Das umweltschädlichste Verkehrsmittel der Welt

ZLV Zeitung vum Letzeburger Vollek
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Weder die Einschränkungen zur Eindämmung der Coronaviruspandemie, noch die darauf folgenden, auf Personalmangel zurückzuführenden Ausfälle auf den Flughäfen und schon gar nicht die wegen der antirussischen Wirtschaftssanktionen der USA und der EU gestiegenen Treibstoff- und Energiekosten, die den Luftfahrtsektor beeinträchtigt haben, konnten dem Verkehr mit Privatjets etwas anhaben. Der ist in den letzten drei Jahren stark gestiegen und war von 2020 bis 2022 ursächlich für den Ausstoß von mehr als 5,3 Millionen Tonnen Kohlendioxid, heißt es in einer von Greenpeace bei der niederländischen Umweltberatungsfirma CE Delft in Auftrag gegebenen Studie, die am Donnerstag veröffentlicht wurde. Demnach stieg die Zahl der Flüge im »Businessflugzeug« in EU-Europa im vergangenen Jahr um 64 Prozent auf 572.806.

Schon 2021 habe das Niveau der Privatflüge wieder das von vor der Coronakrise erreicht. Die Flüge im Jahr 2022 hätten fast 3,4 Millionen Tonnen Kohlendioxidemissionen verursacht, was der Jahresmenge von 555.000 Einwohnern der EU entspreche, heißt es in der Studie. Kleinere Betreiber von Privatjets hat die EU von ihrem Emissionshandel befreit, der ansonsten für Luftverkehrsunternehmen obligatorisch ist.

In der Pressemitteilung von Greenpeace Luxemburg heißt es, hierzulande sei die Zahl der Flüge im Privatjet im vergangenen Jahr sogar um 67 Prozent auf 2.767 gestiegen. Zusammen mit den beiden Vorjahren bedeute das fast eine Verdopplung. Weiter wird kritisiert, bei mehr als der Hälfte (55 Prozent) der Privatjetflüge in EU-Europa habe es sich im vergangenen Jahr um Kurz- oder Extremkurzflüge gehandelt, bei denen pro Flug weniger als 750 Kilometer zurückgelegt wurden. Vom Findel aus seien die meisten Privatjets nach Genf, Paris und London geflogen – und damit zu Zielen, »die auch mit dem Zug erreichbar sind«. Die mit 72 Kilometern kürzeste Strecke für den Privatflugverkehr vom oder zum Findel war wie gehabt die zum Aéroport Metz Nancy Lorraine. 2022 wurde der größte Flughafen Lothringens 29 Mal von einem Privatjet angeflogen.

Zusammen mit Greenpeace Europa fordert die luxemburgische Sektion der Umweltschutzorganisation ein EU-weites »Verbot von Privatjets, ein Verbot von Kurzstreckenflügen und die Einführung einer Kerosinsteuer«. Zur Begründung hieß es, die wachsende Zahl von Flügen mit Privatjets sei »alarmierend« und stehe »in völligem Widerspruch zu dem, was uns die Klimawissenschaft rät – nämlich den Kohlendioxidausstoß sofort zu reduzieren, um eine totale Katastrophe zu verhindern«.

Deutlicher als je zuvor zeige der soeben veröffentlichte neue Bericht des Weltklimarats IPCC, »daß wir den exzessiven Konsum von fossilen Brennstoffen dringend drosseln müssen«. Mehr als 60 Prozent des weltweit genutzten Erdöls werde für den Verkehr verwendet, erklärte Frédéric Meys von Greenpeace Luxemburg. Die sofortige Reduzierung der mit Erdöl angetriebenen Verkehrsmittel sei eine Notwendigkeit, »angefangen mit einem Verbot von extrem umweltschädlichen Privatjets, die wertvolle Energie verschwenden und schädliche Treibhausgase ausstoßen, die dem Klima, der Umwelt und der Gesundheit schaden«. Es sei höchste Zeit »für eine Null-Toleranz-Politik gegenüber unverantwortlichen großen Umweltverschmutzern«.

Quelle: Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek