Präsidenten George Washington, Thomas Jefferson, Theodore Roosevelt und Abraham Lincoln zeigt, stammt von einem gewissen Gutzon Borglum.

Der Sohn eines dänischen Einwanderers war ein Führungsmitglied des Ku-Klux-Klan, das die indigene Urbevölkerung der USA verachtete und bei der Planung des 18 Meter hohen Reliefs mehrfach auf die rassistische Klan-Ideologie Bezug nahm.
Die vier von einem fanatischen Rassisten in Granit gehauenen Präsidenten stehen für unterschiedliche Entwicklungsstufen des US-amerikanischen Kapitalismus bzw. Imperialismus.

Die sogenannten »Gründerväter« Washington und Jefferson waren selbst reiche Sklavenhalter und Großgrundbesitzer. Lincoln, der uns von der herrschenden Geschichtsschreibung als gütiger Einzelkämpfer gegen die Sklaverei verkauft wird, ermöglichte tatsächlich die Ausdehnung des Kapitalismus der Nordstaaten auf die südlichen Sklavenhalterstaaten.

Und Roosevelt, den Trump eigenen Angaben zufolge verehrt, weil er im Jahr 1898 »die berühmten Rough Riders zum Sieg bei San Juan Hill führte« , repräsentiert das imperialistische Stadium der kapitalistischen Entwicklung in den USA, das mit der kriegerischen Übernahme spanischer Kolonien in ihrem künftigen »Hinterhof« einherging.

Zwar ist der »Freistaat Puerto Rico« bis heute nichts anderes als eine verarmte USA-Kolonie, die ökonomisch ausgebeutet wird, doch »San Juan Hill« befindet sich seit der Revolution von 1959 in befreitem Gebiet – und ist im sozialistischen Kuba nur noch als »Alturas de San Juan« bekannt.

Oliver Wagner

Quelle:

Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek