Überraschung in Peru

In Peru hat ein Außenseiter die erste Runde der Präsidentschaftswahlen gewonnen. Der Kandidat der Partei Perú Libre (Freies Peru), die sich als marxistisch-leninistisch definiert, erreichte mit gut 19 Prozent der Stimmen den ersten Platz in einem mit 18 Bewerberinnen und Bewerbern zersplitterten Kandidatenfeld. Er wird sich am 6. Juni einer Stichwahl mit dem oder der Zeitplatzierten stellen müssen.

Das scheint nach Auszählung von 94,5 Prozent der Stimmen Keiko Fujimori zu sein. Die  Tochter des inhaftierten Exdiktators Alberto Fujimori liegt bei 13,3 Prozent. Aber auch zwei weitere Kandidaten haben noch Chancen auf den zweiten Platz und damit die zweite Runde. Aktuell auf dem dritten Platz liegt der weit rechts stehende Unternehmer Rafael López Aliaga mit 11,7 Prozent, praktisch gleichauf gefolgt von dem rechtsliberalen Unternehmer Hernando de Soto mit nach aktuellem Stand ebenfalls 11,7 Prozent. Enttäuschend schnitt die Kandidatin des Linksbündnisses Juntos por el Perú (Gemeinsam für Peru), Veronika Mendoza, ab. Sie kam auf 7,8 Prozent und damit nur auf dem sechsten Platz. Mendoza war unter anderem von der Peruanischen Kommunistischen Partei unterstützt worden.

Der führende Kandidat Pedro Castillo stammt aus der Ortschaft Puña in der Andenregion Cajamarca. Er arbeitete als Lehrer auf dem Land und kam 2017 zu überregionaler Bekanntheit, als er an der Spitze eines mehr als zwei Monate andauernden Lehrerstreiks stand und den radikalen Flügel der Lehrergewerkschaft SUTEP anführte. Schon damals wurde ihm vorgeworfen, Verbindungen zur maoistischen Guerillaorganisation „Leuchtender Pfad“ zu pflegen. Medienberichten zufolge stand er zwischen 2005 und 2017 allerdings an der Spitze der Provinzorganisation von „Perú Posible“ (Mögliches Peru) des neoliberalen Präsidenten Alejandro Toledo.

Seine heutige Partei Perú Libre bezeichnet sich als „marxistisch-leninistisch-mariateguistisch“, wobei sich letzteres Attribut auf José Carlos Mariátegui bezieht, den Gründer der ersten marxistischen Partei in Peru. Ihr Generalsekretär Vladimir Cerrón konnte aufgrund rechtlicher Probleme nicht selbst antreten, unterstützte aber die Kandidatur seines Genossen Castillo. Auf Twitter kommentierte er in der Nacht zum Dienstag: “Die zweite Runde wird der Ausdruck des Klassenkampfes sein, dessen Existenz sie so sehr geleugnet haben. Die extreme Rechte, die sich die Reichtümer des Volkes angeeignet hat, steht der Linken gegenüber, die sie dem Volk zurückgeben wird.”

Im Wahlkampf forderte Castillo die Einberufung einer verfassunggebenden Versammlung, um den „Neoliberalismus abzubauen“. Je zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts sollen künftig für Gesundheit und Bildung aufgewendet werden, zudem sollen die Bodenschätze nationalisiert werden. Kritisiert wird von Linken allerdings seine negative Haltung gegenüber der feministischen Bewegung.

Quellen: Prensa Latina, ONPE, Perú Libre / RedGlobe

Aktualisiert am 13. April 2021, 08:45 Uhr