Kämpfe im Süden Kolumbiens zwischen Strukturen der FARC-EP

Auch wenn die Nachrichtenlage schwierig ist, gerade von Seiten der aufständischen Bewegung, so ist davon auszugehen, dass es im Süden Kolumbiens in der Provinz Nariño schwere Kämpfe zwischen den beiden großen Strukturen der FARC-EP gibt. Auf der einen Seite versuchen die Einheiten von Gentil Duarte, die im Westlichen Koordinationskommando und dem Befehl von alias „Jhon“ und „Iván Mordisco“ stehen, ihre Kontrolle zu behalten, auf der anderen Seite dringen Einheiten der FARC-EP, Zweites Marquetalia, mit ihrer Struktur des westlichen Militärblocks „Alfonso Cano“ vor. Die Strukturen des Zweiten Marquetalias unterstehen dem Kommando von Iván Márquez.

Laut einiger Medien soll es dabei bis zu 50 Tote gegeben haben. Auch wenn diese Zahlen sicherlich übertrieben sein dürften, so sind die Auseinandersetzungen zwischen den unterschiedlichen Strukturen der FARC-EP im Zuge von Kontrolle über diverse Gebiete in der letzten Zeit angewachsen. Dabei versucht vor allem das Zweite Marquetalia Strukturen von bisher eher losen dissidentischen Gruppen der FARC-EP zu übernehmen. Stark ist das Zweite Marquetalia vor allem mit ihrem Westlichen Block Alfonso Cano in den Gemeinden Barbacoas, Magüí Payán und Roberto Payán, sowie in San Andrés und Tumaco.

Diese Gruppe wurde in den ersten Monaten des Jahres 2020 durch eine Spaltung innerhalb der dissidentischen FARC-Struktur der „Oliver Sinisterra“ Front (FOS) gegründet. Der Kommandant alias „Allende“, einer der Oberbefehlshaber des FOS, verriet dabei den Anführer der Gruppe alias „El Gringo“ und ging eine strategische Allianz ein, um den Westlichen Block Alfonso Cano aufzubauen. Dabei wurde er zuvor durch alias „El Paisa“ ermuntert und unterstützt, der sich wohl eine Zeitlang in der Region aufgehalten haben soll. So kam es daraufhin zu Kämpfen zwischen den nun rivalisierenden Gruppen, wobei die ursprünglich mal starke FOS arg geschwächt wurde.

Auf der anderen Seite konsolidierte sich das sogenannte Westliche Koordinationskommando (CCO) mit seinen unterschiedlichen zusammengefassten Strukturen. Hierzu gehören im Süden die mobile Kolonne „Jaime Martínez“ neben den Fronten „Carlos Patiño“, „Rafael Aguilera“ (ehemals Teile der 30. Front der alten FARC-EP) und „Franco Benavides“ (ehemals Teile der 29. Front der alten FARC-EP). Sie dringen von Norden (Cauca) aus nach Süden (Nariño) vor und unterstützen sich oftmals gegenseitig in ihren Angriffen gegen andere rivalisierende Strukturen der FARC-EP, ELN und paramilitärische Gruppen.

Andere Nachrichten über den bewaffneten Konflikt in Kolumbien gibt es zudem aus dem Norden des Landes. So sind bei einem Sprengstoffangriff der FARC-EP auf eine Polizeistation in der Großstadt Cúcuta zwölf uniformierte Männer und zwei Zivilisten verletzt worden. Kämpfe gab es auch in Catatumbo in der Provinz Norte de Santander. In Tibú kam es zu einem Angriff der 33. Front „Mariscal Antonio José de Sucre“ der FARC-EP auf Truppen 30. Brigade der Armee. Dabei wurde unter anderem ein Soldat getötet und mehrere verletzt. Die 33. Front gehört derzeit zu den aktiven und wachsenden Strukturen der FARC-EP, hier mit Gentil Duarte alliiert.

In Saravena, Arauca, gibt es Aufregung um ein Kommuniqué der 28. Front „José María Córdoba“ vom 29. August, in dem unter anderem die Führungspersonen von indigenen Gruppen bedroht werden. Auslöser sind angeblich begangene Diebstähle, wobei es hauptsächlich um territoriale Kontrolle und unterschiedliche Auffassungen von Rechtsprechung geht. Mit dem Entstehen der aufständischen Bewegung gibt es Konflikte mit Indigenen, weil die jeweiligen Rechtsprechungen konträr zu den territorialen Ansprüchen stehen. Auch die 28. Front steht unter dem Kommando von Gentil Duarte und Iván Mordisco.

Quelle: Widerstand in Kolumbien – Kämpfe im Süden Kolumbiens zwischen Strukturen der FARC-EP