Nein zu Gewalt an Frauen: Für Selbstbestimmung und Gleichstellung!

Wenige Tage vor dem Internationalen Tag zur Bekämpfung von Gewalt an Frauen bereiten sich Frauen weltweit auf Aktionen, Proteste und Kundgebungen vor. Dieses Jahr stehen die Proteste unter dem Vorzeichen der Pandemie und den Auswirkungen der kapitalistischen Wirtschaftskrise. Trotz der schwierigeren Bedingungen versuchen Frauen den öffentlichen Protest in Zeiten von Versammlungs- und Kontaktbeschränkungen zu verteidigen, indem sie neue und kreative Protestformen erproben. Denn für die Frauen gibt es auch in diesem Jahr viele Gründe, sich gegen die ökonomische Ungleichheit und gegen männliche, patriarchale Gewalt und Machtverhältnisse aufzulehnen: Vergewaltigung, Ausbeutung, Diskriminierung, fehlende gleichberechtigte Teilhabe an Arbeit, Bildung, Politik und Gesellschaft, Frauenhandel, sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz und Machtausübung im Namen der „Ehre“ und „Tradition“. Der Körper der Frau wird erneut zur Zielscheibe der reaktionär-patriarchalen Politik – aktuell in Polen durch die geplante Verschärfung des Abtreibungsgesetzes.

Häusliche Gewalt nimmt zu!

Vor wenigen Tagen, am 10. November, stellte das Bundesfamilienministerium eine aktuelle Auswertung des Bundeskriminalamts zur Gewaltbetroffenheit von Frauen in Deutschland vor. Das Ergebnis ist alarmierend: 2019 gab es mehr als 141.000 Opfer von häuslicher Gewalt. 81% Prozent davon Frauen. Das waren rund 1000 mehr als 2018. Demnach wird an fast jedem dritten Tag in Deutschland eine Frau von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet. Alle 45 Minuten wird eine Frau Opfer von „vollendeter“ und versuchter, gefährlicher Körperverletzung. Frauen werden bedroht, genötigt, geschlagen, getreten, vergewaltigt, missbraucht und getötet – dort, wo sie eigentlich am sichersten sein sollten: In der eigenen Wohnung. 2019 kamen 117 Frauen und 32 Männer wegen häuslicher Gewalt zu Tode.

Mehr Schutz bei häuslicher Gewalt – Frauenhäuser besser ausstatten!

Die Wirkungen der fehlenden Gleichberechtigung von werktätigen Frauen, alleinerziehenden Müttern und Hausfrauen haben sich mit der Pandemie noch mehr vertieft. Mit der Schließung von Kinderbetreuungsplätzen und Schulen wurde die Frage der Betreuung – mit wenigen Ausnahmen – auf die Frauen abgewälzt. Im Lockdown (ob mit oder ohne Quarantäne-Auflagen) mussten Frauen und Mütter ihre Arbeitszeiten reduzieren oder vollständig aufhören zu arbeiten, damit sie die Kinder betreuen konnten. Es gab immer mehr traditionelle Arbeitsteilungen zwischen Frauen und Männern. Es waren häufiger Frauen, die ihre Arbeitszeiten reduzierten oder ganz zu arbeiten aufhörten, um die Kinder zu betreuen. Das Zuhause, das unsere Gesundheit schützen soll, wurde für immer mehr Frauen zu einem gefährlichen Ort. Durch Lockdown und häuslicher Isolation sind Fälle von Gewalt gegen Frauen gestiegen – nicht aber die Zahl der Plätze in den Frauenhäusern. In Deutschland gibt es 350 Frauenhäuser, das sind rund 6.800 Plätze. Jährlich suchen in Deutschland etwa 16.000 Frauen mit fast ebenso vielen Kindern Zuflucht in einem Frauenhaus. Tausende verharren vor den Türen der Hilfseinrichtungen, weil es einfach keine freien Plätze gibt. Nach aktuellen Schätzungen fehlen mehr als 14.600 Schutzplätze für Frauen, insbesondere in Ballungsgebieten, heißt es weiter im Bericht des Deutschen Bundestags aus 2019.

Lohnarbeit und klassische Rollenverteilung

In Deutschland nehmen immer mehr Frauen eine Arbeit auf. Jedoch zu einem Lohn, der nicht zum Auskommen reicht. Der Niedriglohnsektor mit ca. 8 Millionen Beschäftigten ist eine Domäne der Frauenbeschäftigung – bestimmt durch unsichere Beschäftigungsverhältnisse, Teilzeit, Minijobs und Arbeit auf Abruf. Frauen arbeiten unter Bedingungen, die kaum bzw. keine Verbesserung ihrer sozio-ökonomischen Lage mitbringt. Ganz im Gegenteil: Die Zunahme der Frauenbeschäftigung geht Hand in Hand mit einem Festhalten an traditionellen Rollenbildern. Statt die Betreuungs- und Sorgearbeit gesellschaftlich zu organisieren, wird sie auf die Frauen abgewälzt. Ihre finanzielle Abhängigkeit wird zudem missbraucht für sexuelle Übergriffe. Dass sind Beispiele für ökonomische Gewalt: Frauen bleiben finanziell abhängig, können kein freies und selbstbestimmtes Leben aufbauen, ihre Arbeitskraft wird ausgenutzt und niedrig entlohnt. Sie bleiben in patriarchalen Machtstrukturen gefangen.

Für Selbstbestimmung und Gleichberechtigung

Der Kampf gegen Gewalt an Frauen ist daher unzertrennlich vom Kampf für Gleichberechtigung. Gewalt gegen Frauen ist keine Privatangelegenheit, kein Tabu und kein Schicksal, dem sich die Frauen beugen müssen. Der 25. November ist daher ein Tag, an dem wir aufstehen und gegen Gewalt, Sexismus, Ausgrenzung und Ausbeutung protestieren.

  • Gewalt und Belästigung in der Arbeitswelt verbieten. ILO Konvention 190 umsetzen!
  • Umsetzung der Istanbuler Konvention!
  • Ausweitung von Hilfs- und Schutzeinrichtungen für hilfesuchende Frauen
  • Gleiches Entgelt für gleiche und gleichwertige Arbeit!
  • Gleichstellung in der Politik sowie in allen Bereichen des sozialen und wirtschaftlichen Lebens!

Quelle: DIDF – Nein zu Gewalt an Frauen: Für Selbstbestimmung und Gleichstellung!