Peter Brandt: Falsche Angst lähmt Friedensbemühungen

Peter Brandt, der zu den 69 Erstunterzeichnern des von Linkspolitikerin Sahra Wagenknecht und der Feministin Alice Schwarzer initiierten Friedensmanifests gehört, verteidigt den inzwischen von über einer halben Million Deutschen unterzeichneten Appell. “Die Angst vor dem Beifall von der falschen Seite lähmt ebenso wie die Furcht vor Kritik aus den eigenen politischen Reihen”, betont der Historiker in einem Interview mit der überregionalen Zeitung “nd.Der Tag” (Mittwochausgabe) anlässlich des ersten Jahrestages des Ukraine-Krieges.

Der Krieg habe in seinen Augen einen Doppelcharakter: “Er ist erstens ein legitimer Verteidigungskrieg der Ukraine und er ist zweitens eine Auseinandersetzung zwischen Russland einerseits und den USA und der Nato andererseits.” Der Versuch, mithilfe der Nato die Krim für die Ukraine zurückzuerobern, würde “eine dramatische Eskalation” bedeuten, warnt Brandt. Waffenstillstand und Friedensschluss, der für keine der beiden Kriegsparteien ein Siegfrieden sein werde, möchte Brandt gern mit einer Erneuerung des Konzepts gemeinsamer Sicherheit in Europa verbunden wissen, wie es in den 80er Jahren entwickelt wurde und ansatzweise zum Tragen kam.

Die Wiederherstellung staatlicher Integrität der Ukraine sieht Brandt nicht im Kontrast zu einer Souveränitätseinschränkung hinsichtlich Bündniszugehörigkeit. Der Geschichtsprofessor erinnert in diesem Kontext: “Österreich hätte den Abzug der vier Besatzungsmächte 1955 nicht erreicht, wenn es sich nicht zu dauerhafter Paktfreiheit verpflichtet hätte.”

Quelle: nd.Der Tag / nd.Die Woche via Presseportal